Tanner wird gerade 45 Sommer jung und da kommt schon hin und wieder so manches Zipperlein zum Ausbruch. Natürlich hat er in seiner Jugendlichkeit auch feinsten Raubbau am Körper betrieben, hoch die Tassen und immer mehr immer mehr … Langsam wird er jedoch (so hofft er) erwachsen - und informiert sich über andere Lebensweisen, die vielleicht auch die Chancen länger mitzuspielen erhöhen. Durch seinen Freund Elia van Scirouvsky und andere freundlich agierende Menschen wurde er auf die vegane Ernährung gebracht und probiert dies jetzt auch mal aus. Nähere Informationen erfragte er sich bei Kristina Lammert von LEIPZIG30TAGEVEGAN. Doch lesen Sie selber.

Hallo Kristina Lammert. Du bist ein Teil des Orga-Teams von LEIPZIG30TAGEVEGAN. Bevor wir in die Fragen gehen schon mal: Ich mache mit. Nun aber auch für die Leserschaften: Was ist das für eine Aktion?

Das freut! Mit dieser Aktion werden vom 1. – 30. Mai 2015 alle EinwohnerInnen Leipzigs eingeladen, sich vegan zu ernähren. Damit wollen wir Tierleid minimieren, die Umwelt schonen und die eigene Gesundheit fördern. Laut PETA Deutschland gehört Leipzig übrigens nach Berlin und München zu den veganfreundlichsten Orten und das hat mich neugierig gemacht. Die schöne Stadt Leipzig hat ein großes Potenzial – überall, wo man hinschaut, gibt es veganfreundliche Läden, sei es ein veganer Imbiss, ein Restaurant oder ein Atelier, wo bewusst vegane Mode hergestellt wird. Da wollte ich den Schritt eines Projekts zur vielfältigen Auseinandersetzung mit dem Thema wagen.

Kannst Du bitte ein bisschen Euer Team vorstellen? Wer seid Ihr und wie kamt Ihr zur veganen Ernährung? Und warum wollt Ihr Einfluss nehmen auf das Verhalten anderer Menschen?

Unser Team besteht aus selbstständigen Medienschaffenden, sprich Journalisten, Autoren, Kameraleuten, Tontechniker usw. Ich selbst arbeite als Kamerafrau und Cutterin. Wir stellten Fragen wie: Warum ernähren sich immer noch so viele Menschen nach den veralteten Ernährungslehren? Warum entziehen sich bis heute noch so Viele der Mitverantwortung an der Massentierhaltung? Warum hat das Vegansein immer noch einen radikalen Ruf und warum gibt es so viele Zivilisationskrankheiten? Im Umkehrschluss heißt das: Wie können wir eine ganze Stadt wie Leipzig dazu animieren, das vegane Leben einfach mal auszuprobieren?! Also musste ein mediales Projekt entstehen, um möglichst viele Menschen zu erreichen. So sind wir mit Kamera, Licht und Mikrofon losgezogen und haben bereits 2014 zum ersten Mal die Menschen getroffen, welche das vegane Leben in Leipzig mit ihren Läden, Restaurants und Projekten so allgegenwärtig machen. Auch, wenn wir nicht alle vegan-vegetarisch leben, so ist es uns doch ein sehr wichtiges Thema, sich mit genau den Menschen auseinander zu setzen, die uns ihre Ideen und Motivationen dahinter erzählen.

Rein praktisch sagen viele Menschen an der Discounter-Theke: Dieses Gesundernähren ist doch viel zu teuer. Oder: Fleisch steht mir zu! Was entgegnest Du denen?

Vegane Ernährung kann sehr kostengünstig sein: Obst und Gemüse, Hülsenfrüchte und Vollkorngetreide – fast alle veganen Lebensmittel gibt es bei jedem Discounter um die Ecke. Sicherlich sind Extras wie veganer Käse teuer im Vergleich zum tierischen Discounter-Produkt, aber das sind für mich persönlich keine Produkte, die ich jeden Tag einkaufe.

Den neoliberal Argumentierenden ist ja prinzipiell alles egal, außer die Kosten. Nun ist es selbst dem letzten Deppen klar, dass der immense Fleischkonsum gesundheitsschädlich ist, zu verfrühtem Tode, Herzverfettung etc führt. Was denkst Du, warum sich so viele Menschen der Verantwortung für sich selbst, die sie Liebenden und (jetzt für die Neoliberalen:) den Krankenkassenkosten entziehen? Faulheit? Dummheit? Angst vor Veränderung?

Ich selbst habe die Erfahrung gemacht, dass man schnell dazu neigt, sich dem Unbekannten zu entziehen. Denn warum sollte der Nachbar von nebenan sein Leben ändern wollen, wenn er nichts anderes gewohnt ist – eben diese Gewohnheit macht uns das Leben leichter, aber auch ignoranter. Neues muss erst erlernt und angepasst werden. Deswegen versuchen wir mit unserem Projekt Brücken zu bauen und wagen einen Blick über den eigenen Tellerrand.

Hin und wieder höre ich auch als Argument: ja, was soll ich denn da noch essen? Das umgeht Ihr bei LEIPZIG30TAGEVEGAN ja, indem Ihr Rezepte veröffentlicht für die tägliche Beschmausung. Wo kommen die denn her? Da ist ja auch der Haken mit dem Urheberrecht …

Mittlerweile gibt es viele Alternativen, die das veganfreundliche Leben erleichtern. Wer auf Tierprodukte verzichtet, bekommt alle Nährstoffe aus den Pflanzen, wenn man sich abwechslungsreich ernährt. Dazu gehören frische, unverarbeitete Lebensmittel zum Alltag. Auch Sojaprodukte sind tolle Eiweißlieferanten. Wir versuchen innerhalb der Aktion das Klischee zu widerlegen, vegan Kochen wäre zu aufwendig und kostenintensiv. Dabei veröffentlichen wir auf unserer Homepage innerhalb der Aktion jeden Tag eine Mahlzeit, welche man ganz einfach zubereiten kann. Die Rezepte stellen wir als Team zur Verfügung oder die Ladeninhaber Leipzigs stellen uns ihre eigenen Kreationen vor, die wir rechtlich nutzen dürfen. Letztes Jahr haben wir bereits durch einen Aufruf an alle Mitstreiter viele tolle selbstkreierte Rezepte mit Fotos zugeschickt bekommen, welche wir innerhalb der Aktion in deren Namen veröffentlicht haben. Das möchten wir dieses Jahr weiter verfolgen und weisen mit dem Aufruf auch ausdrücklich darauf hin, dass es eigene Rezepte sein müssen. Deswegen gibt es keine Probleme mit den Urheberrechten.

Da ich ja selbst den Selbstversuch mache bekommt Ihr natürlich meine Rezepte zugeschickt. Was kann ich aber in der Vorbereitung tun???

Dann bin ich gespannt und danke dir jetzt schon für deine Teilnahme. Wir sind für jede Unterstützung dankbar und deswegen freuen wir uns natürlich über jeden Mitstreiter und die Rezepte.

Auf unserer Homepage http://leipzig.30tagevegan.de findet man unter der Rubrik “Richtige Vorbereitung” wichtige Informationen. Wir empfehlen beispielsweise auch eine Biokiste zu bestellen. Dazu haben wir ebenfalls Biokistenlieferanten aufgelistet, die Leipzig beliefern. Dort kann man sich auch verschiedene Vollkornbrote bestellen. Das ist gesund und ökologisch!

Na, dann mal los. Meine Tochter und meine Gattin möchten mich ja auch noch in Zukunft gesund erleben. Und seien wir doch mal ehrlich: der ewige Bratwurstduft in den Kleingärten geht doch wirklich ganz schön auf den Nerv …

Es werden sicherlich einige Aha!-Effekte eintreten, denn man fängt automatisch an, kreativer zu kochen, neue Obst- und Gemüsesorten auszuprobieren und das Geschmackserlebnis und die Produktvielfalt erweitern sich. Da kann keine Wurst mithalten! Jeder sollte bei der Aktion selbst entscheiden, wie weit er mit der Ernährungsumstellung geht, nach dem Motto: Alles kann, nichts muss! Und wer sich immer noch unsicher fühlt, der sollte selbstverständlich immer seinen Arzt befragen. Wir wünschen allen Teilnehmenden viel Spaß und den einen oder anderen Blick über den Tellerrand!

Ich danke dir für das famose Interview, lieber Volly!

http://leipzig.30tagevegan.de

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