Die Welt verändert sich in rasantem Tempo. Damit sind allerdings nicht nur technische Errungenschaften gemeint, sondern auch unsere Werte und Ansichten ändern sich. Selbst die klassische Sichtweise und das Verständnis für Gesundheit haben sich verändert.
Am Morgen in der Schlange zum Bäcker steht auch ein junger Mann in Sportkleidung. Am Handgelenk: eine Fitnessuhr, die ihn piepend daran erinnert, dass er schon zu lange steht, kurz darauf folgt der Hinweis auf seinen erhöhten Puls. Scheinbar von der Bevormundung aus Richtung Handgelenk kommend, sichtlich genervt, tippt er auf dem zu kleinen Display herum und atmet tief durch, als es endlich die Klappe hält.
Alte Vorstellung vs. neue Realität
Früher bedeutete gesund zu sein einfach, nicht krank zu sein. Der Arzt wurde nur bei gesundheitlichen Problemen aufgesucht, welche unsere Großmütter nicht allein in den Griff bekamen. In der Ganzheitlichen Medizin werden Körper, Psyche und soziales Umfeld als Einheit gesehen. Die Bereiche gehen ineinander über und bedingen einander.
Die eigene Gesundheit bedeutet vielen Menschen etwas, weshalb es inzwischen für viele auch ganz normal ist, die eigene Gesundheit entsprechend zu überwachen. Digitale Helfer gehören inzwischen fest zum Alltag vieler Menschen: Fitness-Apps und -Uhren zählen Schritte, überwachen den Schlaf, erinnern ans Trinken und zeigen an, wann es Zeit für Bewegung ist.
Meditations-Apps versprechen mentale Betreuung auf Knopfdruck. Für einige von uns sind überflüssige Gadgets, für andere eine echte Hilfe. Manche fühlen sich beispielsweise mit einem digitalen Trainer am Handgelenk motivierter und damit auch gleich viel wohler. All das kann auch ungesunden Druck erzeugen und die Psyche in Schieflage bringen.
Wenn die App jeden Tag 10.000 Schritte „einfordert“ oder wenn das Schlaftracking dir mitteilt, dass die Nacht viel zu kurz war, aber mehr einfach nicht möglich war. Auch ein ständiger Vergleich der eigenen Fitness und Gesundheit mit der einiger Kollegen kann sehr ungesunde Nebenwirkungen haben. So wird aus dem digitalen Gesundheits-Coach möglicherweise ein stiller Antreiber, der einem nun auch noch nach dem Job, also in dem Allerheiligsten, unserer Freizeit das Gefühl gibt, nie genug zu tun.
Hinzukommen, alles natürlich der Gesundheit wegen, noch allerhand Nahrungsergänzungsmittel und diverse Medikamente hinzu, die man, alles nur der Gesundheit wegen, oft auch plan- und maßlos nutzt. Dass es hierfür einen immer größer werdenden Markt gibt, beweist allein ein Blick auf die Shop Apotheke mit ihrem vielseitigen Sortiment und von den wie Pilze aus dem Boden sprießenden Supplementangeboten ganz zu schweigen.

Auch Ernährungs-Apps verfolgen grundsätzlich ein absolut positives Ziel. Gute Apps haben allerdings nicht nur Kalorien im Fokus, sie erfassen die Zusammensetzung der Nahrungsmittel. Wie viele Proteine wurden aufgenommen, wie viele Kohlenhydrate und wie viel Fett, aber auch welche Fette aufgenommen worden. Oft werden diese in Referenz der empfohlenen Menge angezeigt. Einige Apps zeigen auch dazu noch die in den Lebensmitteln enthaltenen Vitamine, Mineralstoffe und Zucker an.
Das ständige Abwiegen, Abfotografieren und Protokollieren können jedoch auch schnell in puren Stress umschlagen oder gar zum Zwang werden. Was als Hilfe gedacht ist, kann dazu führen, dass uns Essen nicht mehr entspannt, sondern kontrolliert und bewertet wird. Es kann durchaus problematisch werden, wenn nicht mehr das gegessen wird, was guttut, sondern was auch gut in die Statistik der App passt. Im schlimmsten Fall sind ernsthafte Essstörungen ein Ergebnis.
Man sollte öfter auf sich selbst hören, die innere Stimme weiß, was gut ist und wie viel davon, weiß sie auch, anstatt nur auf Zahlen und Normen fokussiert zu leben. Vielleicht man den Blick einfach wieder mehr auf die eigene Lebensfreude, wie der Freude am Sport, der Freude am Essen und auch der an der Zubereitung unserer Speisen selbst.
Es ist absolut positiv zu bewerten, dass Gesundheit heute einen so hohen Stellenwert einnimmt. Dies ist nicht nur für das Individuum gut, sondern auch gesellschaftlich ein Plus. Menschen, die ihren Körper gesund und fit halten, die auch psychisch sehr stabil bleiben, sind häufig eher auf eine präventive Gesundheitsvorsorge orientiert.
Diese Menschen bewahren sich durch diesen, nennen wir es doch ruhig, „Lifestyle“ selbst vor schweren Erkrankungen und unterstützen somit indirekt auch unser aller Gesundheitssystem, einfach nur durch deren Nichtinanspruchnahme medizinischer Leistungen.
Apps und digitale Helfer können in vielerlei Hinsicht bei der Prävention unterstützend wirken, dennoch sind bewusstes Herantasten und die Übernahme der Verantwortung über die eigene Gesundheit unerlässlich.
Dies schließt sowohl einen bewussten Umgang mit Nahrungsergänzungsmitteln, Pflegeprodukten und Medikamenten, als auch technische Hilfsmittel mit ein. Lernen, sich gezielt zu informieren, die Informationen auch noch mal zu hinterfragen und mit vertrauenswürdigen Quellen abzugleichen. Besonders Medikamente sollten nicht leichtsinnig verwendet werden.
Kleine Hilfe für den Alltag
Wer immer nur an das nächste große Ziel denkt, bei dem bleibt die eigene Lebensqualität unbemerkt auf der Strecke. Unsere Gesundheit ist nicht allein nur medizinisch zu betrachten. Es geht dabei um viel mehr. Man sollte erkennen, dass es gut ist, sich auch um sich selbst zu kümmern. Oft sind es die kleinen Dinge im Leben, die kaum Zeit in Anspruch nehmen, sich jedoch am deutlichsten auf unseren Tag auswirken. Für den einen ist es vielleicht das zufällige Schmusen mit einem zutraulichen Kätzchen an der Bushaltestelle, für den anderen ist es eine Tasse schwarzer Kaffee, ganz ohne Milch und Zucker, in der nachmittäglichen Sonne.

Niemals sollte vergessen werden: Gedanken werden Materie und so auch unsere Gesundheit betreffend, auch Gesundheit beginnt immer erst einmal im Kopf. Wer mit dem falschen Fuß aufsteht und bereits mürrisch in den Tag startet, dem hilft kein Vitamin der Welt.
Ein fröhliches Gemüt, die nötige Prise Humor und ein optimistischer Blick tragen zu einem Wohlgefühl im Körper bei. Studien belegen genau das schon lange – positive Gedanken lassen das Immunsystem erstarken. An der Stelle ein MUSS, denn wir könnten es in diesem Zusammenhang einfach nicht unerwähnt lassen, eine ausgewogene Ernährung und regelmäßige Bewegung sind in diesem Kontext selbstverständlich unerlässlich!
Doch dann stünden die Chancen doch recht gut, den Körper und den Geist bis ins hohe Alter gut benutzen zu können. Gesundbleiben sollte unbedingt Freude bereiten, es sollte auch gut schmecken, es kann gern auch gut klingen, und zauberhaft schön duften könnte es auch. Den Moment, lernen, wieder bewusst zu erleben, kann helfen, zur eignen Balance zurückzufinden.

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