Seine Revision war erfolgreich. Sven O., der wegen Mordes Ende vergangenen Jahres zu lebenslanger Haft verurteilt worden war, muss nur noch für 13 Jahre ins Gefängnis. Der Bundesgerichtshof hatte das Urteil gegen ihn in Teilen aufgehoben. Zwar war seine Schuld anerkannt, doch das Strafmaß aufgehoben worden. Das Landgericht Leipzig musste seinen Fall erneut verhandeln. Heute fiel das Urteil.

Sven O. soll zusammen mit Dominik S. ihren gemeinsamen Freund Andreas M. umgebracht haben. Die Leiche des 42-Jährigen war am 8. Februar vergangenen Jahres in einer Mülltonne des Wohnhauses in der Bautzmannstraße gefunden worden. Dort wohnten die mutmaßlichen Täter, sowie Cäcilia E., die ebenfalls zugegen war, als Andreas M. starb und die wegen unterlassener Hilfeleistung zu einer Bewährungsstrafe verurteilt worden ist.

Im neuerlichen Prozess sagten auch Dominik S. und Cäcilia E. wieder aus, wenn auch nicht so ausführlich wie vor gut einem Jahr. Dominik S., der in einer psychiatrischen Anstalt untergebracht ist und nun mit Medikamente bekommt, bestätigte, dass die Leiche tagelang in der Wohnung gelegen hatte. Zu den Misshandlungen, in deren Folge Andreas M. Starb, war es nach einem Kartenspiel am Abend des 31. Januars 2012 gekommen. “Mau-Mau haben wir gespielt und Andreas hat immer wieder beschissen. Wir haben uns die Karten untereinander zugesteckt”, so der 20-Jährige. Dann geriet die Gruppe in Streit. Es soll um 20 Euro gegangen sein, die Andreas Cäcilia schuldete, weil er immer mal bei ihr mitgegessen habe. Das Opfer war geistig behindert und in einer Einrichtung untergebracht, wo er jede Woche 35 Euro Taschengeld bekam. Er konnte nun das Geld nicht aufbringen und so fing Sven O. an ihn zu schlagen. Er soll Andreas das rechte Auge in den Kopf gedrückt haben, sodass die Augenhöhle zertrümmert wurde.

Die Gerichtsmediziner befanden später, dass Andreas gesamter Körper mit blauen Flecken und Abschürfungen übersät war. “Er hat gesagt, das geschehe ihm Recht und wir sollten ihn halt umbringen”, berichtet Dominiki S., der erst zusah, wie Sven O. mit einem Messer auf Andreas einstach, und dann selbst zur Tat schritt. Cäcilia E. saß auf dem Sofa. Vor einem Jahr sagte sie, sie habe sich nicht getraut, die Wohnung zu verlassen, aus Angst um ihr eigenes Leben. Gestern sagte sie, Sven O. habe ihr am selben Abend, als sie mit ihm zu Bett ging, gesagt, er könne ihn umbringen während sie schlafe. Dass Andreas M. tot war, dass will die Gruppe erst am Folgetag bemerkt haben. “Er war kalt aber es war doch Winter, da hat jeder kalte Hände”, so Dominik S.

Die Leiche lag noch bis zum 7. Februar in der Wohnung, dann versuchte das Trio erst, sie zu zerstückeln: Sie versuchten ein Bein mit einem Küchenmesser abzuschneiden, was misslang. Daraufhin holte Cäcilia E. einen roten Bettbezug hervor – auf Befehl von Sven O. – und wickelte den Toten darin ein. Dann hievten sie ihn die Treppen hinab und in die Papiertonne, wo er einen Tag später gefunden wurde, weil Cäcilia E. sich der Polizei gestellt hatte.

In der neuerlichen Verhandlung war es auch darum gegangen, wie viel Alkohol die Gruppe trank. An diesem Tag sollen es 18 Flaschen Bier gewesen sein, so viele waren nämlich an besagtem Datum im Supermarkt um die Ecke gekauft worden. Sven O. schien relativ klar im Kopf gewesen zu sein. “Er hat weder gelallt noch gestottert”, beschreibt Dominik S. von diesem Abend.

Sven O. war rund ein halbes Jahr zuvor in die Wohnung in der Bautzmannstraße gezogen und hatte dort Cäcilia E., eine Nachbarin, und Andreas M., der bei Dominik S. immer wieder zu Besuch war, kennengelernt. Zu beiden soll er jeweils eine sexuelle Beziehung unterhalten haben. Der 32-Jährige verfügt über einen Hauptschul-Abschluss, hat jedoch keinen Beruf erlernt. Mit einem Intelligenzquotienten von 71 gilt er beinahe als intelligenzgemindert. Seit der Volljährigkeit bezieht er staatliche Unterstützung. Mit seiner ehemaligen Lebensgefährtin hat er sieben Kinder, die alle zur Adoption freigegeben wurden.

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