Die Zeiträume, in denen die Menschen in Sachsen ohne invasive Zahnbehandlungen auskommen, werden immer länger. Insbesondere im mittleren Alter ist ein Anstieg der therapiefreien Zeiten zu verzeichnen. Am längsten sind die Intervalle ohne Behandlungen an Zähnen, Wurzeln und Zahnfleisch aber bei jungen Erwachsenen. Das geht aus dem aktuellen Zahnreport der BARMER hervor.

„Die Zahngesundheit der Men­schen in Sachsen wird immer besser. Das hat auch mit dem beginnenden Wandel von einer therapiegeprägten hin zur präventionsgeprägten Zahnmedizin zu tun“, sagt Dr. Fabian Magerl, Landesgeschäftsführer der BARMER in Sachsen. Dieser Wandel sei zwar noch lange nicht vollzogen, aber die Richtung auf dem Weg dorthin stimme.

Prävention vor Intervention

Den Analysen im BARMER Zahnreport zufolge kommen Zwanzigjährige in Sachsen im Schnitt rund dreieinhalb Jahre ohne Eingriffe durch den Zahnarzt oder die Zahnärztin aus. Im Vergleich der Jahre 2012 und 2020 ist die­ser Zeitraum sogar noch um vier Monate angewachsen. Einen noch deutlicheren Anstieg der therapiefreien Zeit zeigen die Daten bei 40-Jährigen in Sachsen. Diese kamen im Jahr 2012 durchschnittlich nur etwas mehr als 11 Mo­nate ohne invasive Zahntherapie aus. Im Jahr 2020 betrug die therapiefreie Dauer bereits fast 16 Monate, ein Anstieg um über 45 Prozent.

Auch bei Perso­nen im Alter von 60 Jahren wachsen die Intervalle, in denen keine Eingriffe an den Zähnen notwendig sind. Durchschnittlich knapp 10 Monate dauerten sie im Jahr 2012, im Jahr 2020 waren es rund 12 Monate. „Zahnärztinnen und Zahnärzte in Sachsen leisten gute Arbeit. Der Wandel hin zu einer nachhaltigen Zahnmedizin sollte jedoch konsequent weiterverfolgt werden, denn Prävention muss Vorrang vor Intervention haben“, sagt BARMER-Landeschef Dr. Magerl.

Drei Viertel gehen regelmäßig zur Kontrolle – noch Luft nach oben

Einfluss auf den Wandel der Zahnheilkunde von Kuration zur Prävention haben aus Sicht von Dr. Magerl neben Zahnärztinnen und Zahnärzten auch die Versi­cherten selbst. Das Inanspruchnahmeverhalten und die eigenen Bemühungen zum Erhalt der Mundge­sundheit seien wesentliche Faktoren und Teil der individuellen Gesund­heitskom­petenz. Der BARMER Zahnreport stellt hierzu fest, dass in Sachsen mehr Men­schen regelmäßig zum Zahnarzt gehen als in den meisten anderen Bundeslän­dern.

Insgesamt 74,4 Prozent der Versicherten wa­ren 2020 mindestens einmal beim Zahnarzt oder der Zahnärztin. Das ist die bundesweit höchste Quote. Am wenigsten waren die Menschen aus dem Saarland (62,5 Prozent) beim Zahnarzt. „Jährliche Kontrolluntersuchun­gen sind wichtig. Denn umso früher Zahnerkrankungen festgestellt werden, desto besser lassen sie sich behandeln“, sagt Dr. Fabian Magerl. Nicht ohne Grund gebe es Bonusprogramme der Krankenkas­sen, mit denen die lückenlose Zahn­vorsorge belohnt wird.

Geschlechterunterschiede bei Zahngesundheit

Was der BARMER Zahnreport auch offenbart ist, dass es deutliche Unterschiede zwischen den Geschlechtern gibt. Demnach sind Männer die meiste Zeit des Lebens deutlich öfter langfristig therapiefrei als Frauen. Erst ab dem Alter von 70 Jahren kehrt sich das Geschlechterverhältnis um. „Frauen nehmen offenbar frühzeitiger und dadurch häufiger zahnärztliche Leistungen in Anspruch als Männer“, stellt Dr. Magerl fest.

Was nicht bedeute, dass Frauen schlechtere Zähne hätten. Das Gegenteil könnte der Fall sein, da Männer schon ab dem Alter von 25 Jahren kontinuierlich mehr Zähne verlieren als Frauen. „Geschlechtersensible Medizin ist auch in der Zahn­heilkunde sicher ein Thema. In Zukunft gilt es, verstärkt auf genderspezifi­sche Zugänge und Anreize zu setzen, um die Diskrepanz zwischen Frauen und Männern verringern zu können“, so Magerl.

Mehr Informationen zur Zahngesundheit: barmer.de/gesundheit-verstehen/zahngesundheit

Weitere Daten aus dem Zahnreport 2022

Frauen in Sachsen etwas häufiger beim Zahnarzt

Im Jahr 2020 haben in Sachsen mehr als 1.604.000 Frauen zahnärztliche Leistungen in Anspruch genommen, bei den Männern waren es rund 1.413.000. Demnach waren 77,9 Prozent der Frauen in Sachsen wenigs­tens einmal beim Zahnarzt, bei den Männern hingegen 70,7 Prozent.

Babys und Kleinkinder zu selten beim Zahnarzt

Bei Babys und Kleinkindern bis zum Ende des vierten Lebensjahres liegt die In­anspruchnahme bei 45,5 Prozent. Demnach fand bei mehr als jedem zweiten Kind dieser Altersgruppe keine zahnärztliche Untersuchung statt. Im Jahr 2013 fiel die Inanspruchnahme mit 36 Prozent allerdings noch deutlich geringer aus. Seitdem ist ein deutlicher Anstieg zu verzeichnen, was auch auf die Einführung von zwei weiteren kostenlosen Früherkennungsuntersuchungen im Kleinkindalter zu­rückzuführen ist.

Rückgang der Zahnarztbesuche bei Schulkindern

In der Altersgruppe der Fünf- bis Neunjährigen waren 2020 78,6 Prozent mindestens ein­mal beim Zahnarzt. In den letzten acht Jahren schwankte die Inanspruchnahme dieser Al­tersgruppe leicht zwischen 80,7 und 79,7 Prozent. So waren in den Jahren Jahr 2015 und 2018 nur 79,7 Prozent der Vorschul- und Schulkinder beim Zahnarzt, in den Jahren 2013, 2014, 2016 und 2019 wa­ren es über 80 Prozent.

Im Jahr 2020 hat es allerdings einen deutlichen Rückgang gegeben. Bei den Zehn- bis 14-Jährigen ist dagegen ein kontinuierlicher Rückgang zu verzeichnen. Im Jahr 2020 haben 82,9 Prozent wenigsten einmal zahnärztli­che Leistungen in Anspruch genommen. Im Jahr 2015 lag dieser Wert noch bei 86,3 Prozent, im Jahr 2013 bei 87,1 Prozent.

Mehr Mädchen als Jungen mit kieferorthopädischen Leistungen

Kieferorthopädische Leistungen wurden vor allem von Kindern und Jugendlichen in Anspruch genommen. Die höchste Inanspruchnahme gab es bei den Zehn- bis 14-Jährigen (2020: 35,4 Prozent). Dabei lag der Anteil der Mädchen mit einer kieferorthopädischen Behandlung mit 39,7 Prozent deutlich höher als bei den Jungen mit 31,2 Prozent.

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