Endlich. Endlich kommt das Buch "awesome - the netherlands" heraus. Hat ganz schön gedauert. Warum dieses wirklich faszinierende Projekt nicht schneller abgeschlossen wurde, beantworten Antje Schaper und Paul Altmann im Interview mit Volly Tanner und laden gleichzeitig zur Premieren-Party.

Hallo Antje und Paul. Endlich ist nun am 24. August Release von „awesome – the netherlands“ im Kapitaldruck Leipzig. War ja ein langer Weg. Wieso hat’s denn so gedauert?

Schaper/Altmann:
Wir freuen uns sehr auf den 24. August, denn das Buch ist endlich da und wir haben, wie du schon festgestellt hast, ein langes Projekt zum Abschluss gebracht.

Wir könnten einfach sagen: „De laatste loodjes wegen het zwaarst.“

Das Crowdfundingprojekt ist in unserem Falle einfach ganz vom Ursprung zu sehen. Wir wollten ein Buch machen und brauchten dafür die finanziellen Mittel. Als wir das Geld zusammenhatten, begann im Prinzip erst der Arbeits- und Findungsprozess und da gab es durchaus einige Entwicklungen und Neuerungen, die vorher so nicht abzusehen waren.

Wir haben nun ein Buch, das neben den Fotografien mit 22 Kurzgeschichten bestückt ist. Außerdem konnten wir eine Übersetzerin für unsere Idee begeistern welche den kompletten Textteil des Buches ins Englische übersetzte. Das ist supertoll, dadurch war aber einfach auch ein Umdenken notwendig.

Wir müssen an dieser Stelle einfach auch unseren lieben Mitarbeitern danken, die uns so bereichert, unterstützt und mit voller Kraft und Hingabe begleitet haben. So eine Zusammenarbeit können wir nur jedem wünschen.

Insbesondere gilt Dank: Christina Hünsche, die für das Lektorat verantwortlich war und ein Nachwort zum Buch geschrieben hat, Patricia Stadié, die alle textlichen Inhalte in die englische Sprache übersetzte und Sebastian Kiss, der eine Rezension über unsere fotografische Arbeit schrieb. Und natürlich danke an die Autoren Anna Schöning, Gerald Ridder und Tobias Rentzsch, die uns mit wunderbaren Geschichten beglückten und unsere fotografische Idee um eine zweite, sehr spannende Ebene erweitert haben.
Bis man selber zufrieden ist und alle produktionstechnischen Details abgeklärt sind, vergeht einfach Zeit. Für uns ist es dennoch rund. Wir haben genau zwei Jahre Projektzeit zu verzeichnen und blicken zufrieden auf eine lange und sehr erfahrungsreiche Zeit zurück.

In der Waschzettelei zum Buch schreibt Ihr: „Phantastisch, toll, stark, affengeil, spitze, super, ehrfurchtgebietend oder einfach nur »awesome«. Alles, was über dem Durchschnitt liegt, wird mittlerweile mit »AWESOME!!« bewertet – einem Modewort, das aus dem amerikanischen im deutschen Wortschatz gelandet ist. Sein inflationärer Gebrauch zeigt gleichzeitig, was heutzutage immer mehr zählt – man muss sich freikämpfen vom Mittelmaß, einzigartig sein.“ Wie soll dies denn genau gehen?

Schaper/Altmann:
Einzigartig sind wir ja alle per se, nur muss dieser Druck, dies auch rund um die Uhr unter Beweis zu stellen und der ganzen Welt mitzuteilen, künstlich erzeugt werden? Wir denken, es muss nicht immer alles überzogen dargestellt werden, um Gültigkeit zu erlangen. Es zählen auch die kleinen Schritte die jeder tut, die kleinen Dinge die uns glücklich machen. Wir möchten mit unserer Arbeit und Intention hinter der Idee „Awesome – The Netherlands“ darauf aufmerksam machen.

Warum aber die Niederlande? Die liegt doch – schon allein höhentechnisch – eher unterm Durchschnitt.

Schaper/Altmann: Wir wollten unseren Nachbar auf eine andere Weise darstellen, als die auf ihnen lastenden Klischees. Wir wollten andere Sachen zeigen, als kiffende Deutsche im Urlaub auf Hollandrädern, die zum Zeltplatz fahren, oder Niederländer, die immer alles superklassetoll finden.

Wir stellen mit der Kombination von „Awesome“ und „The Netherlands“ dem Buch eine Behauptung voran, die es dem Inhalt schwer macht dem auch gerecht zu werden. Dadurch stellen wir uns selber unter den Druck, die Erwartungen des Rezipienten zu erfüllen und müssen uns freikämpfen. Dies gelingt uns durch den eigenen Blick auf die unscheinbaren Dinge und Situationen des Alltags und einem Hauch Ironie.

Zur Release solls ja auch eine kleine Lesung geben, wer liest denn genau und warum?

Schaper/Altmann: Es werden Anna Schöning, Tobias Rentzsch, Gerald Ridder und Patricia Stadié lesen.
Dabei sind die drei erstgenannten Autoren, die Kurzgeschichten zu unseren Fotografien geschrieben haben, welche als Erweiterung der Bildinterpretationen ins Buch eingeflossen sind. Patricia Stadié ist unsere Übersetzerin, die alle Textinhalte auch ins Englische gebracht hat. Sie übernimmt dann das Lesen einiger englischer Kurzgeschichten.

Die Idee der Kombination von Bild und Textmaterial ist für uns ein wesentlicher Gedanke des Buches. Wir möchten den Rezipienten nicht allein lassen mit unseren Bildern und seinen Gedanken und Empfindungen dazu. Die Autoren erzählen auf eine spannende und humorvolle Art ihre eigene Geschichte und zugleich eine neue Interpretation zu den Fotografien. Unsere Sicht auf die Dinge ist so individuell und vielfältig, dass es nicht nur die eine Wahrheit gibt.

Und vor allem, wer ist euer Publikum – das hatte ich ja schon mal im ersten Interview mit euch gefragt, nun aber zum Buch, wer speziell sind eure Leser?

Schaper/Altmann: Die erste Auflage des Buches hat ihr neues Zuhause ja schon fast gefunden. Ein Großteil der Exemplare geht an unsere Unterstützer und Freunde.

Der Hybrid aus klassischem Fotobuch und Kurzgeschichten-Sammlung öffnet uns sicher einen Weg in beide Kreise und bringt uns eine interessante Position zwischen ihnen. Durch die Zweisprachigkeit öffnen wir die Auseinandersetzung mit unserer Arbeit über die Grenzen Deutschlands hinaus. Im Prinzip sprechen wir alle Bücherfreunde an.

Wo gibt es denn dann das Buch zu kaufen? Wird es noch weitere Buchvorstellungen geben?

Schaper/Altmann: Eine kleine Restauflage von 20 Stück kann man direkt bei uns erwerben. Aufgrund der kleinen Menge von 120 Exemplaren, die wir in Eigenregie produzieren konnten, ist ein großer Vertrieb noch nicht möglich. Wir werden unser fertiges Buch bei Fotobuch-Preisen einreichen und Verlagen vorstellen. Mal schauen ob es so vielleicht bald eine zweite Auflage geben kann.

Weitere Präsentationen des Buches sind derzeit in Planung. Die genauen Infos kann man bald auf unserer Website finden.

Die Finanzierung lief über das Crowdfunding-Portal VisionBakery. Wie waren eure Erfahrungen? Würdet Ihr diesen Weg weiterempfehlen?

Schaper/Altmann: Wir sind froh, diesen Weg eingeschlagen zu haben. Mit der VisionBakery waren wir natürlich zufrieden.

Uns fiel ab Startschuss des Projektes auf der Plattform auf, dass uns dies nun täglich begleiten wird, und zwar in einem riesigen Maß an Marketing. Die Erstellung eines Projektes ist die eine Seite, die ganze damit verbundene Arbeit, die andere. Und der zweite Teil, hat es durchaus in sich gehabt. Doch das Durchhalten hat sich gelohnt. Wenn man so etwas machen will, muss man sich einfach nur darüber klar sein, wie viel Hintergrundarbeit einen noch erwartet, damit es auch erfolgreich wird.

Es war sicher nicht immer leicht, aber am Ende konnten wir es positiv abschließen. Crowdfunding ist ein neuer Weg, eigene Ideen durch private Unterstützungen umsetzen zu können. Wer einen Traum hat, sollte sich vor dieser Möglichkeit nicht scheuen.

Ja, wir würden es wieder tun.

Danke für das Gespräch.

Schaper/Altmann: Sehr gerne. Wir danken dir!

So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar