Zum Internationalen Tag der Menschen mit Behinderung am morgigen 3. Dezember nimmt die Arbeiterwohlfahrt Sachsen den Umsetzungsstand der UN-Behindertenrechtskonvention im Freistaat in den Blick. "Unsere Gesellschaft grenzt noch immer Menschen aus", so Margit Weihnert, AWO Landesvorsitzende: "in Sachsen ist man leider in den inzwischen fünf Jahren seit der Ratifizierung der UN-Behindertenrechtskonvention durch den Deutschen Bundestag mit angezogener Handbremse unterwegs.

Als letztes Bundesland haben wir noch keinen Aktions- und Maßnahmenplan zur Umsetzung der Gleichstellung in allen Lebensbereichen. So kann Inklusion nicht gelingen.”

Vom gleichberechtigten Zugang zum Gesundheitssystem, über gemeinsames Lernen von Kindern mit und ohne Behinderung bis zum Abbau von Barrieren im öffentlichen Leben – überall gibt es Initiativen von Vereinen und Verbänden, Selbsthilfe und engagierten Einzelpersonen und Unternehmen. Aber, so Weihnert: “Sie sind unverbunden, unzureichend unterstützt und anders als in Bundesländern wie Rheinland-Pfalz oder Thüringen nicht von einem planvollen und koordinierten Willen des Gesetzgebers begleitet.” In Sachsen gilt nach wie vor das Integrationsgesetz von 2004 – ohne Inklusionskonzept.

Als Mitglied in der Sächsischen “Allianz Arbeit + Behinderung” engagiert sich der Wohlfahrtsverband für die verstärkte Vermittlung von Menschen mit Behinderung auf den ersten Arbeitsmarkt. Weihnert: “Menschen mit Behinderung sind fast doppelt so häufig von Erwerbslosigkeit betroffen wie Menschen ohne Beeinträchtigungen. Während sich die Anzahl der arbeitslosen Sachsen seit 2005 halbiert hat, blieb die absolute Zahl schwerbehinderter Arbeitsloser konstant bei über 10.000. Und das trotz guter Ausbildung und Fachkräftemangel. Dabei werden alle gebraucht.”

Ziel der der Allianz ist es, Arbeitgeber stärker für die Beschäftigung von Menschen mit Behinderungen zu sensibilisieren und einen gesellschaftlichen Kulturwandel herbeizuführen. “Viele wissen einfach nicht, dass Investitionen für angepasste Arbeitsgeräte umfangreich bezuschusst werden. Wichtig ist aber auch, die finanzielle Unterstützung derjenigen Arbeitgeber auszuweiten, die Menschen mit hohem Unterstützungsbedarf einstellen”, so die Verbandsvorsitzende abschließend.

Terminhinweis: Über Unterstützungs- und Förderleistungen rund um die Beschäftigung von Menschen mit Behinderungen informiert die Allianz Arbeit + Behinderung auf einer gemeinsamen Veranstaltung “Menschen mit Behinderung – Fachkräfte für ihr Unternehmen” am 3. Dezember 2013 von 16 bis 19 Uhr in der Sächsischen Aufbaubank (SAB) in Dresden.

Hintergrund: Laut Statistischem Landesamt besitzt beinahe jeder elfte Einwohner Sachsens einen gültigen Schwerbehindertenausweis. Mit 368 781 Personen sind dies fast 13.000 mehr als im Vorjahr. Nach Daten des Kommunalen Sozialverbandes Sachsen trat die Behinderung bei über 89 Prozent Betroffenen in Folge einer Krankheit auf, bei reichlich 6 Prozent war sie angeboren. Infolge eines Verkehrsunfalls waren 0,6 Prozent schwerbehindert und 0,9 Prozent hatten ihren Schwerbehindertenausweis aufgrund von Arbeitsunfällen oder Berufskrankheiten.

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