Wo man tanzt, da lass'Dich lächelnd nieder ... Ach ja, Sonne, Urlaub, Freundlichkeit. Der Deutsche und ganz besonders der Sachse liebt ja bekanntlich das Reisen sehr, nur scheint's im Rückkehrschluss nicht so viel zu bringen. Diese freundliche und gelebte Gastfreundschaft, die die Reisenden so erfreut, wird gerade heuer von politischen Brandstiftern torpediert, so dass die Zivilgesellschaft sich die Hammelbeine wundläuft um den angerichteten Schaden wieder aufzubessern.

Katrin Rudloff und ihre Freunde, die positive Lebensart und Gastfreundschaft zutiefst verinnerlicht haben, steuern nun gegen – mit dem im Leipziger Westen geborenen Projekt “TanzKultur – KulturDialog”. Volly Tanner traf die Tänzerin.

Hallo Katrin, schön Dich hier zu treffen – und ein bisschen Information aus Dir herauszuholen. Am 23. Februar organisierst Du ein Soli-Frühstück im Neuen Schauspiel Leipzig in der Lützner Straße 29 im Leipziger Westen. Für was soll sich denn solidarisiert werden und vor allem wie?

Der “eurient e.V.” organisiert von Anfang April bis zum 10. Mai ein interkulturelles Tanzprojekt in Kooperation mit dem Neuen Schauspiel Leipzig, der Etage Leipzig, dem Mütterzentrum Leipzig und anderen Beteiligten. Um die Finanzierung dieses Projektes zu sichern, wird das Soli-Frühstück “Über den Tellerrand” veranstaltet. Man kann sich dann z. B. mit “reichlich essen” solidarisieren, da die Einnahmen des Frühstücks dem Projekt zufließen. Außerdem kann man sein Interesse wecken lassen, denn vor Ort wird auch über das Projekt “TanzKultur – KulturDialog” erzählt und einige Tänze werden gezeigt.

Kannst Du uns ein bisschen mehr zum Tanzprojekt “TanzKultur – KulturDialog” erzählen? Was soll das denn sein? Und wie soll es sich abspielen?

In dem Tanzprojekt geht es darum, kulturell “über den Tellerrand” zu schauen. Dafür konnten wir Menschen gewinnen, die schon einige Zeit hier in Leipzig leben, aber aus einem anderen Land kommen. Sie werden uns über das Medium Tanz – und hier meinen wir speziell den Volkstanz – ihre Kultur und Lebensweise nahebringen. Dazu sind im Projektzeitraum Workshops vorgesehen, in welchen Menschen unterschiedlicher Kulturen gemeinsam tanzen. Es ist also ein Mit-Mach-Projekt für groß und klein, alt und jung.

Themen sind u.a. bulgarische, albanische, spanische und mazedonische Tänze sowie syrische Dabke. Die Workshopleiter sind nicht unbedingt ausgebildete Tanzpädagogen, sondern Menschen, die diese Tänze von klein auf tanzen.

Zusätzlich zu den Workshops gibt es natürlich auch ein spannendes und buntes Rahmenprogramm! So wird es Vorträge zu Tanz und Kultur geben und die Gruppe BALINKA veranstaltet am 1. Mai ein Live-Musik-Tanz-Dinner (mit 3-Gänge-Menu). Es finden zum Abschluss des Projekts am 9. Mai im Werk 2 und am 10. Mai im Neuen Schauspiel zwei Veranstaltungen statt. Bei beiden können die Teilnehmer ihre erlernten Tänze zeigen und die internationale Projektgruppe “Anar Dana” zeigt verschiedene Tänze – es soll einfach ein großes gemeinsames Fest werden.

Im Zeitraum des Projekts findet ebenfalls die Arabische Filmwoche vom 24. – 30. April statt, die wir wärmstens empfehlen können. Außerdem gibt es am 2. und 3. Mai im Neuen Schauspiel ein Balkan-Klezmer-Festival für die ganze Familie mit Essen, Ständen, buntem Treiben und am Abend diversen Bands und DJ’s.

Gibt es eigentlich auch Ziele des Tanzprojekt’s? Oder ist alles im Fluss und jeder hat die Möglichkeit ein bisschen die Richtung mitzugestalten?

Ein großes Ziel ist der interkulturelle und überregionale Austausch über sprachliche Barrieren hinweg, das heißt im Klartext, dass wir Tanz als nonverbales Kommunikationsmittel verstehen. Über den Tanz können sich Menschen kennen lernen und verstehen, auch wenn sie nicht dieselbe Sprache sprechen. Das kennt ja jeder aus seinem Urlaub. Außerdem soll die Entstehung von Netzwerken von Menschen unterschiedlicher Herkunft und kultureller Hintergründe innerhalb ihres Stadtteils und darüber hinaus gefördert werden.

Und wenn Menschen so miteinander in Kontakt kommen, bauen sich Vorurteile und Feindbilder von alleine ab. Der Volkstanz ist jedoch wie das Leben selbst, wir geben zwar den Rahmen vor, aber was letztendlich zwischenmenschlich passiert, können wir nicht planen…so viel zum Fluss.

Die Workshops leben davon, wie sich die Teilnehmenden einbringen.

Wie bist Du eigentlich ganz persönlich zu “TanzKultur – KulturDialog” gekommen? Was war der Punkt, der Dich aus der allumgreifenden Konsumentierung, dem Nur-Gebrauch von Ressourcen, herausriss?

Also eigentlich ist es ja umgekehrt gewesen, das Projekt ist zu mir gekommen…

Ich selbst tanze ja schon seit 15 Jahren und unterrichte auch alle Altersgruppen in orientalischen Tänzen und Folkloretänzen aus Südosteuropa und Zentralasien. Aus meiner Lehrtätigkeit weiß ich um die Klischees in den Köpfen der Menschen. Und daraus ist die Idee entstanden, ein Projekt über die Vielfalt der Tänze im arabischen, zentralasiatischen und osteuropäischen Kulturraum zu entwickeln. Außerdem bin ich sehr viel in diesen Ländern umher gereist und habe selbst über gemeinsames Tanzen viele Kontakte mit den Einheimischen geknüpft.

Wen wollt Ihr am 23.02.2014 erreichen? Und wie? Gibt’s besondere Leckerbissen?

Zum Frühstück sind alle Menschen eingeladen, die es schaffen, Sonntag um 10 Uhr aus dem Bett zu kommen. Außerdem sollten sie interessiert sein an anderen Kulturen und natürlich sollten sie gern essen, eigentlich die wichtigsten Voraussetzungen für ein internationales Frühstück “Über den Tellerrand”. Wir werden ein reichhaltiges vorwiegend vegetarisches Buffet anbieten, mit Speisen aus den im Tanzprojekt bereisten Ländern, z.B. usbekische Somsa, Borschtsch, Hummus u.a. (und Brötchen gibt es auch!)

Danke für Deine Antworten – und natürlich nur das Beste beim Bewegen.

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