Nach fünf Spielen in Folge gegen absolute Top-Teams der LIQUI MOLY Handball-Bundesliga durften die Profis des SC DHfK Leipzig am 2. Advent endlich mal wieder gegen eine Mannschaft antreten, die in der Tabelle hinter den Leipzigern platziert war. Allerdings war den grün-weißen Handballern von vornherein bewusst, dass die Auswärtspartie beim HC Erlangen kein Selbstläufer werden würde. Schließlich konnte der SC DHfK in der großen Arena Nürnberg bisher noch nie einen Punkt holen. Das sollte sich auch am Sonntagnachmittag nicht ändern, denn der HCE schaffte gegen Leipzig mit einem 25:22-Heimsieg einen Befreiungsschlag nach längerer Durststrecke.

DHfK-Coach André Haber setzte in der Startformation im Rückraum auf das Trio Semper, Janke und Weber, welches erst vor wenigen Tagen von Bundestrainer Christian Prokop in den erweiterten EM-Kader berufen wurde. Und das Spiel begann gleich richtig turbulent. Nach der 0:1-Führung vom Siebenmeterstrich durch Lucas Krzikalla und dem Ausgleichstreffer durch Sime Ivic mussten die beiden Schiris bereits die Köpfe zusammenstecken. Nikolai Link hatte in den Wurfarm von Max Janke gegriffen und das Schiedsrichtergespann Blümel/Loppaschewski zückte völlig zurecht schon nach zweieinhalb Minuten eine rote Karte gegen den HC Erlangen.

Profit schlagen konnten die Leipziger daraus aber zunächst nicht. Lucas Krzikalla scheiterte in seinem zweiten Strafwurf an Nikolas Katsigiannis im Erlanger Tor. Die „Katze“ entschärfte in der Anfangsphase, die auf beiden Seiten von zahlreichen Fehlern geprägt war, auch weitere klare Chancen der Leipziger. Insbesondere Nationalspieler Franz Semper fand in den ersten Minuten nicht zu seiner gewohnten Durchschlagskraft und vergab zudem eine völlig freie Konterchance. So erhielt der Linkshänder früh eine Pause und für ihn kam Gregor Remke ins Spiel. Wenige Augenblicke später hatte der 21-Jährige sein erstes Saisontor zu Buche stehen, denn er traf nach 10 Minuten zum 4:4-Ausgleich.

In einem kampfbetonten Spiel ging es in der Folgezeit sehr torarm zu. Im Mittelpunkt des Geschehens standen vor allem die beiden Torhüter, denn nicht nur Katsigiannis, sondern auch Joel Birlehm auf Seiten des SC DHfK kam immer besser ins Spiel und vereitelte zahlreiche Gelegenheiten der Hausherren. Der junge Leipziger Schlussmann konnte sich nach einer Parade sogar in die Torschützenliste eintragen. Mit einem spektakulären Trickwurf über das gesamte Feld umkurvte er den in sein Tor zurückeilenden EHC-Torhüter. Einen Dreher von einem Torhüter hatten selbst die größten Handballexperten unter den 5044 Zuschauern noch nicht oft zu Gesicht bekommen. Die körperkulturellen Handballer führten nun mit 5:7 und schienen die Begegnung nach 20 Minuten allmählich unter Kontrolle zu kriegen.

Doch bis zum Pausenpfiff sollte den grün-weißen nur noch ein einziger Treffer gelingen. Die DHfK-Männer trafen im Angriff keine guten Entscheidungen mehr und machten sich das Leben durch vermeidbare Fehler schwer. Zwei Gegentreffer binnen 45 Sekunden auf das leere Tor, die zweite Zeitstrafe gegen Abwehrchef Bastian Roscheck, und ein weiteres Gegentor in der letzten Sekunde der ersten Hälfte – so mussten die körperkulturellen mit einem 10:8-Rückstand in die Kabine gehen.

Nach Wiederanpfiff erhöhten die Hausherren prompt auf einen Drei-Tore-Vorsprung. Die Leipziger legten aber in Sachen Einsatz und Kampf nochmal eine Schippe drauf und fighten sich zurück. Marco Mamic stellte mit zwei sehenswerten Treffern den Ausgleich her und Philipp Weber brachte den SC DHfK mit 16:17 in Führung. Eine Viertelstunde vor Schluss war die Auseinandersetzung völlig offen.

Allerdings wiederholten sich die Geschehnisse der ersten Halbzeit, denn erneut gaben die Leipziger ihre Führung mit überflüssigen Fehlern leichtfertig aus der Hand. Das taktische Mittel eines zusätzlichen Feldspielers ging erneut schief. 18:17 ins leere Tor, 19:17 ins leere Tor – der SC DHfK verteilte am zweiten Advent Geschenke.

Die Erlanger nahmen diese dankend an und hatten nun ihren ersten Sieg nach sieben erfolglosen Spielen ganz dicht vor Augen. Selbst in doppelter Unterzahl fanden sie jetzt die Lücken in der DHfK-Abwehr. Leipzig kam zwar noch einmal zum Ausgleich, doch als Lucas Krzikalla in der 58. Minute einen Siebenmeter am Tor vorbei warf und Erlangen auf 24:21 davonzog, war die Partie endgültig zu Gunsten der Franken entschieden. Wieder einmal mussten die DHfK-Männer mit leeren Händen aus Nürnberg abreisen.

André Haber (Trainer SC DHfK Leipzig): „Wir haben erwartet, dass Erlangen in der Abwehr von Beginn an sehr couragiert zu Werke gehen wird. Diese Phase haben wir gut überstanden, auch wenn wir am Anfang etwas Probleme mit dem Abschluss hatten und zu viele Fehler gemacht haben. Aufgrund einer sehr guten Abwehrleistung waren wir dann gut im Spiel und lagen mit zwei Toren in Führung. Es war schade, dass wir in den letzten sechs Minuten der ersten Halbzeit kein Tor mehr machen konnten und mit zwei Toren Minus in die Pause gehen mussten. Trotzdem hatten wir auch in der zweiten Halbzeit alles selbst in der Hand, aber wir waren heute im Angriff zu dünn, um hier zu gewinnen. Die 14 technischen Fehler, die wir heute gemacht haben, reichen für zwei Spiele.“

Aðalsteinn Eyjólfsson (Trainer HC Erlangen): „Die Bereitschaft in der Abwehr war heute der Schlüssel. Wir haben die Leipziger zu sehr vielen Fehlern gezwungen, die wir mit Kontern genutzt haben. Das soll immer unsere Stärke sein und wir konnten das zuletzt zu selten zeigen. Von daher freue ich mich besonders, dass es heute so geklappt hat. Die Leidenschaft und der Wille meiner Mannschaft war beeindruckend und deshalb sind wir heute über unsere Leistung und die zwei Punkte sehr glücklich.“

HC Erlangen gegen SC DHfK Leipzig 25:22 (10:8)

HC Erlangen: Katsigiannis 1, Lichtlein; Minel 2, Ivic 6, Link, Overby 1, Sellin 6/2, Bissel, Haaß 3, Firnhaber 3, Büdel, Murawski 1, Schäffer, Metzner, von Gruchalla 2/2

SC DHfK: Birlehm 1, Vortmann; Semper 1, Wiesmach 3, Witzke 1, Krzikalla 4/4, Binder 4, Janke 2, Müller, Roscheck, Weber 3, Mamic 2, Remke 1, Gebala, Milosevic

Siebenmeter: Erlangen 5/4, Leipzig 6/4,
Strafminuten: Erlangen 12 Min, Leipzig 6 Min
Rote Karte: Link (Erlangen/ 3. Min)
Zuschauer: 5044 Handballfans in der Arena Nürnberger Versicherung

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