Schön wars, die Sonne schien pünktlich in den späten Nachmittag hinein und im Clarapark standen die Stände und Buden zur Information und Belustigung bunt gewürfelt um den Teich. 15.000 waren es auch diesmal wieder, welche mit Kind und Kegel die Ökofete am 15. Juni besuchten. Mancher wird das Feten-Banner am Parkeingang und die angehängte Frage gesehen haben. Die letzte der bislang 25 Ökofeten in Leipzig? Der Löwe droht zu sterben und das zähe Ringen hinter den Kulissen hat längst begonnen. Doch ohne Hilfe wird er es diesmal kaum schaffen. Und diese müsste trotz aller bisherigen Bemühungen 100.000 Euro pro Jahr betragen.

Wenn Ökolöwe und Geschäftsführer Nico Singer betont, der Verein sei durch “gestrichene Förderungen bedroht”, dann ist es fast, als möchte er einen wenig erbaulichen Kanon mit anderen Leipziger Vereinen anstimmen. Was sie eint, ist das gemeinsame Drama der rapide zurückgehenden Förderungen der letzten Jahre.

In rascher Folge brachen gleich drei Programme weg, dessen Fehlen von jedem für sich gesehen bereits akute Zukunftssorgen aufwerfen würden. Sie heißen AGH, Kommunalkombi und Bürgerarbeit. Rasch heißt ein Auslaufen binnen von knapp 2 Jahren, was selbst für die umtriebigen Ökolöwen zuviel des Schlechten wurde.
Das Kommunal-Kombi-Programm endete final am 31.12.2012, Neu­an­trä­ge für das Bun­des­pro­gramm kön­nen nicht mehr ge­stellt wer­den. Beim AGH gilt ein noch früheres Stichdatum, bereits seit dem 1. April 2012 werden hier keine neuen Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen mehr gefördert. Der Bund sah den Bedarf als erledigt an, bei den Ökolöwen hängen allein hier rund 10 Stellen dran, welche bis dahin durch das Jobcenter auf Antrag und mit nun fehlenden Bundesmitteln bewilligt wurden. Und die Bürgerarbeit? Am 31.12.2011 (Po­stein­gangs­stem­pel) konnte der letzte Antrag gestellt werden, bis Ende 2014 läuft die Gnadenfrist, dann sind die drei darüber finanzierten Stellen beim Ökolöwen ebenfalls futsch.

Nachdem 2012 noch 192.000 Euro aus den genannten Quellen pro Jahr flossen, kommt im Vergleich 2014 eine runde Null. Nico Singer beschreibt die Lage zum Förderende: “Seit fünf Jahren haben wir die sukzessiven Streichungen durch Mitgliedsbeiträge von inzwischen 570 Mitgliedern und dank vieler kleiner und einiger großer Spenden teilweise kompensieren können und so pro Jahr fast 90.000 Euro Kürzung abgefedert. Allerdings kam das Ende der Förderung binnen zwei Jahren noch schneller als angenommen. Wegen der kompletten Streichung der Beschäftigungsförderung fehlen uns trotz der Bemühungen der letzten Jahre aktuell noch 100.000 Euro jährlich.”

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Bei solch einem Aderlass und gleichsam leeren Stadtkassen kippt jedes Konstrukt, jeder Verein in die Miesen. Projekte müssen gestoppt werden und so mancher geht seiner Wege. Was an Kompetenz und gemeinsamer Arbeit aufgebaut wurde, droht zu zerfallen.

Wenn die Leipziger es zulassen, weshalb die Löwen sich längst an die Messestadtädter selbst wenden. Denn diese sind nun an der Reihe. Sie allein werden wohl entscheiden, was ihnen lokal verorteter Umweltschutz in der Stadt mit der grünen Lunge ihnen wert ist. Eine “Hilfe von oben” wird es nicht geben.

Mit dem Ökolöwen ist dabei ein Tier auf die rote Liste geraten, dessen Wirken in den vergangenen 25 Jahren nicht allein nur eine Folge der “Kehre” und einem gestiegenen Umweltbewusstsein nach 89 war. Er ist für die vielen Drähte und Fäden, welche in Sachen Umweltschutz durch Leipzig verlaufen, das aktive Zentrum, quasi der König unter den Naturschützern der Messestadt. Ob es um bedrohte Tierarten im Auwald, die kritische Begleitung zu Planungen der “Schiffbarmachung” Leipziger Flusslandschaften oder gar neue Ideen für einen integrierten Busbahnhof am Leipziger Hauptbahnhof geht – die Löwen neigen stets dazu, konkrete Vorschläge auf den Tisch zu bringen. Die konzeptionelle Arbeit, die dabei geleistet wird, ist von Menschen gemacht und eben die brauchen zumindest ein Minimum an Absicherung.

Nico Singer im Aufruf zur Löwenrettung: “Etliche unserer Vereinsprojekte stehen auf der Kippe, wenn es der Leipziger Bürgerschaft nicht gelingt, die aufgrund der Kürzungen entstandene Finanzierungslücke aus eigener Kraft zu schließen. Leipzig braucht einen durchsetzungsstarken Umwelt- und Naturschutzverein. Retten Sie den Ökolöwen. Werden Sie jetzt Mitglied oder Förderspender! Vielen Dank.”

Um den Löwen vom Eis zu bekommen, ist folgendes für jeden Leipziger möglich: Ab 3 Euro im Monat (ermäßigt) oder einen Fünfer kann man Mitglied werden. Ab 12,50 Euro steigt man bereits in die Riege der Fördermitglieder auf und hilft so noch bereits der politischen und finanziellen Unabhängigkeit der Ökolöwen. Bei alledem und bei den Spendenmöglichkeiten ist natürlich nur der Himmel die Grenze.

Weitere Informationen, Mitgliedsanträge und Spendenkonto unter

www.oekoloewe.de/retten.htmlEinfach zum Vergrößern die Vorschaubilder anklicken:

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