Der zweite Teil seiner Afrikareise führte die vom stellvertretenden sächsischen Ministerpräsidenten und Wirtschaftsminister Martin Dulig geleitete Delegation in Namibias Hauptstadt Windhoek und in die Provinz Kunene. Namibia ist aufgrund des großen Flächenanteils der Namib-Wüste das nach der Mongolei am zweitdünnsten besiedelte Land der Welt. Der Bergbau ist ein Hauptwirtschaftszweig der namibischen Wirtschaft. Bislang entdeckte Rohstoffe sind vor allem Uran und Diamanten und große Mengen an Kupfer, Gold, Blei Lithium und Zinn.

Die politischen Gespräche starteten in Windhoek im Parlament. Präsident Peter Katjavivi begrüßte die Delegation und erläuterte den Staatsaufbau Namibias: „Ich selbst habe den Verfassungsprozess gestaltet, gehörte zu jenen elf Mitgliedern der verfassunggebenden Versammlung, welche unser Land 1990 in die Demokratie führten.“

Auch die wechselhafte Geschichte Namibias und Deutschlands wurde im Gespräch thematisiert. Martin Dulig bekräftigte den Wunsch nach mehr Zusammenarbeit in den Bereichen Wirtschaft, Politik, Gesellschaft, Wissenschaft, Bildung und Weiterbildung: „Wir haben konkrete Ideen und Projekte, aber man kann und sollte von sächsischen Unternehmen auch verlangen, dass sie vor Ort ausbilden. Das erwarte ich von sächsischen Unternehmen, wenn sie hier investieren.“

Im Bergbau- und Energieministerium traf er Vize-Bergbau- und Energieministerin Kornelia Shilunga. Dulig: „Namibia ist nicht nur an den großen Wasserstoffprojekten interessiert, sondern ebenso an nachhaltigem Bergbau, der von Beginn an auch auf die Umwelt achtet. Die namibische Seite machte uns klar, dass sie Kontakte auf Augenhöhe sucht und große Teile der Verarbeitung, also Wertschöpfung, im Land halten möchte.“

Alexander Kaiser, Division Manager der EAB New Energy GmbH (Energieanlagenbau) aus dem mittelsächsischen Großschirma, stellte in Outjo (Kunene Region) ein Energieprojekt vor, welches der Nordprovinz endlich ausreichend Strom geben soll.

Kaiser: „Wir haben Erfahrungen im Bau von Windkraftwerken, haben einen der ersten Windparks in Sachsen in Großdittmannsdorf errichtet und planen nun in der Provinz den Bau des „Kaokoland Wind Power Plant“ mit 77 Windkraftwerken, wo es die besten Windbedingungen gibt. Durch die Anwesenheit von Minister Dulig konnten wir das Projekt dem Gouverneur präsentieren und sind nun an dem Punkt, dass das Projekt ins Laufen kommt.“

Dulig: „Die geplante Erzeugung von 500 Megawatt Energie wird nicht nur die Kunene Region mit Strom versorgen, auch der Export nach Angola und Südafrika ist geplant. Hier leisten wir Sachsen richtige Aufbauhilfe und binden die Menschen in der Region durch Ausbildungs- und Qualifikationsprojekte ein.“

Am letzten Tag der Reise wurde im Beisein von Martin Dulig ein weiteres Memorandum of Understanding (MoU) unterzeichnet. Auf der „Albrechtshöhe“, einer Farm rund 250 Kilometer nordöstlich von Windhoek, besiegelten drei sächsische Unternehmen das zukunftsweisende MoU mit Wanjo Meyer, dem Eigentümer der über 60.000 Hektar großen Farm. Dabei geht es übergreifend um eine unabhängige Energieversorgung namibischer Farmen, um den Ertrag und damit die Lebensmittelversorgung zu steigern und zukunftsfähige Jobs zu schaffen.

Rick Meisel, Geschäftsführer der CHT – Chemnitzer Haustechnik GmbH, hat gemeinsam mit Lars Bergmann, Geschäftsführer der Viaduct Technologies GmbH aus Burgstädt, und Tom George, Managing Director der Dresdner move Consulting GmbH, das Projekt entworfen: Eine Photovoltaikanlage soll nicht nur Strom erzeugen, sondern auch durch die Solarplatten Schatten spenden, damit Gemüse und Obst angebaut werden können.

Meisel: „Der Strom, der übrigbleibt, kann in einer Wasserstoffzelle zu Wasserstoff umgewandelt und in Zeiten, wo die Sonne nicht scheint, gleich wieder eingesetzt werden. Der Wasserstoff, der nicht selbst verwendet wird, kann auf dem Markt verkauft werden. Die Einnahmen werden geteilt. 50 Prozent soll die Farm erhalten, weitere 50 Prozent fließen in Projekte, damit weitere Anlagen errichtet werden können, aber auch in Ausbildungsprogramme, Projekte mit der Universität in Windhoek oder auch um die soziale Lage der Menschen hier verbessern zu können.“

Wanjo Meyer, der die Farm von seinen Eltern gerade in dritter Generation übernimmt: „Wir kennen uns schon seit ein paar Jahren und haben tiefes gegenseitiges Vertrauen, dass wir durch dieses Pilotprojekt Farmen in Namibia eine Zukunft geben können.“ Bereits im Sommer 2025 soll die Farm neue Leitungen haben und komplett autark sein.

Meisel: „Läuft alles erfolgreich, können wir die Anlagen entsprechend der Wünsche anderer Farmer skalieren.“ Auch der Bau von Abwasseranlagen sowie eigene Ausbildungsprogramme sind Module, die angeboten werden.

Martin Dulig zeigte sich von dem Vorhaben beeindruckt: „Es geht nicht immer nur um riesige Projekte, welche vielleicht das Land überfordern könnten und gerade bei der kleinen Bevölkerungszahl auch fach- und arbeitskräftemäßig zu Problemen führen kann. Diese drei sächsischen Unternehmen zeigen beispielgebend, wie man mit namibischen Partnern gemeinsam Lösungen finden kann und wo sächsisches Know-how hier vor Ort erfolgreich dazu beiträgt, Probleme zu lösen. Dieses Projekt kommt künftig allen Menschen hier zugute. Ich bin wirklich beeindruckt und gespannt, wie es weitergeht!“

Insgesamt zeigte sich Wirtschaftsminister Martin Dulig am Ende seiner einwöchigen Afrikareise zufrieden: „Es ist wichtig, Partner und Freunde live zu treffen, um bestehende Kontakte zu pflegen und neue aufzubauen. Die Termine haben gezeigt, dass wir nicht nur bei den Themen Bergbau und Wasserstoff gut aufgestellt sind. Wir haben in Mosambik alte Verbindungen stärken und reaktivieren können – und hier in Namibia neue Partnerschaften geschlossen und Verbindungen aufgebaut.

So hat etwa die NUST, die Namibia University of Science and Technology, großes Interesse daran, mit unseren Universitäten in den Austausch zu kommen. Der Gouverneur der Kunene-Region will schon in wenigen Wochen mit einer eigenen Delegation nach Sachsen kommen, um hier mit Unternehmen und Verbänden zu sprechen.

Wir Sachsen haben nachhaltiges Interesse in der Region geweckt. Gerade unsere vielen kleinen und mittelständischen Unternehmen können hier auf Augenhöhe mit den Menschen vor Ort arbeiten. Die deutsche Industrie ist mitten im Wandel, daher suchen wir überall auf der Welt nach Anknüpfungspunkten und Partnern, um gemeinsam diesen Wandel technologisch, aber auch von der Energieseite her zu bearbeiten.

Das Thema grüner Wasserstoff ist hier ein ganz zentrales Thema. Wir wollen aber auch bei den Themen Bergbau und Infrastruktur Kooperationen suchen. Die Unternehmer und die politische Delegation waren sich einig, dass wir unbedingt wiederkommen und die neuen Kontakte nutzen müssen.“ Denn das alte namibische Sprichwort gelte heute mehr denn je: „Bäume können sich nicht treffen, aber Menschen.“

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