In gewisser Weise hatte auch Leipzigs Verwaltung einen gewissen Anteil daran, dass die Bewerbung der Cinémathèque Leipzig um das Haus Gottschedstraße 16, die ehemalige Skala, scheiterte, obwohl der Verein ein spannendes Konzept entwickelt hatte, hier mit mehreren kleinen Sälen ein Filmkunsthaus für Leipzig zu schaffen. Mittlerweile ist ja auch der Verkauf des Hauses gescheitert. Dafür tun sich jetzt wieder auf der Feinkost Perspektiven auf.

Vor zehn Jahren waren auch die Pläne, auf der Feinkost in der Karl-Liebknecht-Straße ein Filmkunsthaus zu schaffen, sehr weit gediehen. Auch die naTo wollte damals mit umziehen in das ehemalige Brauereiareal in der Nachbarschaft. Die Pläne zerschlugen sich. Die Feinkostgenossenschaft suchte einen eigenen Weg zur Belebung des spannenden Areals.

Das Hauptproblem waren immer die nötigen (Förder-)Gelder, um die über 100 Jahre alte Bausubstanz zu sanieren und für die geplanten kulturellen Nutzungen herzurichten. Und genau das kommt jetzt dem langen Traum vom Filmkunsthaus zugute. Im Grunde ist es jetzt sogar schon der vierte Anlauf, den alten Traum endlich mit Leben zu erfüllen. Zwischendurch gab es ja durchaus auch eine ernsthafte Bewerbung, in der Großen Fleischergasse mit unterzukommen.

Also zurück zum Anfang.

Am Freitag, 9. November, meldete der Leipziger Bundestagsabgeordnete Jens Lehmann (CDU) aus der Sitzung des Haushaltsausschusses des Deutschen Bundestages, dass der Bund umfangreiche Denkmalschutz-Fördermittel für das Projekt Filmkunsthaus Leipzig und die Nathanaelkirche in Leipzig-Lindenau bewilligt habe.

Das Filmkunsthaus, ein Projekt des Vereins Cinémathèque Leipzig, erhält in den kommenden vier Jahren Bundeszuschüsse in Höhe von insgesamt 10,5 Millionen Euro. Damit werde die denkmalsgerechte Sanierung des ehemaligen Skala-Gebäudes in der Gottschedstraße ermöglicht, meinte Lehmann zwar noch. Aber da war er mit den Entwicklungen für die ehemalige Skala in der Gottschedstraße nicht ganz auf dem Laufenden. Hier soll jetzt der Jazzclub ein neues Unterkommen finden.

Das Filmkunsthaus hingegen soll im südlichen Straßengebäude der Feinkost unterkommen. Daran arbeitet der Verein Cinémathèque Leipzig seit 2013.

Die Kinosäle sollen in den Katakomben unter dem Gebäude ihren Platz finden. Zwei große Säle mit 240 Plätzen sollen entstehen, ein dritter kleiner mit maximal 50 Plätzen hat im Erdgeschoss noch Platz. Eine Gastronomie im Entrée soll es geben, ein Restaurant im Obergeschoss samt Terrasse. Man sieht schon die Filmenthusiasten da oben sitzen im Sommer und fröhlich auf die KarLi herunterschauen. Ein Fahrstuhl ist natürlich fast zwangsläufig.

Erst im Mai 2017 hatten die Stadtratsfraktionen von SPD, Grünen und Linken beantragt, die Stadt solle die Cinémathèque Leipzig unterstützen bei der Suche nach einem geeigneten Ort für das Filmkunsthaus, nachdem die Sache mit der Gottschedstraße so unerklärlicherweise gescheitert war.

„Die Cinémathèque e.V. sucht seit Jahren nach einem geeigneten Standort für ein Filmkunsthaus in Leipzig. Nach dem Scheitern beim Bieterverfahren für die Skala fordern wir die Stadt auf, sich zum Aufbau eines Filmkunsthauses zu bekennen und die Cinémathèque e.V. bei der Suche nach einem geeigneten Standort zu unterstützen“, schrieben sie in ihrem Antrag.

Nun wird der Traum doch noch auf dem Feinkostgelände wahr.

Bund und Land beteiligen sich mit jeweils 10,5 Millionen Euro am Bau des Filmkunsthauses auf dem Feinkostgelände.

Und froh zeigt sich auch SPD-Fraktionschef Christopher Zenker: „Das sind gute und vor allem sehr wichtige Signale, die hier aus Berlin und Dresden kommen. Dadurch, dass sich sowohl der Bund als auch das Land großzügig beteiligen wollen, kommen wir nicht nur mit dem Filmkunsthaus an sich einen Riesenschritt voran, sondern können auch die Entwicklung des Feinkostgeländes insgesamt in Gang bringen.

Damit kann dieser kulturell wertvolle Raum als Tor zum Süden langfristig gesichert und weiterentwickelt werden. Es zeigt sich, dass es sich für Leipzig lohnt, Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten in verantwortlichen Positionen zu haben, denn beispielsweise ohne den Einsatz unseres Landtagsabgeordneten Dirk Panter wäre hier vieles nicht möglich gewesen.“

Die Leipziger SPD-Fraktion hatte bereits im vergangenen Jahr gemeinsam mit Linken und Grünen für das Filmkunsthaus die Initiative ergriffen und erreicht, dass sich die Stadt zu einem Filmkunsthaus in Leipzig bekennt, bei der Standortsuche hilft, in Förderangelegenheiten unterstützt und selbst auch Haushaltmittel zur Verfügung stellt. In der aktuellen Haushaltsdiskussion haben die drei Fraktionen einen Antrag gestellt, der auch 600.000 Euro kommunale Mittel für das Filmkunsthaus fordert.

„Das soll nicht nur das städtische Bekenntnis zum Cinémathèque-Projekt unterstreichen, sondern auch zeigen, dass die Stadt bereit ist, dafür Kosten zu übernehmen, die bei Bund und Land nicht förderfähig sind, um dem Filmkunsthaus zum Erfolg zu verhelfen“, so Zenker weiter.

Das Filmkunsthaus werde keine Konkurrenz für kommerzielle Kinos sein, sondern ein Ort der kulturellen Bildung und ein Platz für Start-up-Unternehmen aus der Kreativwirtschaft.

„Ich freue mich, dass nun in Leipzig die Weichen für eine solche Einrichtung gestellt sind, schließlich sind Film und Fernsehen, insbesondere durch den MDR und die zahlreichen Produktionsfirmen aus der Region, die mit dem Sender verbunden sind, ein nicht unbedeutender Bestandteil der Leipziger Wirtschaftsstruktur. Und da macht es Sinn, auch einen Ort zu haben, der es ermöglicht, über den reinen Konsum des Mediums Film hinauszugehen und sich auch wissenschaftlich fundiert mit der Thematik auseinanderzusetzen“, so Zenker abschließend.

Und der Leipziger Bundestagsabgeordnete Jens Lehmann zu Filmkunsthaus und Nathanaelkirche: „Das sind wunderbare Nachrichten, nicht nur weil damit weitere wertvolle Bausubstanz in unserer Stadt erhalten werden kann. Beide Gebäude sind Bestandteil des gesellschaftlichen Lebens. Das Filmkunsthaus ist ein vielversprechendes Projekt, das als wirtschaftlich selbsttragendes Haus die Kulturlandschaft bereichern wird.

Und darüber, dass Sanierungsarbeiten an der Nathanaelkirche fortgesetzt werden können, freue ich mich persönlich besonders. Die Kirche ist wichtiges Anlaufzentrum im Leipziger Westen. Ihre kulturellen, pädagogischen und sozialen Angebote werden von vielen Bürgerinnen und Bürgern, unabhängig ihrer Konfession, genutzt.“

Die denkmalsgerechte Sanierung der Nathanaelkirche in Leipzig-Lindenau fördert der Bund inzwischen zum vierten Mal. In diesem Jahr erhält die Gemeinde gut 190.000 Euro, um zusammen mit weiteren Fördermitteln des Freistaates Sachen sowie Eigenmitteln schwerwiegende Schäden an der Fassade des Kirchenbaus zu beheben. Insgesamt beläuft sich der Zuschuss des Bundes an den Sanierungskosten der Kirche damit auf 710.000 Euro.

Die Fördermittel sind Bestandteil des Denkmalschutz-Sonderprogramms der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) und werden jährlich durch den Deutschen Bundestag beschlossen.

Infotafeln zur Geschichte der Feinkost enthüllt

Infotafeln zur Geschichte der Feinkost enthüllt

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