Nun hat der Bursche Geburtstag - aber wie kann man da mitfeiern? Nicht jeder Leipziger hat eine Eintrittskarte bekommen für die mittlerweile selbst vom deutschen Feuilleton staunend wahrgenommenen Aufführungen des "Rings für Kinder", der "Feen", des "Liebestraums" und des "Rheingolds". Nicht jeder kann sich ein Ticket leisten. Bleibt Wagner auch 2013 wieder elitär?

Das ist eine berechtigte Wagner-Frage. Er hätte auch seine Familie recht grimmig zusammengestaucht, wenn er sehen würde, was aus seiner Idee eines Festspielhauses in Bayreuth geworden ist. Da sitzt nicht das Volk, das er einst mit seinen Festspielen beglücken wollte. Der Spagat, den Kunst eigentlich leisten müsste, leistet sie auch 140 Jahre nach dem Richtfest für Wagners Traum in Bayreuth nicht. Obwohl sie hoch subventioniert ist. Die Preise im Opernhaus reichen von 12 bis 73 Euro. Für Leipzig-Pass-Inhaber gibt es 50 Prozent Rabatt.

Eingeladen für den großen Festakt am 22. Mai, Wagners Geburtstag, wird auch eher nicht das Volk. Wie heißt es so schön in der Einladung der Stadt Leipzig? – “Der Festakt der Stadt Leipzig zum 200. Geburtstag Richard Wagners findet am 22. Mai um 11 Uhr in der Oper statt. Dazu werden hochrangige Vertreter aus Politik, Kultur und Gesellschaft erwartet. Die Teilnahme am Festakt ist nur für geladene Gäste möglich.” Der Wagner-Preis wird verliehen, Opernchor und Gewandhausorchester bekommen zu tun. Die Presse darf sich auch anmelden.

“Aus Sicherheitsgründen wird es im Umfeld der Oper Absperrungen geben. Eine Zufahrt zur Tiefgerage Augustusplatz ist möglich.” Wagner hätte sich vielleicht scheckig gelacht. Vielleicht auch nicht. Es ist genau dieses prominente Zeremoniell, das den Burschen so abgehoben und vereinnahmt erscheinen lässt.

Da kann man froh sein, dass es ein paar Kontrapunkte gibt in der Festwoche, die offiziell vom 16. bis 26. Mai angesetzt ist. Punkte, an denen das nicht prominente Volk dabei sein darf. Vor allem an einem Tag: Mittwoch, 22. Mai, dem offiziellen Geburtstag.
Der erste Schauplatz: die Klinger-Treppe am Dittrichring, wo seit zwei Jahren der von Max Klinger entworfene Sockel für das erste geplante Leipziger Wagner-Denkmal steht.

Hier wird an diesem Tag aus Anlass des 200. Geburtstages von Richard Wagner das neue Richard-Wagner-Denkmal enthüllt. Für das Denkmal wird eben dieser Sockel der sogenannten Klinger-Treppe im nordwestlichen Teil des Promenadenringes zwischen “Runder Ecke” und Richard-Wagner-Platz genutzt.

Der Realisierung des Denkmals ging ein Künstlerwettbewerb im Jahr 2011 voraus. Die Jury stimmte mehrheitlich für den Entwurf des renommierten Künstlers Stephan Balkenhol (geb. am 10. Februar 1957 in Fritzlar, seit 1992 Professor an der Akademie der bildenden Künste in Karlsruhe). Sein Entwurf überzeugte auf Grund der Vielschichtigkeit. Auf dem Sockel steht die Figur Richard Wagners vor einer übergroßen Schattensilhouette, die sowohl an den Entwurf von Max Klinger als auch an die ambivalente Rezeption Richard Wagners erinnert. Die Figur ist ein Bronzeguss in Lebensgröße. Der mit dunkler Patina überzogene Schatten aus Bronze ist etwa vier Meter hoch. Mit der Aufstellung des Denkmals wird der Stadtratsbeschluss RBIV-1716/09 vom 16.09.2009 umgesetzt.

Die Umsetzung des Siegerentwurfs wurde mit der vollständigen Finanzierung über die Einwerbung von Spenden durch den Wagner Denkmal Leipzig e. V. möglich. Die Skulptur ist ein Geschenk an die Stadt Leipzig.
Die feierliche Einweihung des neuen Denkmals beginnt am Mittwoch, 22. Mai, um 9:30 Uhr und dauert etwa bis 10:15 Uhr. Erleben kann man dabei als Rede-Künstler: Oberbürgermeister Burkhard Jung, Dr. Nike Wagner, künstlerische Leiterin Kunstfest Weimar, Prof. Stephan Balkenhol, Dr. Markus Käbisch, Vorsitzender Wagner Denkmal Leipzig e. V., und Dr. Hans-Werner Schmidt, Vorstand Freundeskreis Max Klinger e. V.

Zwischendurch singt übrigens der Max-Klinger-Chor das “Freudenlied” und den “Lohengrin-Brautchor”. Die Instrumentalbegleitung steuert TromboNova bei. Das Ensemble intoniert am Schluss noch das “Matrosenlied” aus dem “Fliegenden Holländer”.

Und danach kann man einfach den Park Richtung Norden durchschreiten. Denn da ist die große Geburtstagsfeier auf dem Richard-Wagner-Platz. Der zwar heute noch nicht fertig ist. “Aber zum Wagner-Geburtstag ist er fertig”, ist sich Thomas Krakow, der Vorsitzende des Leipziger Wagner-Verbandes, sicher. Für ihn ist es nach der Umgestaltung endlich auch ein richtiger Stadtplatz, der des Namens Richard Wagner würdig ist. Früher, als auf der Nordseite des Platzes auch noch das Alte Theater stand, hieß er Theaterplatz. Genau vor 100 Jahren, zu Wagners 100. Geburtstag, wurde der Platz in Richard-Wagner-Platz umbenannt.

Übrigens gab es auch damals einen feierlichen Akt dort, wo nun das neue Wagner-Denkmal enthüllt wird. Damals wurde dort ganz feierlich – und mit Chor – der Grundstein gelegt für das Wagner-Denkmal.

Die Geburtstagsfeier auf dem neu gestalteten Wagner-Platz ist von 10 bis 18 Uhr angesetzt. Von 10 bis 17 Uhr lädt Schwarwel dort zur Malaktion ein: “Leipzig malt Richard”. Schwarwel hat gerade den ultimativen Wagner-Kurzfilm für all Rock- und Punk-Liebhaber gezeichnet: “Richard – Im Walkürenritt durch Wagners Leben.” Der Film wird zwei Tage später, am 24. Mai um 18 Uhr, im Zeitgeschichtlichen Forum Premiere feiern. Die Musik – eine rockige Version des “Walkürenritts” – hat die Band Speedmöik eingespielt. Oder vorgespielt – die Musik war zuerst da – und Schwarwel fand sie ideal für die Art Film, wie er sie von Wagners wildem Leben anfertigen wollte.

Und Speedmöik wird zur Geburtstagsfeier auf dem Wagner-Platz ebenfalls da sein: 11:30 Uhr und 16:30 Uhr wird es den “Walkürenritt” auch auf dem Wagner-Platz geben.

Aus dem Programm:

Ab 12 Uhr gibt es diverse Geburtstags-Überraschungen mit Stars aus dem Wagner-Repertoire. Kleiner Hinweis für alle, die sich gern schön machen: Wer im Kostüm der Wagner-Zeit zur Geburtstagsfeier kommt, kann am Nachmittag mit kleinen Preisen rechnen. Und Wagner-Zeit ist echtes Biedermeier. Die Kostümverleihe freuen sich schon.

13 Uhr ist dann der große Anschnitt der Geburtstagstorte. OBM Burkhard Jung darf zeigen, dass er auch das kann. Ab 14:30 Uhr begleitet ein Orchester musikalisch die Kaffeetafel, und um 15:30 Uhr wird’s wieder nibelungisch: Ehrenfried Wagner spielt Wagner auf dem Horn. Ab 16 Uhr ist an Zeit für die große Biedermeier-Modenschau und die Kür der originellsten Kostüme (kleiner Tipp: Auch Spitzweg war klassisches Biedermeier!). Und nach dem zweiten “Walkürenritt” von Speedmöik werden die Bilder der Malaktion versteigert. Den ganzen Tag über sind auf dem Platz Info- und Souvenirstände, Bühne und Imbissstände aufgebaut.

Noch mehr zum Programm der Wagner-Festtage:
wwwwagner-festtage.com

Der Wagner-Verband:
www.wagner-verband-leipzig.de

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