Danke. So einen schönen hab ich lange nicht gesehen. Und ich habe viele gesehen, herrliche Verschreiber, die das Leben auf deutschen Nachrichtenseiten so angenehm machen. Es sind ja doch nur alles Menschen und keine – ja – keine Roboter-Journalisten, die, wie man uns erzählt, überall schon zugange sind und Nachrichten produzieren wie andere Büroklammern. Braucht das irgendjemand? Nicht wirklich. Aber die Bahn braucht, wie man sieht, ein paar Lockangebote.

Personal das zum Mitfahren verlockt. Oder verführt. Ein einziger Buchstabe, und dieses Nicht-Fisch-nicht-Fleisch-Unternehmen bekommt eine erotische Ausstrahlung. Als müsste hinter der Überschrift, die die F.A.Z. am Montag setzte, eigentlich noch so etwas stehen: (m/w). Man sollte ja die mitreisenden Geschlechter durchaus unterschiedlich verlocken.

Damit sich Männlein und Weiblein wohlfühlen. Ich stell sie mir schon wie Strahlemänner und Strahlefrauen am Bahnsteig vor: „Herzliches Lächeln. Willkommen in unseren schönen Zügen! Steigen sie ein! Fühlen Sie sich bis zum Ziel Ihrer Reise wie zuhause! Machen Sie es sich gemütlich, Ihre ganz persönliche Lockführerin, Ihr persönlicher Lockführer wird Sie unterwegs besuchen …“

Wenn ich den Text richtig interpretiere, gab es das in Gießen schon. Aber es muss irgendwie wohl doch ein harter Job sein, dass die sich jetzt alle haben krankschreiben lassen …

Ach nö, jetzt fang ich an zu träumen.

Dabei könnten wir alle Lockführer gebrauchen, die aus unserem irdischen Dasein mal wieder was Besonderes machen. Wecker, die einen neugierig machen auf den Tag, Ampeln, die einen nicht nur rot anleuchten, sondern einladen, den Moment des Innehaltens zu genießen, Straßenbahnen, die sich freuen, wenn man einsteigt (mal von den Mitreisenden ganz zu schweigen), … aber ich merk es schon. Ich bin mal kurz aus der Welt gefallen und im „Restaurant am Ende des Universums“ gelandet, wo sogar die Spanferkel freundlich sind zu den Gästen.

Vielleicht ist das meine Sehnsucht, die heute früh am Morgen ein frischer Redaktions-Azubi bei der F.A.Z. in Buchstaben gepackt hat. Denn dass da noch Menschen arbeiten, erkennt man heutzutage ja nur noch an ihren Schreibfehlern, die einem Roboter nie und nimmer mehr durchgehen würden. Hier zeigt sich ein kleines Restchen menschlicher Kreativität, die uns ja mit diesem ganzen Roboterquatsch auch noch ausgetrieben werden soll.

Achten Sie auf die Rechtschreibfehler.

Es werden die letzten Botschaften sein, die Ihnen miteilen, dass es im Medienuniversum noch ein paar lebendige Menschen gibt.

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