Fünf Wochen hat es gedauert, bis das Obduktionsergebnis nach dem Fund der Leichen einer 26-jährigen Mutter und ihres 2-jährigen Sohnes feststand. Jetzt wurde eine endgültige rechtsmedizinische Expertise vorgelegt. Aus dieser geht hervor, dass die seit ihrem 16. Lebensjahr drogenabhängige Christin F. an einem "Drogencocktail" starb. Einer tödlichen Mixtur aus Heroin und Kokain.

Diese sogenannte Drogenmischintoxikation erwies sich als tödlich für die junge Frau, die beim letzten Zusammentreffen mit ihrem Betreuer vom Allgemeinen Sozialen Dienst (ASD) als “in einem guten Zustand” beschrieben wurde. Das war am 10. April. Beim letzten Besuch des inzwischen suspendierten Betreuers hätten sowohl Mutter als auch Kind laut der Leiterin des ASD, Sibyll Radig einen “guten Eindruck” gemacht: “Die Mutter war mit neuem Lebenspartner und Kind bei uns und teilte mit, dass sie wegziehen will. Kind und Mutter machten einen guten Eindruck.”

Offenbar eine fatale Fehleinschätzung, wie es sich jetzt darstellt. Diese Drogenmischung ist in der Szene auch als “hot and cold” bekannt. Dabei steht “hot” für Heroin und “cold” für die englische Bezeichnung von “Cocaine”. Eine Mischung, die von schwer Drogenabhängigen genommen wird, damit überhaupt noch eine spürbare Wirkung eintritt. Auch dies ein Hinweis darauf, dass der körperliche Zustand und die Schwere der Drogenabhängigkeit der 26-jährigen wohl völlig falsch eingeschätzt wurde.

Fest steht inzwischen auch, dass der zweijährige Junge an Dehydratation verstarb. Mit anderen Worten, das Kind verdurstete in der Wohnung. Immer noch gibt es keine Erklärung von Seiten des ASD und des Jugendamtes dafür, was nach dem Abbruch des Kontaktes zur Mutter im April geschah. Ein weißer Fleck, wie Haller und Radig sichtlich verlegen bei einer früheren Pressekonferenz zugeben mussten.

Haller: “Wir können diese Lücke vom 10. April, bis zu dem Tag, an dem es passiert ist, nicht schließen”. Der Ressortchef sprach von einem “typischen Schnittstellenproblem”. Inzwischen führt die Leipziger Staatsanwalt ein Ermittlungsverfahren gegen Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD), Jugendamtsleiter Siegfried Hall und die Chefin des ASD, Sibyll Radig wegen Totschlags durch Unterlassung. Dazu wurden sämtlich mit dem Fall in Zusammenhang stehenden Akten beschlagnahmt.

So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar