Leipzig würdigt künftig mit einer Gedenktafel auf dem Augustusplatz die Leipziger Opfer der gewaltsamen Auseinandersetzungen im Zuge des Kapp-Putsches von 1920, kündigt das Kulturdezernat der Stadt an. Kulturbürgermeisterin Dr. Skadi Jennicke wird die Bodenplatte, die die damals 150 getöteten Leipziger/-innen würdigt, am Dienstag, dem 30. April, um 16.30 Uhr feierlich enthüllen. Dazu sind alle Interessierten herzlich eingeladen.

Am 14. März 1920 kam es bei Massendemonstrationen gegen den Kapp-Putsch auf dem Augustusplatz zu Zusammenstößen von Reichswehr und Freikorps. An diesem sogenannten „Blutsonntag“ wurden 15 Demonstrierende und zwei Freikorpsmänner getötet, 40 Menschen verletzt. Weitere Opfer forderten bis zum 20. März Kämpfe zwischen Militär und linksrevolutionären Aufständischen.

Etwa 150 Todesopfer in Leipzig

Insgesamt starben in Leipzig etwa 150 Menschen, darunter viele Unbeteiligte. Genaue Zahlen gibt es nicht und ebenso ist eine endgültige Zuordnung von Todesopfern nicht mehr möglich. Auch wenn der militärische Putsch selbst nicht in Leipzig stattfand, wird sichtbar, welche explosiven Kräfte auch hier aktiv waren.

Diese Auseinandersetzungen werden heute als Teil der Geschichte der Weimarer Republik gesehen, als diese erste deutsche Demokratie von politischen Extremen bedroht war. Die Märzereignisse des Jahres 1920 wurden im Nationalsozialismus und später in der DDR gegensätzlich gedeutet, indem jeweils „ihre“ Kämpfer heroisiert wurden, nicht aber die demokratische Ordnung.

Einweihung am 30. April

Die Gedenktafel wurde vom Leipziger Künstler Harald Alff entworfen. Die Kosten betrugen rund 15.000 Euro, wovon etwa ein Drittel durch Spenden aus der Leipziger Bürgerschaft aufgebracht wurde. Mit der Einweihung der Bodenplatte wird ein entsprechender Beschluss des Stadtrates aus dem Jahr 2020 umgesetzt.

Die Einweihung der Bodenplatte findet am Dienstag, dem 30. April, um 16.30 Uhr auf dem Augustusplatz auf der östlichen Gewandhausseite zwischen Mendebrunnen und Ring statt.

Es sprechen Dr. Skadi Jennicke, Beigeordnete und Bürgermeisterin für Kultur, und Tim Rood, Referent im Stadtgeschichtlichen Museum Leipzig. Die Veranstaltung wird musikalisch vom „DUO b – Saxophone pur“ umrahmt.

Die Tafel trägt folgende Inschrift:

Kapp-Putsch und Märzkämpfe 1920 in Leipzig

Im März 1920 putschten Teile der Reichswehr und paramilitärische Freikorps in Berlin gegen die demokratische Weimarer Republik. Massendemonstrationen, Verwaltungswiderstand und ein sofortiger Generalstreik brachten das von General von Lüttwitz und dem rechtsnationalistischen Politiker Kapp geführte Regime wieder zu Fall.

Am 14. März, dem sogenannten „Blutsonntag“, starben auf dem Augustusplatz 15 Angehörige der Arbeiterbewegung und 2 Freikorpsmänner im Kugelhagel der Kämpfe. Weitere Opfer gab es bis zum 20. März bei Gefechten zwischen Militärs und linksrevolutionären Aufständischen. Insgesamt verloren in Leipzig etwa 150 Menschen – darunter viele Unbeteiligte – ihr Leben.

Stadt Leipzig 2024

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