Im Februar, nachdem der Stadtrat zugestimmt hatte, dass die Stadt Leipzig die Sammlung von Alttextilien im Stadtgebiet selbst in die Hand nimmt, preschte die Linksfraktion mit dem Antrag vor: "Legale Graffiti auf städtischen Altkleidercontainern ermöglichen". Die Betonung lag auch schon im Antrag auf "legal".

In dem hieß es dann: “Die Stadtverwaltung wird beauftragt zu prüfen, inwieweit es möglich ist, die städtischen Alttextilcontainer u. a. mit legalen Graffitis zu gestalten. Bei einem positiven Prüfergebnis wird die Stadtverwaltung beauftragt, mittels eines Pilotprojektes Kindern und Jugendlichen, gegebenenfalls Leipziger bildenden Künstlerinnen und Künstlern die Möglichkeit zu geben, je einen Alttextilcontainer künstlerisch zu gestalten.”

Die Verwaltung hat sich jetzt zwei Monate Zeit zum Nachdenken gelassen und kommt zu dem Schluss: Das machen wir so. Oder vielmehr: Das von Bürgermeister Heiko Rosenthal (Die Linke) geführte Dezernat Umwelt, Ordnung, Sport kam zu diesem Schluss.

Also lautet der Vorschlag: “Es ist geplant, die neu aufzustellenden Behälter mit legalen Graffiti zu gestalten. Eine einheitliche Farbe und spezielle Piktogramme sollen einen hohen Wiedererkennungsgrad schaffen und die grafischen Darstellungen gleichzeitig auf den zu sammelnden Inhalt hinweisen.” Das ist die Standardausführung.

“Zusätzlich kann vorerst im Rahmen eines Pilotprojektes mit einem Umfang von 20 Behältern eine Gestaltung der Seitenwände der Behälter an Standplätzen, die sich dafür eignen, im Rahmen von sozialen Projekten vorgenommen werden. Die Koordination erfolgt zwischen Eigenbetrieb Stadtreinigung, dem Bereich Prävention (Ordnungsamt) und der mit A 467/13 neu zu schaffenden Stelle bei einem Träger der Jugend-/Kulturarbeit.”A 467/13 ist ein Antrag der SPD-Fraktion, der seit Herbst durch die Ausschüsse geistert. In ihm geht es um die Fortsetzung legaler Graffitiprojekte wie “Mein Bild von der Stadt” und “spray today – respect community!”. Die SPD forderte darin: “Der Oberbürgermeister wird beauftragt zu prüfen, an welchen Stellen in Leipzig im Rahmen der Graffitiprojekte zusätzliche Flächen für legale Graffiti zur Verfügung gestellt werden können.”

Denn – auch das seit Jahren ein Thema in der Stadt: Je mehr die Stadt saniert wird, umso weniger Mauerflächen stehen der Leipziger Sprayer-Szene zur Verfügung. Parallel wurde die Strafverfolgung verschärft. Mittlerweile bieten sich diverse Graffiti-Gangs miteinander und gegen Polizei und Ordnungspolitik einen regelrechten Graffiti-Krieg. Haus- und Gebäudebesitzern kommt der Kampf gegen die Graffiti, die in der Regel mit Kunst nur noch wenig zu tun haben, teuer zu stehen. Aber wirklich Erfolg zeigt die harte Tour nicht. Sie sorgt nur dafür, dass die Aggressionen immer neue Formen annehmen.

Und so erklärte denn auch die SPD-Fraktion: “Bei der Umsetzung des “Programms zur Bekämpfung illegaler Graffiti in Leipzig” (siehe DS Nr. V/3144) ist das Vorhandensein von präventiven Graffitiprojekten ein wichtiger Baustein, um kriminelle Karrieren im Straftatbereich zu verhindern.”

So kann man zumindest einen Teilbereich des Themas entschärfen und junge Leute, die lieber in legalen Aktionen ihre Graffiti-Träume verwirklichen wollen, in solchen Projekten aktiv werden lassen. Und dazu können dann auch ein paar Altkleidercontainer gehören.

Das sieht auch das Umweltdezernat so: “Durch die legale Gestaltung der Behälter durch Kinder und Jugendliche wird eine höhere Akzeptanz erwartet und die Kosten für die Gestaltung relativ gering gehalten. Die Kosten trägt der Eigenbetrieb Stadtreinigung.”

Beschluss zu präventiven Graffiti-Projekten: http://notes.leipzig.de/appl/laura/wp5/kais02.nsf/docid/48E6892684543308C1257C060031DB6F/$FILE/v-a-467-bsdblrv.pdf

Der Linke-Antrag zu Altkleidercontainern: http://notes.leipzig.de/appl/laura/wp5/kais02.nsf/docid/7B0705300B609C6EC1257CC2001F774F/$FILE/V-a-513-vsp.pdf

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