Das Deutsche Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) wächst weiter. Die Niederländische Biologin Dr. Renske Emilie Onstein leitet ab Juni die neue Junior-Forschungsgruppe „Evolution und Adaptation“, die mit Büro und Labor in der Leipziger Bio City ansässig sein wird.

Die Botanikerin wird mit ihrem Team anhand von Blütenpflanzen und fruchtfressenden Tieren untersuchen, wie sich Arten bilden und welche Faktoren dabei eine Rolle spielen. Dieses Wissen ist wichtig, um vorherzusagen, wie sich die biologische Vielfalt an den globalen Wandel anpassen kann.

Onstein untersucht Interaktionen zwischen verschiedenen Lebewesen, etwa zwischen Pflanzen und fruchtfressenden Tieren. Solche Interaktionen haben sich über sehr lange Zeiträume entwickelt. Werden sie plötzlich gestört, dann kann das auch Auswirkungen auf die Evolution haben. „Zum Beispiel interessiert mich, wie sich die Ausrottung der Riesenlemuren auf Madagaskar auf die Pflanzenwelt auswirkt“, erklärt Renske Onstein. „Heute existieren nur noch kleinere Verwandte dieser Primaten. Vermutlich hat das Konsequenzen für Pflanzen mit großen Früchten wie Palmen, da deren Samen jetzt nicht mehr durch große Tiere verbreitet werden. Haben diese Palmen Ersatz für die Riesenaffen gefunden? Hat die Evolution in den letzten Jahrhunderten eine Lösung für dieses Problem geschaffen? Antworten auf diese Fragen sind wichtig, um vorherzusagen, wie sich die biologische Vielfalt an den gegenwärtigen und zukünftigen globalen Wandel anpassen kann.“

Dazu untersucht Onstein unter anderem den Einfluss von Pflanzenmerkmalen, Klima und Vegetation auf die Anzahl der Arten in verschiedenen Regionen. Der Schwerpunkt liegt dabei auf Pflanzen aus den tropischen Regenwäldern und der mediterranen Klimazone. Dort leben zum einen besonders viele Arten. Zum anderen sind diese Lebensräume auf verschiedenen Kontinenten zu finden, wo sie sich jeweils unterschiedlich entwickelt haben. Indem Onstein die Pflanzen in den verschiedenen Regionen vergleicht, kann sie deren Evolutionsgeschichte nachzeichnen. Dafür wird sie Proben aus aller Welt im Leipziger Labor untersuchen und das Erbgut mit modernen molekularbiologischen Methoden auswerten. Die Gruppe ist die zwölfte Forschungsgruppe und gleichzeitig die fünfte Junior-Forschungsgruppe am iDiv-Kernzentrum in Leipzig.

Die Leiterin der neuen Junior-Forschungsgruppe, Renske Onstein, hat zuletzt am Institut für Biodiversität und Ökosystemdynamik der Universität Amsterdam gearbeitet. Ihre Doktorarbeit hat Onstein über die Evolutionsbiologie von Blütenpflanzen in der Erdneuzeit geschrieben; an der Universität Zürich wurde sie mit Auszeichnung promoviert. Mit einem Stipendium des Schweizerischen Nationalfonds (SNF) arbeitete sie anschließend an der Université Paris-Sud. Onstein hat sich auf blühende Pflanzen (Angiospermen) in tropischen Regenwäldern bis hin zu mediterranen Ökosystemen spezialisiert. Dazu hat sie in zahlreichen Botanischen Gärten geforscht und Feldstudien in Afrika, Asien, Australien, Europa und Lateinamerika betrieben.

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