Kaum hat die Phase des notwendig gewordenen zweiten Wahlgangs bei der Suche nach einem neuen Stadtoberhaupt von Leipzig begonnen, sind die mehr oder minder geheimen Kungeleien der Parteien über eventuelle Stimmen-Bündnisse in vollem Gange. Plötzlich mussten die Parteien-Vertreter unmittelbar nach dem ersten Wahlgang zugestehen, dass es sich bei der Oberbürgermeisterwahl wohl eher um eine Wahl von Personen als um eine von Parteien handelt, feilschen die Gremien genau dieser politischen Gruppierungen unverdrossen über das weitere Vorgehen in den nächsten knapp drei Wochen.

Dies fällt umso leichter, da die Parteien-Kandidaten bisher in den diversen Präsentationen ihrer politischen Ziele ohnehin kaum markante Unterschiede voneinander aufzeigen konnten. Verbale Scheingefechte fanden statt. Nicht selten pflichteten sie sich sogar – mal deutlich durch Kopfnicken, mal nur mit kaum wahrnehmbarem Wimpernschlag – gegenseitig bei. Durchweg wurden bestehende gravierende Mängel der Leipziger Kommunalpolitik nur stichwortartig genannt. Wie sie zu beheben sind, vermochte keiner der zugelassenen Kandidaten überzeugend darzustellen. Greifbare und praktische Alternativ-Lösungen waren weniger Mangelware, sondern einfach nicht vorhanden. Enttäuscht über die Ratlosigkeit verließen viele Bürger vorzeitig die Versammlungsorte.

Täglich erreichen uns unzählige Meldungen aus Leipzig, Sachsen und darüber hinaus, die nicht immer gleich oder nie Eingang in den redaktionellen Alltag finden. Dennoch sind es oft genug Hinweise, welche wir den Lesern der “Leipziger Internet Zeitung” in Form eines “Informationsmelders” nicht vorenthalten möchten …

Inzwischen haben sich zwei der sieben, von Vorneherein von den Diskussionen und dem Meinungsaustausch bisher weitgehend ausgegrenzten parteilosen und unabhängigen Einzelbewerber entschlossen, ihren Sisyphos-Wahl-Arbeitstakt wieder aufzunehmen. Ralf Kohl und Matthias Günkel müssen, um eine Zulassung zur Kandidatur zu erreichen, bis zum morgigen frühen Mittwochabend 18 Uhr nochmals mindestens 240 Unterstützer dafür mobilisieren und diese Helfer darüber hinaus veranlassen, zu diesem Zweck in das Neue Rathaus von Leipzig zu gehen, um dies dort per Unterschrift zu dokumentieren.

Davon sind die Parteienkandidaten erneut befreit. Der Gipfel des Berges “repräsentative Demokratie”, den der SPD-Amtsinhaber Burkhard Jung so vehement und uneingeschränkt bejubelt, ist eben für Otto-Normal-Verbraucher und den einfachen Bürger so gut wie nie zu ersteigen und zu erobern. Kein Wunder, dass sich der Tortour kaum jemand zu unterziehen bereit ist, zumal diese Art der Beschaffung von Unterstützung in Leipzig nur zu bestimmten Öffnungszeiten und nur an einem bestimmten Ort im Rathaus-Labyrinth stattfinden darf. Dieses “Mauseloch” der Leipziger Demokratie zu finden, ist schier unmöglich.

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