In der zweiten Tarifverhandlungsrunde im öffentlichen Dienst am 02. und 03.11.2023 [1] äußerte der sächsische Finanzminister Hartmut Vorjohann (CDU) eine ablehnende Haltung gegenüber den Studentischen Beschäftigten. Er lehnt die Anerkennung dieser Arbeit ab und argumentiert, dass BAföG und Unterstützung von Eltern ausreichen sollten, um das Studium zu finanzieren.

Vorjohann verkennt die Realität studentischer Beschäftigung, wie niedrige Löhne, Kettenbefristungen und fehlende gesellschaftliche Anerkennung. 2/3 der Studierenden müssen neben ihrem Studium arbeiten, wobei 18% von ihnen an Hochschulen und 21% in anderen Einrichtungen tätig sind. Der Staat ist damit der größte Arbeitgeber für Studierende, wobei nur 11% BAföG erhalten, die wenigsten davon den Höchstsatz. Das Gehalt aus der studentischen Beschäftigung ist die wichtigste Einkommensquelle. Wer keine finanzielle Unterstützung von seinen Eltern bekommt, muss oftmals mehreren Jobs nachgehen. [2]

Nele, Studentische Beschäftigte an der Universität Leipzig, bestätigt: „Ich verdiene so wenig, dass ich es mir bald nicht mehr leisten kann, an der Uni zu arbeiten. Ein Tarifvertrag für Studentische Beschäftigte ist ein Muss!“

Jetzt am Donnerstag haben die Arbeitgeber*innen klargemacht, dass sie die Forderungen der TVStud Kampagne ablehnen und keinen Tarifvertrag für die über 300.000 studentischen Beschäftigten aushandeln wollen. Damit soll die größte Tariflücke im öffentlichen Dienst weiterhin bestehen bleiben. Statt auf Argumente aus der Studie „Jung, akademisch, prekär“ einzugehen, die aus Daten mit über 11.000 Befragten hervorgeht, sprechen sie lieber von 11.000 Einzelfällen. 

Studentische Beschäftigte sind empört und kritisieren auch die dreiste Aussage von Andreas Dressel, dem Verhandlungsführer der Arbeitgeber*innen. Er empfahl den Studentischen Beschäftigten, Wohngeld zu beantragen, wenn das Geld angeblich nicht ausreiche. 

Max, beschäftigt an der Universität Leipzig, unterstreicht, dass nicht Wohngeld, sondern die Beschäftigung an sich ausreichen sollte: „Ich bin bereit zu streiken, weil Bildung und Gesundheit öffentliches Gut sind und die Jobs so entlohnt werden müssen, dass man davon leben kann!“

Zusammen mit den Beschäftigten im Studentenwerk Leipzig und den Bibliotheken, mit denen der Unikliniken und mit Beschäftigten im Sozial- und Erziehungsdienst, möchte die Leipziger TVStud-Kampagne am kommenden Dienstag, den 14.11.2023, auf die Straße gehen. Ab 10:30 Uhr findet eine Vollversammlung in der Peterskirche im Leipziger Süden statt. Ein Zubringer startet ab 9 Uhr vom Hauptcampus.

[1] PM Ver.di für die zweite Verhandlungsrunde: https://www.verdi.de/presse/pressemitteilungen/++co++4e9b8502-7a4c-11ee-9f60-001a4a16012a

Infoblatt GEW zur zweiten Tarifrunde:  https://www.gew.de/index.php?eID=dumpFile&t=f&f=138463&token=dd3ac473fb7f3bfc9235ed4b230c2bb41fd51689&sdownload=&n=20231106-Tarifinfo-TV-L.2-2023-web.pdf

[2] Hopp, Marvin; Hoffmann, Ann-Kathrin; Zielke, Aaron; Leslie, Lukas; Seeliger, Martin, 2023: Jung, akademisch, prekär. Studentische Beschäftigte an Hochschulen und Forschungseinrichtungen: eine Ausnahme vom dualen System regulierter Arbeitsbeziehungen, /2023, Bremen: Institut Arbeit und Wirtschaft, Download PDF

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