Wir stehen – in Gedanken - immer noch auf dem Eiffelturm und schauen uns die Stadt und deren Sehenswürdigkeiten an. Nachdem wir gestern einen Überblick über die touristischen Ziele der ersten 10 „inneren“ Arrondissements hatten und schon einmal im Kreis um das Zentrum gewandert sind, geht die Reise heute, dem Uhrzeigersinn folgend, im 11. Stadtbezirk weiter.

Und bitte nicht missverstehen: Dies ist eine Zusammenstellung von ausgewählten Dingen und Informationen, die mir bei den Vorbereitungen unserer eigenen Paris-Reise begegnet sind und die ich als sinnvoll erachte, an andere Paris-Reisende weiterzugeben. Sie sollen keinesfalls einen Anspruch auf Vollständigkeit haben.

Die Anordnung der 20 Pariser Arrondissements. Grafik: Patrick Kulow
Die Anordnung der 20 Pariser Stadtbezirke. Grafik: Patrick Kulow

Zur Erinnerung: Die Zählung der 20 Pariser Arrondissements beginnt am Louvre, direkt im Zentrum der Stadt. Die weiteren Stadtbezirke folgen im Uhrzeigersinn und sind von innen nach außen wie ein Schneckenhaus angeordnet.

Im letzten Tagebucheintrag endete unsere Touristentour im Norden der Stadt im 10. Arrondissement mit den beiden großen Bahnhöfen Gare du Nord und Gare de l’Est, die nicht nur einen Besuch lohnen, weil man in einem Zug bei ihnen ankommt. Empfohlen habe ich Ihnen in diesem Stadtbezirk auch einen Spaziergang am Kanal Saint-Martin. Nun geht es im 11. Stadtbezirk weiter.

Die „äußeren“ Pariser Arrondissements 11 bis 20 mit ihren Sehenswürdigkeiten

Drei große Plätze begrenzen das 11. Arrondissement, das ansonsten arm an Sehenswürdigkeiten ist: im Nordwesten der Place de la République, der durch den Boulevard Voltaire direkt mit dem am südöstlichsten Zipfel gelegenen Place de la Nation verbunden ist. Im Südwesten befindet sich der Place de la Bastille, der vor allem durch die dort zu Zeiten der Französischen Revolution befindliche Bastille bekannt ist. Heute ist nur noch wenig davon zu sehen – weder von der Bastille noch von den historischen Ereignissen im Jahre 1789. Aber auch hier werden wir während unseres Paris-Aufenthaltes einen ganzen Tag verbringen, allerdings aus einem ganz anderen Grund. Sie werden es in einem späteren Tagebucheintrag erfahren – versprochen!

Der Place de la Bastille im 11. Arrondissement. Foto: Patrick Kulow
Der Place de la Bastille im 11. Arrondissement. Foto: Patrick Kulow

Südlich davon befindet sich das 12. Arrondissement, welches auch schon den Pariser Stadtrand bildet. An der nordwestlichen Ecke befindet sich die Opéra Bastille, neben der Opéra Garnier im 9. Arrondissement das zweite Opernhaus der Stadt. Im südöstlichen Abschnitt liegt der ausgedehnte Park „Bois de Vincennes“. Sportinteressierte besuchen hier vor allem die 1984 eingeweihte Mehrzweckhalle „Palais Omnisports de Paris-Bercy“, Veranstaltungsort vieler Konzerte und des ATP-Tennis-Hallenturniers Paris Masters. Geschichtlich ist das Stadtgebiet interessant, weil hier bei Ausgrabungen an einem alten Seitenarm der Seine Überreste eines Dorfes aus der Zeit zwischen dem 3. und 4. Jahrtausend v. Chr. gefunden wurden. Aus der jüngeren Vergangenheit stammen die Weinhallen und -lager von Bercy, die auch heute noch – wieder schmuck hergerichtet – zur Verkostung guter Jahrgänge und zum flaschenweisen Kauf ebendieser einladen.

Das weiter westlich angrenzende 13. Arrondissement hatte schon immer industriellen Charakter und war daher in den letzten anderthalb Jahrhunderten vorwiegend ein Arbeiterviertel und damit Zuzugsort vieler Einwanderer. Heute wird es geprägt durch dutzende Hochhäuser, die in den 70er Jahren tausendfach einreisenden vietnamesischen Flüchtlingen eine neue Heimat gaben. Später hinzukommende Flüchtlinge aus anderen südostasiatischen Ländern haben dazu beigetragen, dass sich hier eine auch aus anderen Großstädten bekannte Chinatown, das „Quartier Asiatique“, herausgebildet hat. Die letzten 20 Jahre sind vor allem von den Bemühungen der Verwaltung geprägt, das Viertel aufzuwerten und umzugestalten. So fand die „Bibliothèque nationale de France“ ein neues Heim im 13. Stadtbezirk und trägt zu Ehren ihres Initiators François Mitterrand seinen Namen.

Das 14. und 15. Arrondissement im Süden der Metropole werden von Paris-Touristen vor allem wegen des Hochhauses Tour Montparnasse im gleichnamigen alten Stadtteil und natürlich auch wegen der Katakomben am Place Denfert-Rochereau besucht. Fans französischer Automobile hätten im letzten Jahrhundert sicher gern einen Fuß hierhin gesetzt, denn hier befanden sich bis 1968 die ausgedehnten Industrieflächen der Citroen-Werke. Heute sind dort der Parc André Citroen, Wohnhäuser und Einkaufscenter zu finden.

Der Eingang zu den Katakomben am RER-Bahnhof Denfert-Rochereau im 15. Arrondissement. Foto: Patrick Kulow
Der Eingang zu den Katakomben am RER-Bahnhof Denfert-Rochereau im 15. Arrondissement. Foto: Patrick Kulow

Weiter geht’s im Schneckengang der Pariser Stadtbezirke: Nochmal ein Sprung über die Seine ans rechte Ufer und ab ins 16. Arrondissement! Die Hälfte der Fläche dieses Stadtbezirks wird vom Erholungsgebiet „Bois de Boulogne“ (auf Deutsch: Wald von Boulogne) eingenommen. Früher war hier tatsächlich viel Wald, mit einer ebenso wechselvollen, mehr oder weniger baumreichen Vergangenheit. Er diente seit den Zeiten des Absolutismus als Unterschlupf für von der Justiz verfolgte Verbrecher und Diebesgesindel, als Ort der Prostitution und als Austragungsort berüchtigter filmreifer Duelle französischer Edelmänner mit Degen oder Pistolen im Nebel. Heute ist der Bois de Boulogne einer der größten Stadtparks der Welt, mit den höchsten Wohnungsmieten im Pariser Stadtgebiet. Angrenzend findet man die Pariser Pferderennbahn Longchamp und das Fußballstadion Parc des Princes als Heimstatt des Fußballklubs Paris Saint-Germain.

Dem schließen sich – weiter in nordöstlicher Richtung folgend – das 17. und 18. Arrondissement an. Der 17. Stadtbezirk ist ein typisches Arbeiterviertel mit einem recht hohen Einwandereranteil und bietet für Touristen nur wenig Interessantes. Die meisten Besucher werden wohl im angrenzenden 18. Arrondissement landen: in Montmartre.

Die Basilika Sacre-Coeur auf dem Montmartre im 18. Arrondissement. Foto: Patrick Kulow
Die Basilika Sacre-Coeur auf dem Montmartre im 18. Arrondissement. Foto: Patrick Kulow

Irgendwie dreht sich hier alles um den sich im Zentrum markant erhebenden Hügel von Montmartre („Butte Montmartre“) mit der darauf thronenden Basilika Sacré-Coeur. Ein einmaliger und wirklich atemberaubender Blick auf die Dächer der Stadt Paris inklusive. Drumherum so weltbekannte Sehenswürdigkeiten wie das Vergnügungsviertel rund um den Place Pigalle (laut Bill Ramsey „die große Mausefalle mitten in Paris“), das Kabarett-Theater „Moulin Rouge“, den Künstlermarkt am Place du Tertre und der „Künstlerfriedhof“ Cimetière de Montmartre, dem ältesten der heutigen Pariser Friedhöfe.

Da wir hier unsere gemietete Ferienunterkunft gefunden haben, wird dieses Arrondissement auch Ausgangspunkt unserer Ausflüge sein. Daher erschien mir in Vorbereitung der Reise ein genauerer Blick in das Stadtviertel als sinnvoll. Ein bisschen was habe ich darüber ja schon im 4. und 5. Tagebucheintrag geschrieben. Ich werde das aber in einem späteren Tagebucheintrag noch ergänzen, in welchem ich mit Ihnen einen ganzen Tag lang durch das 18. Arrondissement streifen möchte. Er wird wohl den Titel: „Montmartre – ein Stadtgebiet voller Widersprüche“ tragen.

Nun sind wir schon bei den letzten beiden Stadtbezirken angelangt. Das 19. und 20. Arrondissement befinden sich im äußersten Nordosten und Osten der Stadt. Im wahrsten Sinne hervorgehoben ist der Butte Chaumont, der Chaumont-Hügel mit seinem Park, welcher von den Parisern gern als Ausflugsziel gewählt wird. Auch von hier hat man einen wunderbaren Blick auf Paris, jedoch sind kaum so viele Touristen hier unterwegs wie zum Beispiel am Montmartre.

Die beiden Arrondissements sind traditionell Arbeiterviertel und in der Vergangenheit ein Anziehungspunkt für Einwanderer. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts kamen diese vor allem aus Italien, Polen und Spanien, in jüngster Zeit vorwiegend aus Nordafrika („Maghreb“) und Schwarzafrika.

Als für Touristen interessante Punkte auf der Liste der Pariser Sehenswürdigkeiten lässt sich hier am ehesten noch der Friedhof Père Lachaise mit den Grabmalen namhafter Maler, Schriftsteller, Musiker, Politiker und Wissenschaftler nennen. Sonst gibt’s hier nicht so viele Highlights.

So, liebe Tagebuchleser, nun ist unser Überblick und damit unsere schnelle Rundreise durch das touristische Paris beendet. Wer es schaffen will, all die genannten Sehenswürdigkeiten in den 20 Arrondissements innerhalb eines Urlaubs „abzuarbeiten“, der sollte sich mindestens auf zwei straff geplante Wochen einstellen. Besser drei.

Schon bald machen wir weiter mit unserem Urlaubstagebuch. Ich hatte Ihnen ja versprochen, dass ich Sie zur Freiheitsstatue mitnehme.

Eine Freiheitsstatue in Paris?

Oui.

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