Rekrut Schuuulz. Vortreten! Na bitte - geht doch! Der Nächste! Neu hier? Na das wird sich bald ändern. Und eins, und zwei, und eins .... Weiß ein 17-Jähriger eigentlich, was Krieg bedeutet? Er ist kein Mensch, er ist kein Tier - er ist ein Panzergrenadier? Diese armen Kinder irgendwie.

Fragen kann man sicher, was die Eltern zu so etwas sagen, wenn sich der Schützling nach dem Gang zum Briefkasten auf einmal zu einem ernsthaften Soldatenaspiranten entwickelt. Sieht ja auch irgendwie toll aus, diese bunten Videos, Postkarten und Internetseiten. Ganz zu schweigen von den schicken Plakaten und informativen Schulbesuchen. Irgendwie frei nach dem South-Park-Motto: “Nette Leute überall und nur strahlende Gesichter …” gibt’s lecker Mädchen in Uniform, Waffenästhetik in Chromefarben und ein überzeugendes Argument: “Wir. dienen. Deutschland.”

Gut – Argument nun nicht gerade, vielleicht eher – ey Alter, sicherer Arbeitsplatz (ja, natürlich ein Running Gag), wilde Touren im Panzer (bei dem Du bei etwas Pech nebenher latschen darfst) und geile Kumpels hier (schau mir in die Augen Kleiner, wer weiß, ob wir uns so je wiedersehen). Ins Ausland geht’s außerdem ratzfatz, mal was von der Welt sehn und keinen Cent dazubezahlen. Komm zu uns und werde ein Mann, wie der attraktive Bomberpilot hier. Denn nachmittags geht’s zu den Sani-Mädels rüber, natürlich nur, wenn der Spind auch aufgeräumt ist.

Sicher, offenbar muss irgendwer immer noch den Mist machen und irgendwen werden die “Bild”-Anzeigen eben erreicht haben, wenn man sich nun über genügend Frischlinge bei der Truppe freut. Und wenn die Studienplätze knapp und handwerkliche Arbeit in “Deutschland.” bescheiden bezahlt wird, kommt so mancher ins Grübeln. Bis er dann das erste mal in die Gewehrmündung schaut oder dieses pfeifende Geräusch einer heranfliegenden Schrapnell die Choclea aufmischt. Dann erst trennt sich Mensch von Schädelfußballer.

Beide sind dann vielleicht 22 Jahre alt und irgendwie immer noch keine Männer. Der eine fährt schleunigst wieder nach Hause, während der andere irgendwo am anderen Ende der Welt weiter “Deutschland.dient.”, bis ihm das posttraumatische Stresssyndrom das Gehirn zerlegt. Den Restbestand Mensch kann dann die heimische Familie wieder zusammenkehren. Hätten sie den meist einzigen Spross halt nicht an den Briefkasten gelassen, könnte man sagen. Die Zeiten von “ein Sohn für den Hof, einen für die Kirche und einen für den Krieg” sind halt vorbei. Sollte man aber nicht, sie wussten halt auch nicht, was sie taten.

Also “Aauuugen links! Ein Lied!”. Es geht zum Handelswege verteidigen.

Ansicht vergrößern

So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar