Axel Ranisch ("Dicke Mädchen", "Ruhm") inszeniert einen augenzwinkernden Mix aus Coming-of-Age- und Coming-Out-Film. Der Protagonist, ein waschechter Couch-Potato, entdeckt seine Homosexualität, während seine Mutter im Sterben liegt.

Hanno (Heiko Pinkowski) und sein pubertierender Sohn Florian (Frithjof Gawenda) haben sich voneinander entfremdet. Während Hanno im Schwimmbad schuftet, möchte Florian von Sport nichts wissen. “Dicke Kinder sind schwerer zu kidnappen”, steht auf einer Postkarte, die er neben seinem Bett an die Wand gepinnt hat.

Mutter Monika (Christina Große) bekräftigt seine Lebenseinstellung. Gemeinsam tanzen sie zur Musik von Schlagerstar Christian Steiffen. Bis Monika nach einem Schlaganfall ins Koma fällt. Überlebenschance: Null. Für Vater und Sohn ein harter Schlag. Das ungleiche Paar muss sich im Leben arrangieren. Als sich Florian in Turmspringer Radu (Robert Alexander Baer) verliebt, ist das Chaos perfekt.

Sein Vater ist mit der Situation überfordert, Dilettantisch versucht er, Florian beim Spaghetti-Essen über die Risiken beim Analsex aufzuklären. Unglücklicherweise sitzt sein Schützling Radu mit am Tisch, der die Gefühle seines Sohns nicht erwidern kann. Herzerfrischende Schenkelklopfer sind garantiert.
Denn Ranisch kann sich auf einen hervorragenden Cast verlassen, der seine Figuren durchweg ernst nimmt. Der missverstandene Rabenvater, der pummelige Sprößling, die einfühlsame Mutter, der osteuropäische Turmspringer mit Hang zur Kleinkriminalität. Nicht zu vergessen, der Schnulzensänger, der sich selbst spielt. Last but not least: In einem deutschen Film über Homosexualität darf natürlich Rosa von Praunheim nicht fehlen.

Würde der Regisseur keine schwarz-weißen Stereotypen bedienen, sondern der Realität entnommene Charaktere zeichnen, wäre sein Film wohl der deutsche Arthouse-Hit dieses Herbstes. Das Handlungskonstrukt ist glaubhaft, die Dramaturgie betont feinfühlig. Doch beim Sprung vom Zehn-Meter-Turm gerät Ranisch’ Film ob seiner eindimensional gestrickten Figuren in leichte Schräglage, was ihm die Höchstnoten kostet.

D 2013, R: Axel Ranisch, D: Christina Große, Heiko Pinkowski, Frithjof Gawenda, 98 Min, FSK 12.

Am Mittwoch, den 23. Oktober zeigen die Passage Kinos um 19:30 Uhr in einer Preview “Ich fühl mich Disco” (Kinostart 31.10.13) in Anwesenheit von Regisseur Axel Ranisch und Darsteller Christian Steiffen.

Begleitet wird die Preview von einer Warm-Up Party am Dienstag, 22. Oktober, 20 Uhr (Goldhorn Leipzig Ecke Eisenbahnstraße/Elisabethstraße) rund um eine rollende Discokugel. Die Bordbesatzung dieses Gefährts bringt Glitzer ins herbstliche Grau und zeigt genauso wie Anarcho-Schlagersänger Christian Steiffen im Film: Wenn am Horizont Regenwolken aufziehen können Paillettenkostüme, Discomusik und lautes Singen die Welt wieder freundlicher aussehen lassen.

Als Ort der Lebensbejahung versorgt der Glitzerwohnwagen Neugierige und Passanten mit guter Musik und stimmungsaufhellenden Getränken. Mit passenden Kostümen aus dem Wohnwagen-Fundus können Tanzfreudige die innere Dancing Queen von der Leine lassen. Am Mikrofon können Karaoke-Fans sich an Disco-Klassikern versuchen. Die ganz Mutigen sind eingeladen, ihre Interpretation von Christian Steiffens Filmsong ICH FÜHL MICH DISCO vor laufender Kamera zum Besten zu geben und so am Songcontest des Films teilzunehmen.

Impressionen und Info der fahrenden Disco-Kugel unter:
www.facebook.com/ichfuehlmichdisco

Die Seite zum Film:
www.disco-film.de

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