Es geht den Brücken in Leipzig wie den Brücken in der Verfügungsgewalt des Bundesverkehrsministers: Die meisten sind desolat, eine Sanierung der oft seit Jahrzehnten vernachlässigten Bauwerke ist überfällig. Man manchen ist der Zustand so langsam akut - wie bei der Brücke im Zuge der B2 über die Koburger Straße. Der FDP-Fraktion war aufgefallen, dass hier in letzter Zeit immer wieder Schäden geflickt wurden. Aktuell gilt nur noch Tempo 30. Also gab's eine Anfrage an die Stadt.

“In den letzten Monaten traten immer wieder Fahrbahnschäden auf der Straßenbrücke im Zuge der Bundesstraße 2 über die Koburger Straße/ Wolfgang-Heinze-Straße auf. Überdies wurde Tempo 30 für die B2 im Zuge des Brückenbauwerkes angeordnet”, hieß es darin. Und die FDP versuchte, ihre Frage dazu zu ordnen: “In welchem Zustand befindet sich die Brücke? Mit welcher Note wird ihr Zustand bewertet? Welche Konsequenzen für das Brückenbauwerk ergeben sich aus dem beschriebenen Zustand? Welche Folgen für den Kraftfahrzeugverkehr hätte eine Sperrung der Brücke – insbesondere mit Blick auf die bereits angespannte Verkehrssituation aufgrund der laufenden Baumaßnahmen im Leipziger Süden? Welche Folgen für die unter der Brücke verlaufende Straßenbahnlinie 9 hätte eine Sperrung der Brücke?”

In der Ratsversammlung am 17. September gab das zuständige Dezernat Stadtentwicklung und Bau dazu Auskunft. Und die Vermutung der FDP, dass hier der Zahn der Zeit nagt, bestätigt sich.

“Die Brücke besteht aus zwei Teilbauwerken. Der hier angefragte Sachverhalt betrifft die Richtungsfahrbahn Leipzig, nachfolgend als TBW 01 bezeichnet”, erläutert das Dezernat den Sachverhalt. Ein bisschen technisch, wie man das aus einigen Ämtern gewohnt ist. “Die gesamte Brücke (beide Teilbauwerke) sind in die Brückenklasse 60/30 nach DIN 1072 eingestuft.”Und dann kommt’s: “Vorhanden sind flächige Dichtungsschäden, welche wiederum zu vermehrten Rissen und Ausbrüchen in der Fahrbahn geführt haben. Durch die Dichtungsschäden tritt Wasser in die tragende Konstruktion ein, was langfristig zu dauerhafter Schädigung führt. Durch die notdürftige Reparatur des Belages im Mai 2014 ist die Dichtigkeit vorübergehend wieder verbessert worden und somit wird die Schädigung der Brückenkonstruktion zeitlich begrenzt vermindert. Durch die Geschwindigkeitsbeschränkung soll die Haltbarkeit der notdürftigen Reparatur bis zur vorgesehenen Instandsetzung gesichert werden.”

Das Trägerbauwerk benotet das Dezernat mit 2,4. Das bewegt sich noch im Mittelfeld.

Aber: “Ohne die umfassende Instandsetzung kann es infolge einer dauerhaften Durchfeuchtung zu Schäden an der Brückenkonstruktion, insbesondere in Verbindung mit Salzen (Winterdienst!), kommen. Eine Sanierung ist dringend erforderlich”, stellt das Planungsdezernat fest.

Mittlerweile besteht Handlungsdruck. Im nächsten Jahr soll die Sanierung der Brückenauflage angepackt werden. Das wird nicht ohne eine Teilsperrung der Bundesstraße abgehen.

“Die Behebung der Schäden erfordern umfangreiche Reparaturarbeiten am Brückenbauwerk, die eine entsprechende technische Planung und finanzielle Sicherung im Vorfeld erfordern. Gegenwärtig gehen wir von einer Realisierung 2015 aus”, nennt das Dezernat den möglichen Zeitpunkt der Bauarbeiten. “Eine Sperrung des TBW der Richtungsfahrbahn Leipzig würde eine einspurige Verkehrsführung beider Richtungen auf dem TBW 02, Richtungsfahrbahn Chemnitz, zur Folge haben.”

Für die Straßenbahn der Linie 9, die unter der Brücke auf der Koburger Straße nach Markkleeberg fährt, würde die Baumaßnahme keine Beeinträchtigung zur Folge haben, betont das Planungsdezernat: “Solange die Standsicherheit des Bauwerkes gegeben ist, hat das keinen Einfluss auf die Straßenbahnlinie 9.”

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