Seit vier Wochen streiken die Beschäftigten des ostdeutschen Markenführers Riesa NUDELN für höhere Löhne. Nun planen sie mit ihrer Lebensmittelgewerkschaft NGG den Protest nach Berlin zu tragen.

Viele Beschäftigte in der Verpackung, vor allem Frauen, verdienen nur einen Stundenlohn von 12,51 Euro und damit kaum mehr als Mindestlohn. Das Unternehmen bietet bisher eine Lohnerhöhung an, mit der die unterste Lohngruppe im Stundenlohn rechnerisch unter 12 Euro und damit der Marke des neuen Mindestlohns liegen würde.

„Wir wollen am 9. November zum Tag des Mauerfalls in Berlin ein Zeichen setzen! Die Lohnmauer steht noch und muss endlich weg. Die Beschäftigten von Riesa NUDELN sind beispielhaft für viele Beschäftigte im Osten der Republik. Viele verdienen nah am Mindestlohn, die Lohnunterschiede zu vergleichbaren Westbetrieben sind zu oft zu groß. Billiglohn Ost, damit muss endlich Schluss sein. Der Frust wächst im Osten immer mehr“, sagt Olaf Klenke von der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG).

Trotz eines eindrucksvollen Streiks am sächsischen Standort in Riesa werden die Beschäftigten von der Eigentümerfamilie in Baden-Württemberg nicht gehört. Auch der Besuch einer Streikdelegation am Stammsitz der Familie führte zu keiner Lösung. Deshalb gehen die Streikenden in die Bundeshauptstadt. Kontakt zu einzelnen Parteien gibt es schon. Die Kundgebung mit Unterstützer/-innen findet auf dem Pariser Platz um 12:30 Uhr statt.

Die Unternehmerfamilie hat das ostdeutsche Markenunternehmen nach der Wende erworben, der Lohn reichte schon damals nicht für ein würdiges Auskommen. Über 30 Jahre später ist das immer noch so. Die Beschäftigten wollen das nicht hinnehmen und haben inzwischen einen Betriebsrat gewählt und sich in der Gewerkschaft organisiert.

Sie fordern eine stufenweise Erhöhung ihres Stundenlohns um 2 Euro. Ein Euro sofort, der zweite Euro im nächsten Jahr. Das ist nicht unmöglich, sondern notwendig, um einen Schritt aus dem Niedriglohn heraus und vom Mindestlohn weg zu machen. Bisher trägt das Unternehmen sein Angebot von 1,20 Euro mehr Lohn in der Stunde öffentlichkeitswirksam vor sich her. Aber dieser Betrag wird nicht sofort gezahlt, zunächst soll es nur 70 Cent mehr geben. Die anderen 50 Cent sollen erst nächstes Jahr kommen. In vier Verhandlungsrunden hat sich das Unternehmen nicht von diesem Angebot wegbewegt.

Die Streikenden haben in den letzten Wochen viel Solidarität erfahren und sind entschlossen ihren Kampf fortzuführen. Über 30 Jahre nach der Wende und deutschen Einheit muss es endlich Lohngerechtigkeit für die Beschäftigten im Osten ebenso wie im Westen geben. Wir sind ein Deutschland und hier soll jede und jeder von seiner Arbeit vernünftig leben können und später Anerkennung für seine Lebensleistung erhalten. Denn Niedriglöhne von heute, sind Armutsrenten von morgen!

Beim Nudelhersteller in Riesa arbeiten etwa 140 Beschäftigte und zwischen 30-40 Leiharbeitnehmer*innen. Der Betrieb gehört der Unternehmerfamilie Freidler aus Baden-Württemberg. Dieser gehören dort zwei weitere Nudelbetriebe. Der Stammsitz des Ursprungsunternehmens ALB-GOLD befindet sich in Trochtelfingen auf der schwäbischen Alb.

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