Da staunte selbst der Zoll am Stuttgarter Flughafen: Beamte beobachteten im Mai dieses Jahres, wie eine Frau am internationalen Busterminal Pakete entgegennahm und in ein Auto lud. Bei der anschließenden Kontrolle entpuppte sich der Inhalt als Echthaar aus Osteuropa. Insgesamt einhundert Kilogramm.

Die Zöllner leiteten ein Steuerstrafverfahren wegen Schmuggels ein, denn es wurden mehrere tausend Euro an Einfuhrabgaben hinterzogen. Das Geschäft mit Echthaar hat sich in den vergangenen Jahren zu einer echten Goldgrube entwickelt. Doch was kann man tun, um sich teure Extensions, die noch dazu alle paar Wochen erneuert werden müssen, zu sparen?

Haare sind ein Status- und Schönheitssymbol. Wie man sie trägt, hängt von den Vorstellungen der jeweiligen Zeit und Kultur ab: Schon vor 5.000 Jahren, im alten Ägypten, wurden Haare gefärbt. Sogenannte Haarmacher gingen von Tür zu Tür, schnitten Frisuren oder knüpften Perücken. Bei den Griechen und Römern in der Antike waren dafür spezielle Sklavinnen zuständig.

Sie mussten auch ihre eigenen langen Haare für die Perücken der Herrschaften hergeben – am liebsten blonde. Die Merowinger, die ersten fränkischen Könige, trugen im 5. Jahrhundert nach Christus eine lange, wallende Mähne als Zeichen ihrer Freiheit und Herrscherwürde. In den 1960er-Jahren ließen sich junge Männer wieder die Haare schulterlang wachsen – diesmal um gegen das vermeintliche Spießertum ihrer Eltern aufzubegehren und gegen den Vietnamkrieg zu demonstrieren.

Gute Hormone, schlechte Gene

Im Märchen lässt Rapunzel ihren langen Zopf zum Prinzen herunter, damit er zu ihr in den hohen Turm hinaufklettern kann. In der Realität wachsen Kopfhaare im Schnitt sechs Jahre – von einigen Ausnahmen abgesehen – wie der Kaiserin Sissi, deren Haare knöchellang waren. Dann sterben sie ab und fallen aus. Dafür sprießen neue nach. Jeder Mensch hat bis zu 150.000 Haare auf dem Kopf. Dort reagieren die Haarfollikel, also die kleinen Strukturen in der Haut, aus denen die Haare wachsen, empfindlich auf Hormone wie etwa Östrogene und Androgene.

Diese sind wiederum für das Haarwachstum und die Dauer der Wachstumsphase (mit-)verantwortlich. Testosteron hingegen lässt im Laufe der Zeit die Kopfhaare dünner und kürzer werden, bis sie schließlich nicht mehr nachwachsen. Haarausfall, insbesondere bei Männern, ist oft auch genetisch bedingt. Forscher der Uni Bonn haben frühzeitigen Haarausfall untersucht und festgestellt, dass zum Beispiel kleinere Männer mit einer hellen Haut und hoher Knochendichte ein erhöhtes Risiko dafür haben. Neben Genen und Hormonen beeinflussen noch andere Umstände das Haarwachstum.

Gesunde Haare lassen sich perfekt frisieren. Foto: congerdesign via pixabay

Stress und Vitaminmangel etwa wirken sich besonders ungünstig aus. In solchen Fällen helfen regelmäßige Entspannung und eine ausgewogene, gesunde Ernährung. Wichtig sind vor allem Zink, Vitamin D und Biotin. Zink ist unter anderem in Milch, Joghurt, Käse und Fleisch enthalten. Vitamin D findet sich in fettreichen Fischen wie Makrele, Lachs und Hering.

Leber, Eigelb und Hefe sind Biotin-Quellen. Die Haare profitieren aber auch von der Änderung alltäglicher Gewohnheiten. Experten raten, viel zu trinken. Denn wird dem Körper zu wenig Flüssigkeit zugeführt, werden die Hautzellen und damit auch die Kopfhautzellen trocken. An die Haarwurzeln gelangt somit nicht genügend Feuchtigkeit. Hinzu kommt, dass die Kopfhaut mit fortschreitendem Alter weniger Talg produziert – auch dadurch wird das Haar trockener. Wie schnell wachsen Haare eigentlich?

Nährstoffspender Heilpflanze

Durchschnittlich wachsen Kopfhaare ein bis anderthalb Zentimeter im Monat. Bestimmte Faktoren beeinflussen dies, etwa die Gene. Asiatische Haare wachsen am schnellsten, afrikanische am langsamsten und europäische liegen in der Mitte. Außerdem spielt das Alter eine Rolle: Zwischen dem 15. und 30. Lebensjahr wachsen Haare am schnellsten.

Männerhaare wiederum sprießen rascher als Frauenhaare. Neben diesen unveränderbaren Aspekten gibt es aber auch solche, die sich beeinflussen lassen. So beschleunigt regelmäßiges Spitzenschneiden das Haarwachstum. Was paradox klingt, ist essenziell für langes, glänzendes Haar.

Warum? Der Haarschopf und vor allem die Spitzen sind vielen Umweltfaktoren ausgesetzt. Sie reiben zum Beispiel an der Kleidung oder trocknen durch UV-Strahlung und heiße Föhnluft aus. Das führt zu Haarspliss – die Spitzen beginnen sich zu spalten. Lässt man sie nicht regelmäßig kürzen, wandert der Spliss bis zum Ansatz hin und die Haare brechen ab. Aus diesem Grund sollten die Haare nicht mit heißem, sondern lauwarmen Wasser gewaschen und bei niedriger Temperatur geföhnt werden.

Damit die Friseurtermine nicht umsonst sind, ist eine umfängliche Haarpflege notwendig. Shampoo, Conditioner und Kur sind unerlässlicher Standard. Der Conditioner sollte ebenfalls mit kaltem Wasser ausgespült werden, um die Schuppenschicht zu schließen und das Haar vor dem Austrocknen und der Splissbildung zu schützen.

Für ein schnelleres Haarwachstum eignen sich Produkte, die wachstumsanregende Inhaltsstoffe wie Koffein, ungesättigte Fettsäuren oder Keratin, ein natürlicher Haarbaustein, enthalten. Auch Wirkstoffe aus Heilpflanzen, wie Rosmarinöl für die Haare, können wahre Wunder bewirken. Sie machen das Haar nicht nur geschmeidig und gut kämmbar. Sie versorgen es darüber hinaus mit notwendigen Vitaminen und Nährstoffen, die die Durchblutung der Kopfhaut anregen und so das Haarwachstum fördern.

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