Die Bilder der rassistischen Pogrome von Anfang der 90iger Jahre haben sich bis heute tief eingebrannt. Die Aufarbeitung des NSU-Komplexes ist noch lange nicht abgeschlossen. Wie kann und soll eine Erinnerung an die Geschehnisse aussehen, ist daher eine wichtige Frage. Am Wochenende wird dazu im Stadtteil Connewitz auf zahlreichen Veranstaltungen diskutiert, wie ein würdiges Gedenken aus einer nichtstaatlichen Perspektive aussehen könnte.

Das NSU-Gedenken im Kontext bisheriger Gedenk- und Erinnerungspolitik an rechte Morde und Gewalttaten ist der durchaus holprige Titel des am Wochenende stattfindenden Gedenkkongresses 2015 in Leipzig.

Die Entscheidung, Leipzig als Veranstaltungsort auszuwählen, fiel dabei nicht nur aufgrund des Todesfalls von Kamal K., der 2010 am Leipziger Hauptbahnhof durch einen Neonazi getötet wurde.

„Als Veranstaltungsort wurde sich bewusst für eine Stadt in Sachsen entschieden“, stellen die Veranstalter heraus. „Der NSU konnte über Jahre von Sachsen aus agieren, er konnte sich hier erfolgreich verstecken und war bestens in die rechtsradikale Szene vernetzt.“ Die Hintergründe und Verstrickungen der Behörden seien bis heute nicht richtig aufgeklärt. „Gerade in Sachsen besteht Diskussions- und Aufholbedarf in der Erinnerung an rechte Morde und Gewalttaten sowie in der Präventionsarbeit“, so die Organisatoren.

Gedenktafel für Kamal K. Foto: Alexander Böhm
Gedenktafel für Kamal K. Foto: Alexander Böhm

„In diesem Kontext haben wir uns mit antirassistischen und antifaschistischen Initiativen aus dem gesamten Bundesgebiet zusammengeschlossen und möchten mit diesen in vielen gemeinsamen Gesprächen und Veranstaltungen über die Möglichkeiten einer würdigen Gedenkarbeit diskutieren“, führt Georg Heinze vom Vorbereitungskreis über die Zielrichtung des Kongresses aus.

Die Veranstalter rechnen mit 200 Gästen aus dem gesamten Bundesgebiet. Von Freitag bis Sonntag finden mehrere Workshops, Vorträge, Ausstellungen und Vorführungen statt.

Am Samstagabend wird im Conne Island über Anspruch und Wirklichkeit im Rahmen der staatlichen und nichtstaatlichen Aufarbeitung der NSU-Morde diskutiert. Unter den Diskutanten sind die Thüringische Landtagsabgeordnete Katharina König und der ehemalige Sächsische Landtagsabgeordnete Miro Jennerjahn. Beide waren Mitglieder von Ausschüssen, die die Mordserie von Uwe Mundlos, Uwe Böhnhardt und Beate Zschäpe untersuchten.

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