Katja Meier, sächsische Staatsministerin der Justiz für Demokratie, Europa und Gleichstellung, hat heute die Ergebnisse einer Studie zur Lebenslage queerer Menschen in Sachsen vorgestellt. Die Studie hat u.a. die Situation von queeren Menschen im ländlichen Raum in den Fokus genommen.

Zu den Ergebnissen erklärt Lucie Hammecke, queerpolitische Sprecherin der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen im Sächsischen Landtag:

„Die Zahlen sind sehr wichtig, denn sie zeigen erstmals eine ausführliche und sehr spezifische Betrachtung der Lebenslagen queerer Menschen in Sachsen sowie den deutlichen Handlungsbedarf auf. Ich bin froh, dass die Erkenntnisse in die Überarbeitung des Landesaktionsplans Vielfalt mit einbezogen werden können. Denn auch der Freistaat ist hier in der Pflicht. Schließlich verneinen 65 Prozent der Antwortenden, dass ihre Lebenssituation in Ämtern und Behörden gleichberechtigt berücksicht wird. Noch erschreckender ist es, dass beinahe jede/r Zweite davon berichtet, seit 2017 Übergriffe erfahren zu haben und davon nur 7 Prozent einen Vorfall gemeldet haben.“

Hammecke begrüßt den Studienfokus auf den ländlichen Raum. Sie erklärt:

„Die Studie räumt mit dem Mythos auf, im ländlichen Raum gäbe es queere Menschen nicht. Die Vielfalt der sexuellen Orientierungen und der geschlechtlichen Identitäten ist hier genauso gegeben, nur weniger sichtbar, da besonders im ländlichen Raum Sachsens überproportional viele Menschen nicht oder nur teilweise geoutet sind.

Durch wenige Anlaufstellen und lange Anfahrtswege ist der Anteil derjenigen, die auf kein Unterstützungssystem zurückgreifen können, doppelt so hoch wie in den Großstädten. Gerade hier muss die Arbeit der queeren Vereine gestärkt, ausgebaut und sichtbarer werden. Außerdem freue ich mich über jeden CSD, der in sächsischen Klein- & Mittelstädten stattfindet, wie kürzlich in Kamenz oder in Stollberg. Sie sorgen für dringend notwendige Sichtbarkeit und ich bin den Organisator/-innen sehr dankbar.“

Hammecke betont mit den Ergebnissen der Studie zudem den Handlungsbedarf für nicht cis-geschlechtliche Menschen auf Bundesebene:

„Nach dem queerpolitischen Stillstand der letzten Jahre auf Bundesebene erwarte ich von der rot-grün-gelben Koalition endlich auch eine schnelle Ablösung des Transsexuellengesetzes hin zu einem wirklichen Selbstbestimmungsgesetz. Nicht cis-geschlechtliche Menschen sind laut der Studie deutlich häufiger von Diskriminierung betroffen und mit besonders vielen Hürden konfrontiert. Die Verbesserung ihrer Lebenssituation darf nicht auf die lange Bank geschoben werden.“

Weitere Informationen:

Als „nicht cis-geschlechtlich“ werden Menschen bezeichnet, die sich nicht oder nicht nur mit dem Geschlecht identifizieren, welches ihnen bei ihrer Geburt zugeordnet wurde.

Studie „Lebenslagen von Isbtiq* Personen in Sachsen“

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