Zeitgenössisches Sprechtheater auf die Leinwand zu transportieren, ist eine hohe Kunst. Epische Stoffe wie Rolf Hochhuths Holocaust-Lehrstück "Der Stellvertreter" oder Arthur Millers "Hexenjagd", die erst im Kino ihre geballte Wucht entfalten, sind selten geworden. John Wells hat sich an Tracy Letts' Generationen-Tragödie "Im August in Orange County" gewagt.

Im Mittelpunkt steht der Konflikt von Violet Weston (Meryl Streep) mit ihren drei Töchtern Barbara (Julia Roberts), Karen (Juliette Lewis) und Ivy (Julianne Nicholson). Nachdem Familienvater Beverly (Sam Shepard) auf rätselhafte Weise verstirbt, kehren Barabara und Karen das erste Mal nach langer Zeit zurück in die Provinz Oklahomas. Dazu gesellen sich Violets Schwester Mattie Fae (Margo Martindale) und ihr Gatte Charles (Chris Cooper) sowie deren Sohn Little Charles (Benedict Cumberbatch) zu der Trauerfeier.

Eigentlich möchten alle Beteiligten das Stelldichein schnell und unkompliziert hinter sich bringen. Doch Matriarchin Violet lässt sich zu zynischen Bemerkungen hinreißen, die ihre Gäste pünktlich zum Leichenschmaus dunkle Geheimnisse ans Tageslicht bringen lassen.

John Wells inszeniert Letts’ Bühnenstück als wortgewaltiges Familiendrama. Alle Figuren agieren gegeneinander. Jeder ist sich selbst der Nächste. Starke Schauspieler, allen voran Julia Roberts und Meryl Streep, machen das nicht enden wollende Dialog-Gewitter halbwegs erträglich. Wells inszeniert jedes Wort, jede Zeile der literarischen Vorlage.

Wer Streep und Roberts bei einer tollen Performance zusehen möchte, möge sich den Film anschauen. Psychologische Tiefenschärfe und unvorhersehbare Wendungen darf man von “Im August in Osage County” jedoch nicht erwarten.

USA 2013, R: John Wells, D: Julia Roberts, Meryl Streep, Ewan McGregor, Chris Cooper, Juliette Lewis, Abigail Breslin, Benedict Cumberbatch, Sam Shepard, 121 Min, FSK 12.

Filmstart ist der 6. März, zu sehen im CineStar und den Passage Kinos.

Die Seite zum Film:
www.tobis.de/film/im-august-in-osage-county

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