Der Titel des Albums ist auf jeden Fall einmalig in der deutschen Geschichte. "ABCDEFGHIJKLMNOPQRSTUVWXYZ" heißt es neuerdings. Vom Prenzlauer Berg. Seit zehn Jahren sind sie aktiv. Die fünf Pop-Jungs "Die Türen" spielen am 14. März in "Ilses Erika" in Leipzig. Grund genug, einmal reinzuschauen, was sich hinter den Türen verbirgt.

Wer die Packung öffnet, erhält dabei außer einem Handbuch noch einen kompletten Satz an Klebebuchstaben nebst diversen Symbolen wie der “Warhol-Banane”, der “Stones-Zunge”, dem “Facebook-Daumen”, aber auch einen Sarg oder eine Diskokugel zum Selbstgestalten der in weiß gehaltenen CD-Hülle hinzu. Scheiblette ins CD-Fach geschoben und schon der Einsteiger “Rentner und Studenten” gibt die Richtung des Albums vor. “Montags ins Kino. Dienstags zum Yoga. Mittwochs zum Hausarzt, Und Donnerstags was zum Trinken. Freitag ist Fußball. Samstag Wetten Dass. Sonntag ist Ruhetag: Sonntag ist Tatort.”Wahrscheinlich sieht er so aus, der Tagesablauf eines “Bionade-Biedermeiers und Lifestyle-Faschisten”, wie Sänger Maurice Summen die neue Boheme einmal nannte. Zu diesem Text wird der Song in guter Siebziger-Jahre-Krautrock-Tradition auf gut elf Minuten hochgejammt. Die Parolen werden einem in der Folge um die Ohren gehauen. “Meine Hobbys sind Yoga und Systemkritik”, ist so ein Beispiel. Oder “Rot denken, schwarz arbeiten, grün wählen” kommt einem bekannt vor. Die Texte wechseln oft ruckartig die Richtung. Manchmal sind es der Phrasen zuviel, aber mit jedem Hören fräsen sie sich mehr und mehr ins Hirn.

Dazu swingt, rockt, poppt und schrammelt die Musik im Hintergrund. Bläser und eine Geige tauchen auf. Die Hinzunahme von Andreas Spechtl von der Band “Ja Panik”, Chris Imler von “Driver&Driver” und Michael Mühlhaus von “Blumfeld” macht sich bezahlt und gibt den Takt vor. Musik und Text ergänzen sich und verschmelzen zu einem Statement in der Tradition des Diskurs-Pop.

Für die der CD beigelegten Klebebuchstaben hat die Band Buchstabenpaten gewonnen, die für je 50 Euro bei der Finanzierung der Idee mithalfen, da dem Label “Staatsakt”, dem Sänger Maurice Summen vorsteht, das Geld fehlte. Zauberwort “Crowdfunding”. Mehr Fanbeteiligung geht kaum oder wie die Türen letztens im Internet zwitscherten: “Demokratisiert die Hitparade! Wir fordern das ganze Alphabet in den Charts!” Dem ist nichts hinzuzufügen! Übrigens: Hinter dem Alphabet verbirgt sich auch ein Sinn. Den findet man auf der Homepage der Berliner.

Anspieltipps: “Rentner und Studenten”, “Don’t google yourself” und “Pop ist tot”.Album: ABCDEFGHIJKLMOPQRSTUVWXYZ
Label: Staatsakt
VÖ: bereits erschienen
Webseite: www.staatsakt.com/tueren

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