Es war eine Trennung mit viel Wehmut. Mit Franz Semper hat im Sommer ein absolutes Ausnahmetalent den SC DHfK verlassen, um bei dem Top-Verein SG Flensburg-Handewitt den nächsten Schritt zu gehen und sich dort auch auf internationaler Bühne präsentieren zu können. Semper, der mit der Leipziger Handball Akademie drei Deutsche Meistertitel gewann und als erstes DHfK-Eigengewächs den Sprung in die A-Nationalmannschaft schaffte, hatte sich einfach noch schneller entwickelt als der SC DHfK Handball.

Die Fußstapfen, die er hinterlässt, sind groß und erscheinen nahezu riesig. Doch wer könnte geeigneter sein, in derartige Fußstapfen zu treten, als ein echter Riese? Der 20-Jährige Julius Meyer-Siebert kann getrost als solcher bezeichnet werden und gilt mit seiner Körpergröße von 2,06 Meter im wahrsten Sinne des Wortes als Riesentalent.

Meyer-Siebert erlernte das Handballspielen bei seinem Heimatverein HASPO Bayreuth. Sein Drang nach sportlicher Aktivität war bereits im frühesten Kindesalter ausgeprägt. Mit drei Jahren wuselte der Blondschopf schon durch die örtliche Turngruppe, die damals vom Sport-Zivi Philipp Müller – heutiger Sportkoordinator beim SC DHfK Leipzig – geleitet wurde.

Eher zufällig bewarb sich Julius Meyer-Siebert dann im Alter von 16 Jahren für ein Sichtungstraining bei der Leipziger Handball Akademie. „Da waren wir schnell von ihm angetan und haben sofort Potential gesehen. Für seine enorme Körpergröße verfügte er schon über eine sehr saubere Technik, das sieht man bei so großen Spielern sehr selten“, erinnert sich Nachwuchskoordinator Matthias Albrecht. Fortan sollte Leipzig für Meyer-Siebert zur neuen Heimat werden.

Bereits im vergangenen Jahr gehörte er zum Kader der Profimannschaft und sammelte seine ersten Bundesligaminuten, absolvierte aber noch die meisten Spiele bei der U23 in der 3. Liga. Von Montag bis Mittwoch trainierte der Rückraumspieler in der vergangenen Saison immer mit den Profis, ab donnerstags bereitete er sich dann unter Trainer Enrico Henoch auf die Spiele mit der U23 vor. Dort gehörte er mit 112 Saisontoren zu den Top-Ten-Torschützen der Staffel Mitte.

In der Bundesliga wird er sich ab sofort mit ein paar schwereren Geschützen messen müssen. „Ich möchte jede Einheit nutzen, um mich weiterzuentwickeln und mir Einsatzzeiten zu erarbeiten“, sagt der 20-Jährige noch recht zurückhaltend. Dass er das Zeug dafür hat, davon sind seine Mitspieler und Trainer längst überzeugt.

„Er hat das Potential, auch in unser Abwehrsystem hineinzuwachsen“, sagt Chefcoach André Haber und sorgt noch für eine Brise Zusatzmotivation: „Letzte Saison ist Luca Witzke als junger Spieler zu uns gekommen, war im gleichen Alter wie Julius jetzt – und ein paar Wochen später wurde er plötzlich zur A-Nationalmannschaft eingeladen.“

Das ist freilich noch Zukunftsmusik. Aber es zeigt, dass der Leipziger Weg für viele talentierte Spieler genau der richtige zu sein scheint. Der 2,06-Riese ist jedenfalls schon jetzt ein voll akzeptierter Teil der Mannschaft und hat deswegen auch das ehrenvolle Amt des Leibchenwarts inne. Meyer-Siebert hilft aber auch den anderen jungen Spielern gern mal beim Wasserschleppen.

„Es gibt ja schließlich Hierarchien in einer Mannschaft“, so der 20-Jährige, dem bewusst ist, dass er in den kommenden Jahren noch das eine oder andere Kilogramm zulegen sollte, um sich in der stärksten Liga der Welt zu behaupten. „Man muss dafür natürlich mehr essen, als man verbrennt, aber das hört sich leichter an, als es ist“ berichtet der Rechtshänder mit einem Augenzwinkern.

Einen etwas höheren Body-Mass-Index bringt inzwischen Franz Semper auf die Waage, der damals ebenfalls den direkten Sprung von der Handball Akademie ins Profiteam schaffte. Auch beim Deutschen Handballbund ist der Werdegang ein ähnlicher: Wie einst Franz Semper (WM-Bronze 2015) kehrte Julius Meyer-Siebert im letzten Jahr mit Edelmetall von seinem ersten großen internationalen Turnier zurück.

Mit Silber bei der U19- WM war Meyer-Siebert bei seiner ersten Weltmeisterschaft so-gar einen Platz besser als Semper. Und mit der Teilnahme an der U20-EM im kommenden Winter hat Julius Meyer-Siebert schon das nächste große Ziel vor Augen. Er hätte sicherlich nichts dagegen, auch diesmal wieder einen Rang besser abzuschneiden, als sein „Vorgänger“ Semper. Dieser hatte nämlich im Jahr 2016 bei der U20-EM mit der Junioren-Nationalmannschaft Platz zwei belegt…

Und dann wäre da noch eine wichtige Parallele der beiden großen Talente. Sechs Jahre betreute Akademie-Goldsponsor B.A.S. Verkehrstechnik AG Franz Semper als Spielerpate. Jugendliche mit großem sozialem Engagement auf dem Weg in das Erwachsenleben zu begleiten, egal ob im sportlichen oder beruflichen Leben, ist in den letzten Jahren ein wesentlicher Teil der Unter-nehmensphilosophie von B.A.S. geworden.

Als starker und zuverlässiger Partner trägt das als Aktiengesellschaft geführte Familienunternehmen schon seit dem Jahr 2013 maßgeblich zur nachhaltigen Weiterentwicklung und aktiven Zukunftssicherung des SC DHfK Handball bei.

Nach dem Weggang von Semper lag die Entscheidung für Vorstand Ralph Goerres dementsprechend auf der Hand, welcher Spieler das B.A.S.-Logo künftig auf dem Ärmel tragen wird. „Bei Julius haben wir zwar nicht diese exklusive Linkshänder-Situation, doch ich bin davon überzeugt, dass er eine große Perspektive hat, einen ähnlichen Weg zu gehen wie Franz“, freut sich Ralph Goerres auf hoffentlich viele gemeinsame und erfolgreiche Jahre als Patensponsor und Unterstützer von „Riesentalent“ Julius Meyer-Siebert.

Die neue Leipziger Zeitung Nr. 82: Große Anspannung und Bewegte Bürger

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