Unfälle können passieren. Einmal nicht aufgepasst und beim Aufschneiden einer Verpackung wird sich mit dem Cutter-Messer verletzt. Eine in vielen Fällen wahrscheinlich eher harmlose Verletzung. Es geht natürlich noch weitaus schlimmer. Die DGUV als Träger der gesetzlichen Unfallversicherung hat allein für das Jahr 2020 knapp 690.000 Unfälle verzeichnet, die mit Tätigkeiten wie einer Handhabung von Werkzeugen, Maschinen usw. in Zusammenhang stehen. Viele Unfälle – auch im Logistikbereich – gehen meistens jedoch glimpflich aus.

Aber: Es gibt auch schwere Unfallgeschehen. Durch die Arbeit in Hochregallagern werden Lasten in mehreren Metern Höhe bewegt. Parallel ist der Betrieb von Fahrzeugen – auf dem Betriebsgelände oder der Straße – eine Gefahrenquelle, die niemand unterschätzen darf. Angesichts solcher Rahmenbedingungen stellt sich natürlich die Frage, auf welchen Wegen präventiv ein Unfall durch ein hohes Maß an Arbeitssicherheit vermieden werden kann.

Welche Gefahrenbereiche existieren in der Logistik?

Die Statistik der DGUV spiegelt leider nicht nach Branche wider, wo die meisten Arbeitsunfälle einer bestimmten Kategorie entstehen. Dabei ist es gerade in der Logistik wichtig, zuerst Gefahrenbereiche zu kennen – um diese zu analysieren und daraus adäquate Szenarien für den Arbeitsschutz zu entwickeln.

1. Das Heben schwerer Lasten

In der Logistikbranche sind schwere Lasten durchaus ein Dauerthema. Hieraus ergeben sich gleich verschiedene Szenarien, aus denen Gefahren entstehen können. Neben dem maschinengestützten Bewegen solcher Lasten ist es die körperliche Belastung, welche hier zu einem Problem werden.

Das Problem ist die Identifizierung solch konkreter Gefahrenbereiche, da körperliche Belastungen durchaus sehr unterschiedlich wahrgenommen werden. Generell muss hier jeder Verantwortliche sehr feinfühlig in Teams hineinhören, Maßnahmen zum Umgang mit den Lasten entwickeln und entsprechendes Equipment zur Verfügung stellen.

2. Das Be- und Entladen

Ein sehr konkreter Gefahrenbereich ist das Be- und Entladen. Hier spielen nicht nur schwere Lasten und Maschinen wie der Gabelstapler eine Rolle. In den Ladevorgängen muss häufig auch noch auf Vollständigkeit und Ladelisten geprüft werden. Aus diesem Grund ist das Unfallrisiko an dieser Stelle sehr hoch. Personen können in der Be- und Entladung sowohl von Kraftfahrzeugen als auch beweglichen Maschinen angefahren werden.

Parallel können herabfallende Gegenstände gefährlich werden. In der Ladezone ist aus diesem Grund das richtige Verhalten extrem wichtig. Spezielle Arbeitsbereiche für die Kommissionierung helfen genauso wie das Arbeiten im Team, um sich gegenseitig zu schützen.

3. Bewegliche Maschinen und Maschinenteile

Gerade in größeren Lagerbereichen wird mit Maschinen wie Arbeitsbühnen oder einem Gabelstapler gearbeitet. Diese entlasten Mitarbeiter in Bezug auf die körperliche Belastung. Auf der anderen Seite kann eine Maschine aber auch zu einem Risiko werden.

Falsch eingesetzt, wird sie zum Risiko – etwa, wenn ein Stapler als Arbeitsbühne zweckentfremdet wird. Eine konsequente Schulung von Mitarbeitern und Maschinenführern ist hier Grundvoraussetzung, um Gefahren und Unfälle zu vermeiden.

6. Gefährliche Substanzen

Die Logistikbranche kommt mit vielen verschiedenen Stoffen und Produkten in Kontakt. Dazu gehören auch Gefahrgüter. Im Zusammen mit Gefahrstoffen kann es sich um brennbare Flüssigkeiten oder ätzenden Stoffe handeln. Hier können Unfälle besonders drastische Auswirkungen haben.

Aus diesem Grund ist es an diesem Punkt wichtig, Mitarbeiter konsequent zu schulen, Inhalte und Anweisungen zum Umgang ständig zu wiederholen und entsprechende Schutzausrüstung zur Verfügung zu stellen. Einen guten Überblick bietet die GGS (Fachmesse Gefahrgut Gefahrstoff), die vom 8-10. November 2022 in Leipziger Messe stattfindet.

5. Unfälle aus der Bewegung

Aus der Bewegung heraus kann ein Unfall in ganz verschiedenen Szenarien entstehen. Aus dem Boden verteile Flüssigkeiten, Unebenheiten oder einfach eine mangelhafte Beleuchtung begünstigen Unfälle in diesem Zusammenhang. Hier ist der erste Schritt zur Unfallvermeidung ein konsequentes Monitoring, um Gefahrenbereiche schnell zu erkennen. In vielen Fällen lassen sich diese anschließend aus dem Weg räumen.

6. Hochregal-Lager als Gefahrenschwerpunkt

Handel und Industrie setzen verbreitet auf Hochregal-Lager, die ganze Hallen füllen. Hier ist einer der Risikoschwerpunkte alles, was in mehreren Metern Höhe untergebracht wird. Herabfallende Gegenstände stellen eine Gefahr dar – einmal durch die Last, auf der anderen Seite aber auch durch eine Splitterwirkung, welche beim Aufprall entsteht.

Welche Schutzmaßnahmen sind sinnvoll?

Schutzmaßnahmen sind dazu da, das Risiko schwerer Unfälle zu vermeiden. Grundsätzlich lässt sich das Ganze in mehrere Bereiche unterteilen:

  • Schutzausrüstung,
  • Arbeitssicherheit in der Bereichsplanung,
  • Verhalten,
  • Monitoring/Risikobewertung.

Alle vier Punkte greifen beim Thema Arbeitssicherheit direkt ineinander und ergänzen sich so auch gegenseitig.

1. Passende Schutzausrüstung

Unternehmen haben – hier macht auch die Logistikbranche keine Ausnahme – eine Fürsorgepflicht gegenüber Mitarbeitern. Diese beruht auf verschiedenen Verordnungen. Unter anderem muss der Arbeitgeber auch für die Schutzausrüstung Sorge tragen. Diese besteht je nach Arbeitsbereich aus verschiedenen Komponenten. Helm, Warn- und Schutzweste sowie Handschuhe sind für viele Arbeitsbereiche Standard.

Schutzausrüstung kann aber deutlich mehr umfassen, wie:

  • Schuhe,
  • Schutzbrillen,
  • Gehörschutz,
  • Sicherheitshandschuhe,
  • Masken.

Gehörschutz ist zu tragen, wenn die Lärmbelastung gewisse Rahmenbedingungen übersteigt. Spezielle Sicherheitshandschuhe und Masken werden beispielsweise im Zusammenhang mit Gefahrstoffen zur Ausrüstung gehören. Generell lautet die Devise, dass sämtliche Ausrüstung der Mitarbeiter auf das Gefährdungspotenzial abgestimmt sein muss. Besonders im Umgang mit Gefahrstoffen ist ein sehr hohes Maß an Sicherheit gefragt.

2. Planung und Arbeitssicherheit

Clevere Planung beugt Risiken vor. Ein Ansatz, welcher in der Logistikbranche in jedem Fall bei Vermeidung der Unfälle hilft. Hintergrund: Werden im Vorfeld einzelne Arbeitsbereiche und Prozesse klug durchdacht, lassen sich Risiken bereits sehr konsequent vermeiden.

Einfaches Beispiel: Im Lager wird für die Kommissionierung zum Lagereingang ein separater Bereich geschaffen und vom Hochregallager räumlich abgetrennt. Auf diese Weise verringert sich die Gefahr durch herunterfallende Gegenstände oder den Einsatz des Gabelstaplers deutlich.

Ob sich diese anfangs gemachte Planung verschiedener Arbeitsbereiche unterm Strich wirklich bewährt, muss jeder Teamleiter/jedes Unternehmen im Rahmen einer konsequenten Risikoanalyse aus dem laufenden Arbeitsprozess eruieren.

3. Maschinenführung wie Gabelstapler

Um Arbeitsschutzrisiken mit einer bewegten Maschine zu verringern, wie zum Beispiel dem Gabelstapler, gibt es verschiedene Ansätze.

Einerseits müssen die Wege klar und deutlich für Mitarbeiter aller Abteilungen gekennzeichnet werden. Hier braucht es immer ausreichend Platz, um den Stapler sicher bewegen zu können. Klar muss seitens der Unternehmen an dieser Stelle kommuniziert werden, dass ein Betrieb an Eng- und Gefahrstellen nur zu zweit – mit einem Einweiser – erfolgen darf.

Ein dritter wichtiger Punkt in der Vermeidung von Unfällen ist der Einsatz tauglicher Stapler (für den Einsatzzweck) und von Bedienern, welche die entsprechende Qualifikation mitbringen. Hier geht es nicht nur um Kenntnisse zum Arbeitsschutz. Es braucht entsprechende Fähigkeiten in der Bedienung der Stapler sowie Kenntnisse in Bezug auf die Eigenschaften der Fahrzeugklasse.   

4. Verhalten

Menschliches Versagen – davon ist immer die Rede, wenn Fehleinschätzungen und Fehlverhalten einen Unfall ausgelöst haben. Manchmal ist es Unwissenheit, ein andermal einfach eine Nachlässigkeit, welche gefährliche Situationen auslöst. Eine erste wichtige Schutzmaßnahme besteht immer darin, Mitarbeiter entsprechend zu schulen.

Die Prämisse muss hier auf

  • Erkennen und
  • Vermeidung

liegen. Dazu braucht es teilweise sehr konkrete Schulungen, etwa im Umgang mit bestimmten Maschinen oder im Hinblick auf den Umgang mit Gefahrstoffen. Seitens der Unternehmen kann es in diesem Zusammenhang nötig werden, regelmäßig Auffrischungen/Weiterbildungen anzubieten.

Aber: Know-how im Arbeitsschutz ist nur eine Seite der Medaille. Es muss auch um die Frage gehen, wie konsequent Maßnahmen umgesetzt werden. Und ob alle Beteiligten an einem Strang ziehen, um zusätzliche Risiken zu entdecken – etwa, wenn bisher unbekannte Ladungen neuer Servicepartner und/oder Kunden übernommen werden.

Arbeitsschutzmaßnahmen greifen ineinander

Arbeitsschutz hilft auch in der Logistik Unfälle vermeiden. Ein sehr wichtiger Punkt, da die Sicherheit der Mitarbeiter zur Fürsorge für jedes Unternehmen gehört. In der Logistikbranche greifen die verschiedenen Maßnahmen und Bereiche ineinander.

Unter anderem geht es um die Frage, wie sich allein schon durch angemessenes Verhalten das Risiko deutlich reduzieren lässt. Auf der anderen Seite braucht es die passende Schutzausrüstung. Hier ist besonders wichtig, auf verschiedene Herausforderungen reagieren zu können – etwa im Zusammenhang mit einem Transport von Gefahrgut.

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