Das Leipziger Kulturamt machte es sich am 10. November ganz einfach. Lakonisch teilte es mit: "Das Kulturamt informiert: Komm-Haus in Grünau weiter geöffnet. - Auf mehrfache Nachfrage teilt das Kulturamt mit, dass das Komm-Haus in der Selliner Straße in Leipzig-Grünau weiterhin offen ist. Die regelmäßigen Kurse der Volkshochschule finden statt, ebenso wie vertraglich bereits gebundene Veranstaltungen."

Noch ergänzt um die Mitteilung: “Aufgrund geringer Personalkapazitäten zur Betreuung des Hauses können allerdings zurzeit keine privaten Nutzungen vor Ort vereinbart werden. Interessenten wenden sich bitte per E-Mail an kulturamt@leipzig.de zur Bearbeitung ihrer Anfragen.”

Beim besten Willen war der Meldung nicht zu entnehmen, dass das Kulturhaus tatsächlich als Kulturhaus weiterbetrieben wird. Im Gegenteil: Was sich schon seit Monaten an Unsicherheiten zusammen ballte, scheint ein langsames Luftablassen in der Arbeit dieses Kulturtreffs in Grünau zu sein. Und statt zu kommunizieren und mit den Nutzern oder gar dem Komm-Haus e.V. direkt und offen zu reden, versucht die Stadtverwaltung, das Themas klein zu halten und stillschweigend Fakten zu schaffen.

“Es ist unglaublich aber wahr: Das Kulturamt unserer Stadt hält für das Grünauer soziokulturelle Zentrum KOMM-Haus und seine Nutzer ab Anfang Dezember eine besondere Weihnachtsüberraschung bereit: DIE SCHLIESSUNG!”, stellt nun Dr. Evelin Müller, Vorsitzende des Komm-Haus e.V., ziemlich frustriert fest. “Nach offizieller Lesart und Interpretation des Kulturamtes wird die Einrichtung zwar nicht geschlossen, sondern bleibt offen, da schließlich weiterhin Kurse der Volkshochschule angeboten werden, was jedoch der 23-jährigen Nutzungscharakteristik nicht ausreichend gerecht wird und offenbar von der eigentlichen Schließung ablenken soll. Das Gespenst der schleichenden Schließung geht um!”Denn das Vorhalten von Räumen, die von der Volkshochschule genutzt werden, ist eben kein Kulturtreff mehr. Stillschweigend, so Müller, ist die Stadt längst dabei, das Betreuungspersonal abzuziehen.

“Ab 2015 wird das Personal des KOMM-Hauses teils nicht weiter beschäftigt, teils umgesetzt, Veranstaltungen nicht mehr geplant, Nutzungsanfragen nicht mehr berücksichtigt, so dass de facto keine wirkliche Besetzung des Hauses und somit auch keine Bewirtschaftung im eigentlichen Sinne mehr realisiert werden kann”, stellt die Vereinsvorsitzende fest. “Diese Sorge treibt uns als im KOMM-Haus und in Grünau seit 18 Jahren aktiv agierenden Bürger- und Kulturverein um.”

Und weil niemand mit den Akteuren in der Selliner Straße redet, gehen diese jetzt an die Öffentlichkeit. Am Donnerstag, 20. November, werden sie zur Ratsversammlung einen offenen Brief übergeben, der das aktuelle Dilemma beschreibt.

Im Vorfeld der Ratsversammlung um 13:45 Uhr will die Vorsitzende des Komm e.V. Dr. Evelin Müller zusammen mit Nutzern und Partnern des Hauses den Brief übergeben.

Das Komm-Haus auf der Website der Stadt Leipzig: www.leipzig.de/freizeit-kultur-und-tourismus/kunst-und-kultur/stadtteil-und-soziokultur/komm-haus/

Der offene Brief als PDF zum Download.

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