Wie ein groteskes Schauspiel wirken geschwollene Reden von Politiker*innen über Klimamaßnahmen neben Fernsehwerbung, Musikvideos, den Appellen von Wissenschaftler*innen und Bildern von Klima-Protesten. Ein Schauer läuft einem über den Rücken bei Greta Thunbergs „How Dare You“, das die Kraft hat, dieses Schauspiel wieder in das zu verwandeln, was es ist: ein Wettlauf um das Überleben der Menschheit.

In seiner Installation „Back Home! A Journey Through The Rise (And Fall?) Of The Capitalocene“ (dt. Zurück nach Hause! Eine Reise durch den Auf- (und Ab-)stieg des Kapitalozäns) verarbeitet der Künstler Aleksi Kuesy die Hoffnungen und Enttäuschungen über die Klimapolitik der letzten 40 Jahre. Auf zwei Bildschirmen laufen parallel Videos aus der Popkultur und dem Fernsehen; Bilder, die wir alle kennen, in einen neuen Kontext gesetzt.

„Die Installation zeigt verschiedene Ebenen der öffentlichen Diskurse und Debatten über den Klimawandel“, sagt Sven Röder von der Cinémathèque Leipzig. „Reden von Politiker*innen oder Wissenschaftler*innen, aber eben auch von Aktivist*innen, die im Laufe der letzten 40 Jahre immer wieder auf die Dringlichkeit hinweisen, dass etwas getan werden muss.“

Neu in der Kunstszene

Aleksi Kuesy ist noch neu in der Kunstszene, erzählt Röder. Eigentlich kommt er aus der Wissenschaft, war aber auch selbst in der deutschen Klimabewegung aktiv. Laut Röder hat eine Rede von Fidel Castro aus dem Jahr 1991, in der sich Castro dafür einsetzte, dass die Weltgemeinschaft etwas gegen die Klimakrise tun müsse, Kuesy zu dieser Installation veranlasst. Er habe die Rede schon als Jugendlicher gesehen. Geboren und aufgewachsen ist Kuesy in Mexiko.

Zu sehen ist die 91-minütige Zwei-Kanal-Installation noch bis zum 31. Januar in der Cinémathèque Leipzig in der Karl-Liebknecht-Straße 109 dienstags bis freitags 11 bis 17 Uhr.

Cinémathèque bietet Raum für neue und junge Künstler*innen

Die Cinémathèque Leipzig gibt es schon seit 1991. Das alternative Kino zeigt sowohl aktuelle Filmstarts als auch ausgewählte Filme, Filmreihen, Gespräche und Ausstellungen in verschiedenen Spielstätten. Seit Oktober bieten die Ausstellungsräume der in der Karl-Liebknecht-Straße 109 insbesondere neuen und jungen Künstler*innen Raum zum Experimentieren an den Grenzen der tradierten Kinoformen.

„Kino heißt für uns nicht nur Filme zu schauen, sondern auch über das Gesehene zu sprechen und andere Formate auszuprobieren“, so Sven Röder. „Das Kino ist für uns ein sozialer und ein kultureller Ort. Deswegen probieren wir in unserer neuen Spielstätte in der Cinemathèque in der Karl-Liebknecht-Straße 109 neue Formate aus, die über das klassische Kino hinausgehen.“

„Back Home! A Journey Through The Rise (And Fall?) Of The Capitalocene“ von Aleksi Kuesy

D 2022, 91 min

Cinémathèque, 16.1.2024 – 31.1.2024, Dienstag bis Freitag / 11-18 Uhr, Karl-Liebknecht-Str. 109

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