Nach dem zuletzt erreichten Rekordhoch bei der Geschäftslage fallen die Einschätzungen der Unternehmen im Freistaat nun etwas moderater aus. Die Erwartungen für die kommenden Monate sind hingegen zuversichtlicher. Trotz vielfältiger Risiken setzt sich die solide Entwicklung der sächsischen Wirtschaft fort. Zu diesem Ergebnis kommt die aktuelle Konjunkturumfrage der sächsischen Industrie- und Handelskammern, an der sich 1.789 Unternehmen aus Industrie, Baugewerbe, Einzel- und Großhandel, Dienstleistungen und Verkehr mit mehr als 100.000 Beschäftigten beteiligten.

50 Prozent der Unternehmen bewerten ihre aktuelle Geschäftslage mit gut. Zwar sind damit die Unternehmen mit ihrer Geschäftslage etwas weniger zufrieden als zum Jahresbeginn (55 Prozent), allerdings schürt die anziehende Nachfrage im Zuge der Frühjahrsbelebung in zahlreichen Branchen die Zuversicht. Die Geschäftserwartungen legen daher auch etwas zu. 22 Prozent gehen von einer Verbesserung aus (Jahresbeginn 19 Prozent). Der Anteil derer, die mit einer Verschlechterung rechnen, bleibt mit 11 Prozent konstant.

Der IHK-Geschäftsklimaindex, der die Einschätzung zur aktuellen Lage und zu den Erwartungen in sächsischen Unternehmen gleichrangig berücksichtigt, gibt im Frühjahr 2016 etwas nach, liegt mit 125 Punkten aber noch deutlich über dem langjährigen Mittel von 107 Punkten.

Die Branchen

Verhaltene Auftragseingänge, gesunkene Kapazitätsauslastung und nur moderate Umsatzzuwächse dämpfen derzeit die Geschäftslage in der Industrie. Dabei beeinträchtigt vor allem die Entwicklung im Auslandsgeschäft die exportorientierten Unternehmen. Der Lagesaldo sinkt so im Vergleich zum Jahresbeginn auch von 45 auf 40 Punkte.

Die Lage der Bauwirtschaft verbleibt nach dem erfolgreichen Jahresstart auf hohem Niveau. 56 Prozent der Betriebe (Jahresbeginn 58 Prozent) berichten über eine gute Geschäftslage. Insbesondere das Ausbaugewerbe profitiert von der starken Nachfrage nach Bauleistungen. Aber auch im Hoch- und Tiefbau bewertet etwa jede zweite Firma die Lage mit „gut“.

Nach dem Allzeithoch der Geschäftslage zu Jahresbeginn zeigen sich die Dienstleister weiter in guter Verfassung. Die Nachfrage ist bei 25 Prozent der Betriebe gestiegen (Jahresbeginn 26 Prozent) und bei 13 Prozent gefallen (Jahresbeginn 14 Prozent). Mehr Unternehmen berichten von steigenden (31 Prozent) als von sinkenden Umsätzen (18 Prozent).

Im Einzelhandel nimmt der Saldo aus positiven und negativen Beurteilungen derzeit ab. Mit 27 Saldenpunkten ist die Geschäftslage im Einzelhandel aber weiter solide. Dennoch zeigt auch bei den Einzelhändlern die Ertragsentwicklung mit -9 Punkten (Jahresbeginn -4 Punkte) weiterhin nach unten. Auch im Großhandel wird die Geschäftslage insbesondere aus saisonalen Gründen wieder nach unten korrigiert. Umsatzrückgänge und angespannte Ertragsentwicklung (je -11 Punkte) unterstreichen diese Einschätzung.

Die Stimmung im Verkehrsgewerbe hat zwar nachgegeben, insgesamt zeigt die Lagebewertung jedoch eine robuste Entwicklung. 39 Prozent der Befragten berichten von guten Geschäften, nur acht Prozent sind unzufrieden.

Investition und Beschäftigung

Die Investitionsplanungen bleiben gegenüber dem Jahresbeginn nahezu unverändert. 67 Prozent (Jahresbeginn 68 Prozent) der befragten Unternehmen planen zunehmende oder gleichbleibende Investitionsausgaben. Größte Investitionshemmnisse aus Unternehmersicht sind die Höhe der Steuern und Abgaben, die Arbeitskosten, die Komplexität des Steuerrechtes, die Energiekosten und Umweltschutzauflagen.

Die meisten Unternehmen gehen weiterhin von einer stabilen Beschäftigungslage aus. Vergleichbar der Vorumfrage planen 19 Prozent Personalaufbau (Jahresbeginn 18 Prozent). Mit einer Reduzierung der Belegschaftsstärke rechnet im Gegenzug jeder Zehnte (Jahresbeginn 11 Prozent). Das Beschäftigungswachstum der sächsischen Wirtschaft sollte sich auf ähnlichem Niveau wie bisher fortsetzen.

Das Risikoradar

Obwohl die Ertragsentwicklung insgesamt etwas zulegen konnte, belasten die gestiegenen Arbeitskosten – auch in Folge des Mindestlohns – die Firmen. So sieht fast die Hälfte der Unternehmen (47 Prozent) die Arbeitskosten als größtes Geschäftsrisiko. Die Binnennachfrage (44 Prozent) und die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen (41 Prozent) folgen auf den Plätzen. Fachkräftemangel sehen 4 von 10 Firmen als Risiko an.

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