Am Freitag, 22. Februar, um 22 Uhr ist es so weit: Dann schließt der Rewe-Markt am Connewitzer Kreuz. Wer will, wird noch einmal zum großen Rabatt-Kauf eingeladen, bevor der Abrissbagger kommt. Im Januar 2012 hatte der Stadtrat den Bebauungsplan abgesegnet. Im Februar 2012 gab's die öffentliche Bekanntmachung. Immerhin fünf Jahre hat die Bauvorgeschichte die Connewitzer beschäftigt.

Anfangs noch mit heftigem Streit um ein damals noch unsaniertes Gründerzeithaus in der Scheffelstraße 36, das einer neuen Apotheke weichen sollte. Was die TLG, der das 4.665-Quadratmeter-Grundstück am Kreuz gehört, fast dazu brachte, auf den Standort ganz zu verzichten und ein noch größeres Einkaufsmarkt-Projekt an der Ecke Kochstraße/Scheffelstraße aufzuziehen. Was sich aber dort mit den geltenden Bebauungsplänen biss und auch im Stadtrat auf Ablehnung stieß.

Denn man war der Erweiterung des bisherigen Rewe-Marktes mit seinen 350 Quadratmetern Verkaufsfläche ja nicht abgeneigt. Nur sollte das auch am etablierten Standort passieren – direkt an der Hauptverkehrsstraße, gut vom ÖPNV erschlossen.
2011 entschloss sich die Treuhand Liegenschafts Gesellschaft (TLG) nach intensiver Diskussion auch mit den Bürgern von Connewitz, doch den alten Standort neu zu bebauen. Sie legte neue Pläne für einen 1.700 Quadratmeter großen Markt vor, der zur Arno-Nitzsche-Straße hin die Blockrandbebauung wieder herstellte, einstöckig, 5,50 Meter hoch. Damit zumindest ein wenig die alte Traufhöhe wieder angedeutet wird, stehen jetzt große Buchstaben auf dem Dach, die bis auf 9 Meter Höhe verkünden: “Connewitzer Kreuz”.

Heftig gerungen hat man auch noch um die künftigen Stellplätze. Für die anvisierte Verkaufsfläche könnte Rewe zwar 75 Pkw-Stellplätze geltend machen. Bis die deutsche Rahmengesetzgebung hier endlich Vernunft einziehen lässt, werden wohl noch Jahre vergehen. Denn derlei Stellplatzbedarf ist für Märkte auf der “grünen Wiese” berechnet, die praktisch nur mit Pkw erreichbar sind. In einer kompakten Stadt mit dichten Mobilitätsangeboten sind sie schlichtweg überflüssig. Und in der Regel passen sie auch gar nicht in den Planraum. Was ein Grund dafür ist, dass dutzende Discounter in Leipzig in den letzten Jahren weit abseits der integrierten Lagen entstanden. Man bewundere nur den gigantischen Parkplatz für den Lidl-Markt an der Windscheidstraße. In dieser Dimension nicht nur völlig überflüssig – sondern auch wertvolles Bauland mitten in einem Stadtgebiet verschlingend, wo es mittlerweile fehlt.

Am Connewitzer Kreuz werden auf der verfügbaren Fläche an der Scheffelstraße maximal 42 Stellplätze möglich sein. Dafür wird es ein paar mehr Fahrradstellplätze geben. Denn auch für Radfahrer ist der Markt gut erschlossen. Wobei die im Januar 2012 beschlossene Vorlage den OBM auch beauftragte, die Radwegeführung um den Markt herum zu verbessern. In der Arno-Nitzsche-Straße ist der einstmals vorhandene Radfahrstreifen mittlerweile auch – wie in anderen Teilen der Stadt – zu einem Parkstreifen verkommen. Die Radfahrer müssen hier sogar auf den Fußweg. Die Situation ist ungeklärt. Und sinnvoll wäre in diesem Zusammenhang auch, die Übergänge zur LVB-Haltestelle und die Einfädelung des Radweges in die Karl-Liebknecht-Straße zu überdenken. Letztere schon mehrfach ein Konfliktpunkt mit Unfallfolge.

Die Scheffelstraße soll perspektivisch auch mit einem Asphaltbelag versehen werden, was ganz sicher eine Rolle beim Liefer- und Kundenverkehr und dem dabei auftretenden Lärmpegel spielen wird. Die Öffnungszeiten bleiben auf die Zeit zwischen 7 und 22 Uhr festgelegt. Und bevor die Bauarbeiten beginnen, können möglicherweise auch noch die Landesarchäologen das Gelände inspizieren. Denn da es nahe am alten Connewitzer Siedlungskern liegt, ist die Wahrscheinlichkeit relevanter Bodenfunde gegeben.

Gebaut werden soll dann recht schnell. Wiedereröffnen will Rewe an dieser Stelle im 4. Quartal 2013.

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