Fotoshootings guckt man sich am besten von der Seite an. Erst recht, wenn das Hauptmotiv eigentlich nicht die vier Organisatoren sind, sondern die Stadt. Die hat man zwar schon ungefähr eine Million Mal fotografiert hat. Aber sie lebt und verändert sich. Und in den besten Fotos des vom LTM organisierten Wettbewerbs "LEIPZIG ...augenKLICKmal!" war das auch zu sehen. 2007 zum letzten Mal. Dann verschwand der Wettbewerb für eine Weile in der Versenkung.

Vorher fand er aller zwei Jahre statt. Dann kam die Leipzig Tourismus und Marketing (LTM) GmbH ein bisschen ins Grübeln und begann den Wettbewerb zu vertagen. Er hatte sein Spielfeld irgendwie ausgereizt. Eine neue Idee fehlte.

Das Problem war ein Altbekanntes. Das kennen auch alle die nie entmutigten Radio- und Fernsehsender, die zu jedem Thema mit Mikro auf die Straße gehen und die Leute nach ihrer Meinung befragen: Es kommt immer das Erwartete dabei heraus. Deswegen ordnen einige Chefredakteure das auch immer wieder an. Man suggeriert damit auf ganz herrliche Weise, wie sehr man doch die ganze Zeit berichtet, wie der Michel es auch sieht. Auch wenn Michel in der Regel nur sagt, was die kichernde Dame mit dem Mikro von ihm hören will. Alles andere wird eh nicht gesendet. Oder gedruckt in den Zeitungen, die genauso unsinnige Volksbefragungen starten.

Bei Fotowettbewerben ist es genauso: 99 Prozent der Einsendungen sind schlicht das, was der Mensch so glaubt, was erwartet wird. Der Mensch will Erwartungen erfüllen. Nur Profis und Künstler trauen sich mehr, weil man dazu zumindest wissen muss, wie man Erwartungen unterläuft, hinterfragt, konterkariert.

Der Wettbewerb “LEIPZIG …augenKLICKmal!” ist zwar für Amateure und Profis offen. Aber wenn es um das Einsenden der “schönsten Leipzig-Bilder” geht, dann funktioniert der Einsender zu 99 Prozent genauso, liefert 100 Mal altbekannte Motiv mit 1.000 Mal bekannten Posen, Winkeln, Beleuchtungen. Oder Sonnenuntergänge. Sonnenaufgänge. Niedliche Vögel, stolze Schwäne, liebliche Blumen.

Ach, ist das schön.

Aber was macht man da? Lädt man die Amateure einfach aus? – Dabei war doch die Resonanz 2007 ganz üppig: über 300 Teilnehmer mit über 850 eingesandten Fotos und über 700.000 Stimmen, die dann online abgegeben wurden.

So ähnlich wird es auch diesmal sein. Und doch ein bisschen anders. Die LTM hat sich Hilfe geholt bei Maria Köhler von der Agentur KOKOMA, die schon den ersten “Leipziger Fotomarathon” organisiert hat. Am 27. September gibt es den nächsten.

Doch “LEIPZIG …augenKLICKmal!” soll nicht der zweite Fotomarathon werden. Eher eine Mischung aus dem Bekannten und neuen Blickwinkeln. Alle Leipziger und Leipzig-Liebhaber haben bis zum 30. November 2014 die Möglichkeit, digital oder per Post ihre (schönsten) Leipzig-Motive einzureichen.

Fünf Fotos pro Nase insgesamt. Die Teilnehmer haben die Wahl. Denn diesmal gibt es sechs Kategorien, in die die Fotos einsortiert werden können. Man kann alle fünf Fotos in eine Kategorie sortieren, wenn sie dazu passen, man kann sie über fünf Kategorien verteilen. Es ist egal. Auch bei der Entscheidung am Ende ist es egal, denn die zehn besten Bilder werden aus allen Online-Wertungen auf der Internet-Plattform My Best Foto ermittelt, wo jeder Besucher seine Sterne vergeben kann – aber pro ID nur einmal, damit niemand seinen Favoriten nach vorn voten kann.Hobby- und Profifotografen ab 18 Jahren können sich weltweit am Fotowettbewerb mit bis zu fünf Fotos beteiligen.

Und was kann man einreichen?

Diese sechs Kategorien stehen zur Auswahl: “Bilder der Nacht”, “Emotionen pur”, “Im Detail”, “Kontraste”, “So lässt sich`s leben” und “Zauber der Region”.

In der Rubrik “Zauber der Region” ist es möglich, Fotos aus dem Leipziger Neuseenland, dem Sächsischen Burgenland und dem Sächsischen Heideland einzureichen. Das hat damit zu tun, dass die LTM seit 2013 auch die angrenzenden Regionen mit vermarktet.

In “Bilder der Nacht” soll das abendliche und nächtliche Leipzig Gestalt bekommen, in “Emotionen pur” all das, was man an Gefühlen und Erlebnissen mit Leipzig verbindet, die “Details” sind für jene Fotografen da, die das Kleine im Großen, das sonst Übersehene im Allgemeinen entdeckt haben, “Kontraste” orientiert zwar vor allem auf architektonische Kontraste, soll aber auch den Wandel sichtbar machen. Der Rest ist dann für die Hedonisten, die so gern sagen “In Leipzig lässt sich’s leben”.

Digitale Fotos können per Online-Formular über das unter www.leipzig.travel/fotowettbewerb eingebundene Internet-Portal My Best Foto hochgeladen werden. Es ist auch möglich, Papierabzüge im Format 20 x 30 cm einzureichen. Gültig sind diese Einsendungen jedoch nur mit einem ausgefüllten Teilnahme-Coupon, der in der Tourist-Information Leipzig (Katharinenstraße 8), in vielen Auslagestellen sowie online erhältlich ist.

Nach Einsendeschluss sind dann alle Fotos online zu sehen. Vom 1. bis 5. Dezember 2014 wählt das Publikum online die 100 besten Fotos aus.

Im Anschluss an die Abstimmung wählt eine Jury aus Profifotografen und Leipzig-Kennern unter den ausgewählten 100 Fotos die zehn Siegermotive aus. Alle Fotos, die in die TOP 100 gelangen, werden prämiert, kündigt die LTM an.

Preise sind zum Beispiel eine “Rundum-Sorglos-Reise” nach Leipzig inklusive zwei Übernachtungen im Seaside Park Hotel und einem Abendessen im Steaktrain, Freikarten für Kulturveranstaltungen (u. a. Holiday on Ice, Krystallpalast Varieté, Kabaretts, asisi Panometer Leipzig), Gutscheine für Hotelübernachtungen und Candle-Light-Dinner in namhaften Leipziger Restaurants, Leipzig-Bücher, DVDs… und vieles mehr.

Eine Art Auferstehung für das alte Medium Postkarte verspricht das Unternehmen culturtraeger. Die zehn Siegermotive werden als CityCards in einer Auflage von je 10.000 Karten gedruckt und an 200 Stellen in Leipzig verteilt. Die Gewinner erhalten von ihrem Motiv zusätzlich 250 Karten für den eigenen Gebrauch.

Michael Berninger, Geschäftsführer der culturtraeger GmbH, ist selbst gespannt, welche Motive am Ende vorn liegen und ob dabei wirklich eine besondere Sicht auf das heutige Leipzig erkennbar wird. Oder gar eine neue Art Stadtbild-Postkarte.

2015 – im Jubiläumsjahr “1.000 Jahre Ersterwähnung von Leipzig” – sollen die Fotos noch weitere Auftritte bekommen: So ist geplant, die schönsten Motive im Jubiläumsjahr der Stadt Leipzig 2015 in einer öffentlichen Ausstellung zu präsentieren.

Und ab März geht es praktisch nahtlos in den nächsten Fotowettbewerb, dann unter dem Motto “1.000 Jahre Leipzig”. Dazu sagte Tobias Kobe, zweiter Stellvertreter des Leipzig 2015 e.V.: “Leipzig ist eine Stadt mit mehr als 1.000 Gesichtern und einer großen Weltoffenheit. Wir möchten, dass die Leipziger und ihre Gäste ihr ganz individuelles Leipzig in dem besonderen Festjahr 2015 mit Motiven und Momenten zeigen, die vielleicht einmalig sind und in tausend Jahren nicht wiederkommen.”

Heißt im Klartext: Das Festjahr 2015 soll festgehalten werden in Fotos aller Art, die am Ende zeigen sollen, wie Leipzig dieses, sein “erstes 1.000jähriges Jubiläum” (Kobe) feiert und gefeiert haben wird. Mögliches Ergebnis: Ein dicker Festband mit den besten Motiven.

Aber auch die Ergebnisse des 2014er Wettbewerbs verschwinden nicht im Archiv (auch wenn sie trotzdem dort hinkommen: nämlich ins Archiv des Stadtgeschichtlichen Museums). Die LTM will die treffendsten Fotos auch im eigenen Marketing verwenden. Was dann etwas anderes ist “als die üblichen gestellten Aufnahmen”, wie Volker Bremer, Geschäftsführer der LTM GmbH, sagt.

Also mal ein bisschen zur Seite treten und die ganze Sache aus den Augenwinkeln betrachten. Was nicht ganz einfach ist. Aber eine gute Gelegenheit, die Stadt neu kennen zu lernen und anders sehen zu lernen als nur mit dem Postkartenblick. Dann könnte auch Michael Berninger eine Überraschung erleben.

Informationen zum Fotowettbewerb und die detaillierten Teilnahmebedingungen finden Interessierte unter: www.leipzig.travel/fotowettbewerb

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