Die kulturhistorisch bedeutsamen Jubiläen der Stadt Leipzig – wie zuletzt das 275jährige Bestehen des Gewandhausorchesters in 2018 oder der 200. Geburtstag von Clara Schumann in 2019 – wurden mit erfolgreichen Festjahren begangen. Zukünftig setzt die Stadt Leipzig laut eines Ratsbeschlusses auf Themenjahre, die aktuelle Fragestellungen der Stadtgesellschaft aufgreifen.

Das kommende Jahr steht unter dem Motto: „Leipzig – Stadt der sozialen Bewegungen“. Dafür hat das Kulturdezernat eine Verwaltungsvorlage erarbeitet, die jetzt in der Dienstberatung des Oberbürgermeisters auf den Weg gebracht wurde und in der Juli-Ratsversammlung votiert werden soll.

Dr. Skadi Jennicke, Bürgermeisterin für Kultur unterstreicht: „Standen bisher die großen historischen Wegmarken und Jubiläen Leipzigs im Mittelpunkt, wollen wir in den kommenden Jahren den vielschichtigen Erzählungen unserer Stadtgesellschaft nachgehen: Was sind die widersprüchlichen, vielleicht auch verdrängten Geschichten der Stadt? Was bewegt und prägt unsere Stadtgesellschaft? Die städtischen Themenjahre sind als Einladung an alle Bürgerinnen und Bürger zu verstehen, diese mitzugestalten und immer wieder neu auszurichten.“

Entstehung Arbeiterbewegung und erstes professionelles Kinder- und Jugendtheater

Im Jahr 2021 sollen soziale Bewegungen im Mittelpunkt stehen. Leipzig war ein zentraler Ort der Erfindung neuer politischer Assoziationsformen. Hier hatte der bürgerliche Liberalismus des frühen 19. Jahrhunderts eine seiner Hochburgen, hier entstanden die deutsche Arbeiterbewegung und die Frauenbewegung.

In Leipzig wurden neue Formen der Kinder- und Jugendbildung entwickelt – hier wurde das erste professionelle Kinder- und Jugendtheater Deutschlands gegründet, das Theater der Jungen Welt. Und natürlich war Leipzig Zentrum oppositioneller Bewegungen der DDR.

Mehrere Projekte sind bereits in Vorbereitung. Anlässlich des 150. Geburtstages von Karl Liebknecht plant des Stadtgeschichtliche Museum Leipzig eine Sonderausstellung zum Entstehen der Arbeiterbewegung in Leipzig. Das 75-jährige Bestehen des Theaters der Jungen Welt ist Anlass für das Haus, mit „Theater bewegen“ neue Formen der Programmgestaltung, bei der die Stadtgesellschaft intensiv einbezogen wird, zu erproben.

Eine öffentliche Ausschreibung von Projektmitteln, die im Sommer 2020 veröffentlich werden soll, ruft alle auf, Ideen für das Themenjahr zu entwickeln, die einen Gegenwartsbezug haben: Welche sozialen Bewegungen prägen unsere Zeit? Können sich diese langfristig durchsetzen und zu Veränderungen führen? Was bewegt unsere Stadtgesellschaft?

Nachdem sich das Jahr 2020 unfreiwillig zu einem Jahr der „sozialen Distanz“ entwickelte, ist die Auseinandersetzung mit den Bedingungen des gesellschaftlichen Miteinanders umso dringlicher. Das Themenjahr will hier eine Plattform bieten.

Die Verwaltungsvorlage, die öffentlich im Ratsinformationssystem der Stadt einsehbar ist, beinhaltet darüber hinaus weitere Schwerpunkte des Jahres 2021, wie das bundesweit begangene Jubiläumsjahr „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“, an dem sich die Stadt Leipzig mit Programmpunkten beteiligt.

Donnerstag, der 14. Mai 2020: Geldnot, Hygiene und Demonstrationen

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