Die Bornaische Brücke wird um 1,6 Millionen Euro teurer. Statt 8,2 wird sie 9,8 Millionen Euro kosten. Die Dienstberatung der Rathausspitze erörterte am Dienstag, 23. Juli, dieses Thema. Es ist eigentlich wie immer: Es sind Kosten, die man so nicht berechnen konnte. Und der lange Winter 2012/2013 schlug ebenfalls ins Kontor.

Die Dienstberatung musste sich damit noch einmal beschäftigen, weil der Baubeschluss mit der alten Summe vom Mai 2011 nun abgeändert werden muss. Es muss auch geklärt werden, woher die zusätzlichen 1,6 Millionen Euro kommen.

Der erste Punkt, wo die Planungsberechnungen nicht mehr stimmten, war das Überbaugewicht der alten Brücke aus den 1970er Jahren. Mit welchen Altlasten gerechnet werden musste, konnte nicht vorab berechnet werden. Erst die Untersuchungen während des Aushubs zeigten, dass wegen der in größeren Bereichen fehlenden Grundstabilität ein um 50 Zentimeter größerer Bodenaustausch im gesamten Straßen- und Gleisbereich notwendig ist. Da mussten also ein paar Kipper mehr fahren als geplant. Und das Zeug war auch noch stärker kontaminiert als angenommen “und hat zur erheblichen Erhöhung der zu entsorgenden Erdmassen und des erforderlichen Bodenaustauschmaterials geführt.”

Und als man dann endlich losbauen wollte, stieß man wiederholt auf Bohrhindernisse, “die den Einsatz eines Großbohrgerätes neben den befahrenen Straßenbahngleisen der Behelfsbrücke erforderten.”Und dann, ja, dann kam der Winter. Der in diesem Fall sehr ungelegen kam und viel zu lange dauerte. Denn dass die Bornaische Brücke schnell noch in das Bauzeitfenster 2012 bis 2014 geschoben wurde, hat einen Grund: Am 15. Dezember 2013 soll ja das Mitteldeutsche S-Bahn-Netz mit dem City-Tunnel in Betrieb gehen. Ein S-Bahn-Strang führt über den Haltepunkt Connewitz unter der Bornaischen Brücke hindurch. Heißt im Klartext: Am Brückenbau selbst darf nicht mehr gearbeitet werden, damit die Bahn selbst bauen kann. Damit auch die Deutsche Bahn unterhalb der Brücke fertig wird, musste ein wichtiger Termin eingehalten werden: der 15. März 2013.

Nur zur Erinnerung: die Tagestemperatur lag am 15. März zwischen – 1,4 und – 8,7 Grad Celsius, am 12. März hatte es zuletzt geschneit, am 18. würde es wieder schneien. Eine echte Winterbaustelle. Aber der Termin musste gehalten werden.

Am 15. März mussten die Brückenbauer ihre Arbeiten im Gleisbereich beenden und ihre Gerüste an der Mittelstütze abbauen, damit die Bahn Baufreiheit hatte. In der Vorlage des Verkehrs- und Tiefbauamtes heißt es dazu: “Das bedeutete, dieser Termin war trotz des zu diesem Zeitpunkt bestehenden Baustillstandes infolge eines starken Wintereinbruchs zu gewährleisten. Mit der Anordnung der zusätzlichen Winterbauschutzmaßnahmen wurde der Termin sichergestellt.”

Aber auch das kostet Geld und trug zum Überziehen der kalkulierten Bausumme bei. “In Folge der zusätzlichen Leistungen wurde der vertraglich vereinbarte Bauablauf des Arbeitnehmers gestört und verändert (Mehrkostenanzeige wegen ‘Gestörten Bauablaufs’). Diese Umstände waren in diesem Umfang im Voraus nicht erkennbar und stellen somit eine gegenüber des Bauwerksentwurfs stark geänderte Situation dar. Die Höhe der Gesamtbaukosten zum Bauende verändert sich somit von 8.238.200 Euro brutto auf voraussichtlich 9.829.091 Euro brutto.”

Der städtische Anteil erhöht sich also von 4,2 auf 5,2 Millionen Euro, der Förderanteil des Landes von 4,0 auf 4,7 Millionen Euro. Die Zusatzkosten sollen nun durch Umverteilungen im Haushalt gedeckt werden. In der Vorlage heißt das trocken: “Die Mehrausgabe in Höhe von 1.590.891 Euro wird gedeckt durch eine überplanmäßige Einnahme in Höhe von 672.609 Euro im PSP-Element 7.0000514.705 und durch Umverteilung innerhalb der Maßnahmen des Haushaltjahres 2014.”

Fertig werden und dem Verkehr übergeben werden soll die Brücke im Mai 2014.

So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:

Ralf Julke über einen freien Förderbetrag senden.
oder

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar