Warnstreik im Tarifkonflikt des Kfz-Handwerks. Die IG Metall hat ihre Mitglieder im Großraum Halle-Leipzig am Mittwoch, 19. April, zu Arbeitsniederlegungen aufgefordert und zur zentralen Ost-Kundgebung ans Völkerschlachtdenkmal gerufen. Etwa 600 Menschen waren erschienen und machten unmissverständlich klar: „Wenn die Arbeitgeber den Eindruck haben sollten, dass wir hier bluffen, dann haben sie sich geschnitten!“

Vor den nächsten Tarifverhandlungen am Freitag in Baden-Württemberg ist die Stimmung bei den Arbeitnehmer/-innen angespannt. In allen Teilen der Bundesrepublik hat es bereits Warnstreiks gegeben, da die bisher von Arbeitgeberseite vorgelegten Angebote von der Gewerkschaft und den Beschäftigten als völlig inakzeptabel angesehen werden.

„Unsere Forderung ist doch ziemlich einfach“, erklärt Ralf Kutzner, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der IG Metall, in seiner 20-minütigen Rede. „Wir wollen 8,5 Prozent mehr Entgelt, weil ihr es euch verdient habt. Wir wollen eine überproportionale Anhebung der Ausbildungsvergütungen, weil wir das Fachkräfteproblem lösen müssen und weil es auch die Auszubildenden verdient haben. Und wir wollen eine Inflationsausgleichsprämie.“

Das, so Kutzners Eindruck, würden die Arbeitgeber/-innen am Verhandlungstisch offenbar nicht verstehen. „Wir erleben, dass die Arbeitgeber in Pressemitteilungen in Schönwetter-Erklärungen sagen, wie wichtig ihnen die Beschäftigten sind, wie wichtig Wertschätzung ist und blablablablablaaa. Aber wenn wir zu der Frage kommen: Was ist euch die Arbeit denn wert? Dann haben sie die Frechheit zu sagen: ‚Eure Arbeit ist zweimal 3 Prozent mehr in 24 Monaten wert‘. Das ist kein Angebot, das ist eine riesengroße Sauerei!“

In der letzten Tarifrunde im Jahr 2021 hatten die sich Arbeitnehmer/-innen wegen der schwierigen Bedingungen in der Corona-Pandemie auf eine Entgelterhöhung von 2,2 Prozent für 22 Monate eingelassen und damit Verantwortung gezeigt, wie Kutzner bekräftigt. Diesmal seien die Ausgangsbedingungen aber völlig andere. „Im Kfz-Gewerbe wird im Moment so viel Geld verdient wie noch nie! Wir haben den bisher höchsten Umsatz in den Betrieben. Wir haben eine Verdopplung der Umsatzrendite gegenüber dem letzten Jahr, in einer Höhe, wie sie noch nie da war.“

Daran wolle man nun angemessen beteiligt werden. „Ich kann die Arbeitgeber nur auffordern, beim nächsten Mal in der Verhandlung ein gutes, ein verhandlungsfähiges Angebot auf den Tisch zu legen und endlich mit diesem Blödsinn aufzuhören zu glauben, sie könnten uns verarschen!“, zeigt sich Ralf Kutzner entschlossen.

Diese Entschlossenheit spiegelten anschließend auch die Betriebsratsvorsitzenden Thomas Riedel, Mike Riemann, Andreas Stiller, Thomas Jagmann und Sandra Adler in ihren kurzen Ansprachen wider. „Seit über einem Jahr gibt es diese Preissteigerungen, und es gibt keine Rabattkarten, nur weil man 2022 keine Tarifrunde hatte. Ich erwarte, dass wir in den nächsten Tagen Klarheit haben, wie es im Kfz-Handwerk weitergeht“, forderte in einer abschließenden Rede auch Steffen Reißig, 1. Bevollmächtigter der IG Metall Leipzig.

„Wenn das nicht der Fall ist, haben es die Arbeitgeber verbockt; und dann reden wir Anfang Mai darüber, dass wir die Hütten mal einen ganzen Tag dicht machen. Wenn die Arbeitgeber den Eindruck haben sollten, dass wir hier bluffen, dann haben sie sich geschnitten!“. Die ausgesendeten Signale sind klar und deutlich. Ob sie auf offene Ohren treffen, wird sich im hiesigen Tarifgebiet der IG Metall am 28. April zeigen; dann findet hier die nächste Verhandlungsrunde statt.

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