Acht Männer soll der 24-jährige Maik K. oft grundlos verprügelt haben. Von Juni 2011 bis Februar 2012 soll er immer wieder zugeschlagen haben. Beim Prozessauftakt gestern vor dem Amtsgericht Leipzig sorgte jedoch der mitangeklagte Veit N. für Wirbel: Seine Alkoholfahne war sogar in den Besucherreihen des Gerichtssaals zu riechen. Ein Test ergab: 1,85 Promille hatte er intus.

Veit N. gab Richterin Ute Pisecky gegenüber zu, getrunken zu haben. “Ich hatte eben Durst”, sagte er. Täglich trinke er sieben bis acht Diesel – eine Cola-Bier-Mischung – sowie mehrere Schnäpse. Da er sich trotzdem dazu in der Lage fühlte, wurde die Verhandlung fortgesetzt.

Ihn betrifft der letzte Punkt der Anklageschrift. Darin heißt es, er und Maik K. hätten Frank Z. in dessen Wohnung in der Dimpelstraße aufgesucht und zusammengeschlagen. Von mehreren gebrochenen Rippen sowie einer gebrochenen Nase ist die Rede. Veit N. bestreitet jedoch, dass er selbst zugeschlagen oder getreten habe. Das habe Maik getan und er habe noch versucht, ihm Einhalt zu gebieten. “Ich habe gerufen: Höre nun auf, das reicht”, so Veit N. Er selbst könnte wohl auch höchstens mit der linken Hand geschlagen haben, denn die rechte kann er kaum bewegen, sie ist verkrüppelt.

Bei dem Vorfall am 21. Februar vergangenen Jahres sei es darum gegangen, Frank Z. eine Lektion zu erteilen. “Er hat unsere Bekannte verprügelt. Da wollten wir ihm mal zeigen, wie es ist. Eine Frau zu schlagen, ist schließlich keine Kunst.”
Auch Maik K. erklärte, dass es sich so zugetragen hat. Er kann sich jedoch nicht an Details erinnern. Die Alkohol- und Crystalsucht habe damals seine Gedanken vernebelt. Sie sei auch der Grund für jene anderen Taten gewesen, wegen der er auch angeklagt ist und die er ebenfalls einräumte. So soll Ketten-Maik – wie er von seinen Freunden genannt wurde, weil er viele Halsketten trug – seinen Bekannten Arthur Z. in dessen Wohnung verprügelt und ins Bad eingeschlossen haben, während er dessen Habseligkeiten stahl. Die Beute – ein Laptop, ein Handy, ein Internet-Stick, ein Laserpointer, eine Sonnenbrille und mehr – wollte er verkaufen, um sich wieder Drogen beschaffen zu können.

Dann hat er innerhalb von wenigen Tagen immer wieder grundlos Bekannte oder Fremde angegriffen, wie zum Beispiel Michael B., den er am 26. Mai vergangenen Jahres mit der Faust ins Gesicht geschlagen und dessen Kopf drei Mal auf den Gehweg gedonnert haben soll. Dem Opfer wurden drei Zähne ausgeschlagen und die Nase gebrochen. Der junge Mann lag zwei Tage im Krankenhaus. Auch Steffen W. gehört zu den Opfern von Maik K. Dieser hatte ihn am 1. Juni vergangenen Jahres auf offener Straße so heftig ins Gesicht geschlagen, dass er bewusstlos umfiel. Benjamin G. und David R. wurden nur wenige Tage später in der Innenstadt angegriffen. Auf der Petersstraße bekamen sie Schläge ab. Dabei soll Maik K. den Kopf von David R. gepackt und ihm mit dem Knie gegen den Kiefer gestoßen haben. Unterdessen soll Maik K. im Aldi-Markt im Hauptbahnhof drei Flaschen Apfelkorn geklaut haben. Auch deswegen ist er nun angeklagt und weil er rechte Parolen gerufen haben soll. Dies gab er ebenfalls zu. “Eine Zeit lang ist mein Mandant rechtem Gedankengut anheim gefallen”, führte sein Verteidiger Axel Kaufmann aus.

Gestern hörte das Gericht Zeugen an, hauptsächlich zu der Prügelattacke von Maik und Veit gegen Frank Z. Auch dieser sagte aus. Der Vorwurf, dass er seine Lebensgefährtin geprügelt haben soll, stimmt. Mittlerweile ist er dafür zu einer Geldstrafe verurteilt worden. “Ich habe eigentlich kein Interesse mehr daran, dass Maik und Veit verurteilt werden”, sagte er. Die Geschichte liege doch schon so lange zurück. Ein Nachbar von Frank Z. sagte aus, er habe nebenan Tumult gehört und dass dann jemand rief, Maik hör auf.

Das Gericht wird in der nächsten Woche noch versuchen, Licht ins Dunkel zu bringen. Ein Deal ist jedoch sehr wahrscheinlich, da Richterin, Staatsanswältin und der Verteidiger von Maik K. bereits im Vorfeld Gespräche geführt haben. Ein Urteil ist für den kommenden Dienstag zu erwarten.

So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar