Was gut ist für das Schrumpfen, ist auch gut für das Wachsen der Stadt. Mit dem Instrument der Mietermodernisierung in AusBauHäusern wollen Haushalten e.V. und das Leipziger Amt für Stadterneuerung und Wohnungsbauförderung (ASW) die Vielfalt der Wohnangebote und Preislagen in Leipzig sichern. Ein L-IZ-Interview mit ASW-Chef Karsten Gerkens.

Zu den AusBauHäusern im Westen und im Osten der Stadt hat sich nun ein weiteres dieser Projekte im Bülowviertel, in der Gretschelstraße 2, gesellt. Was genau verbirgt sich hinter einem AusBauHaus?

Am Start befinden sich zur Zeit fünf Objekte. Drei davon im Leipziger Osten, zwei im Westen. Kern ist, dass der Eigentümer bei günstiger Miete Wohnungen zum Selbstausbau bereitstellt. Ein langfristiger Mietvertrag sichert ab, dass sich die Eigeninvestition des Mieters lohnt.

Im Kern ist dieser Ansatz nicht neu. Als Amt haben wir uns im Rahmen des Pilotprojekts “Behutsame Stadterneuerung” zur Jahrtausendwende mit dem Thema beschäftigt. Damals haben wir die Sanierungstipps 4 “Modernisierung durch Mieter” herausgegeben, die das Thema ziemlich umfassend beleuchten.

Der Ansatz war damals nicht der große Erfolg, weil wir am Markt ein Überangebot an Wohnraum zu günstigsten Preisen hatten. Das verändert sich gerade, die Mieten steigen, und damit wird die Mietermodernisierung als preisgünstige Alternative für Aktive wieder interessant.Was haben Eigentümer und Nutzer davon?

Wer Eigentum bilden will, individuell zugeschnitten, und nicht Willens und in der Lage ist, die jetzt am Markt gängigen Sätze zu bezahlen, für den kann es eine Alternative sein, preisgünstig zu kaufen, seine Wohnung auszubauen und sich für den Rest modernisierungsinteressierte Mieter zu suchen.

Dann gibt es Eigentümer, die eine Vollmodernisierung für ihr Haus nicht finanzieren können. Das kann anders aussehen, wenn sie Mieter finden, die mit ihrer Eigenleistung die Kosten reduzieren. Gleichzeitig hat man Mieter auf lange Zeit sicher.

Für den Nutzer entsteht eine eigentumsähnliche Situation. Er muss keine Wohnung von der Stange nehmen, kann den Ausbaustandard seinen Vorstellungen und finanziellen Möglichkeiten anpassen, kann seine Kosten durch Eigenleistung reduzieren und lebt langfristig mit einer geringen finanziellen Dauerbelastung.

Wer eine solche Muskelhypothek in seine Wohnung einbringt, will auf Dauer in der selbst entwickelten Wohnung bleiben. Wie wird das vertraglich reguliert?Durch einen langfristigen Mietvertrag bei ebenso langfristig festgeschriebener Miete.

Ist das neue Instrument der Stadtentwicklung nur etwas für Stadtteile mit hohem Sanierungsbedarf?

Wie Sie sehen, spielt es sich zur Zeit im Wesentlichen in Stadtbereichen ab, die niedrige Einstandspreise haben. Die sind weitestgehend deckungsgleich mit den Schwerpunkträumen der Stadterneuerung und damit denen meines Amtes.

Wir werden deshalb diese Entwicklung nach Kräften unterstützen. Praxispartner sind dabei die Akteure des Haushalten e.V., die mit diesem Modell der neuen Marktsituation Rechnung tragen und die Verbindung zwischen Eigentümern und Mietern herstellen.

Wenn es nicht bei einzelnen Vorhaben bleiben soll, werden wir analog selbstnutzer.de eine Beratungs- und Unterstützungsstrecke für diesen Ansatz aufbauen müssen. Wir arbeiten an der Finanzierung und prüfen Fördermöglichkeiten. Vorstellen kann ich mir auch, dass sich die im Hochpreissegment tätige Immobilienwirtschaft finanziell beteiligt.

Wo läge dabei für Premiumanbieter das verbindende Interesse?

Das gemeinsame Ziel könnte sein, die Vielfalt der Möglichkeiten an Standort Leipzig zu zeigen. Davon hätten alle was.

Bei der Entwicklung des Modells werden wir uns auf die Stadterneuerungsschwerpunkte konzentrieren, aber jeder Eigentümer, für den dieses Modell eine Möglichkeit darstellt, ist willkommen. Auch und gerade, wenn sein Haus im inneren Süden oder im Waldstraßenviertel liegt.

www.haushalten.org/de/ausbauhaus.asp

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