„Samisdat und Subkultur“ ist ein Projekt des Leipziger Soziokulturellen Zentrums naTo e.V. und der Publikations- und Präsentationsplattform „Zonic“. Es stellt die alternative Publikationskultur des illegalen Selbstverlags im Realsozialismus vor, und das mit einem Schwerpunkt auf ein besonders popkulturelles Phänomen: Fanzines der Subkulturen, die in den 1980er Jahren vor allem durch Punk und Post Punk beeinflusst waren. Ausstellungseröffnung ist am Donnerstag, dem 20. November, im Salon Similde.
Das Projekt ist angelegt als internationaler Vergleich und entsprechend als Kooperation mit Partnern mehrerer einstiger realsozialistischer Länder entstanden, insbesondere Polens, Ungarns sowie der ehemaligen Tschechoslowakei.
Vor allem zu den Szenen dieser Länder gab es auch Verbindungen seitens der DDR-Subkultur, die aufgrund staatlicher Restriktionen ein vergleichsweise schwaches Publikationsaufkommen aufwies. Was sich erst mit einem späten Aufblühen in künstlerischen Magazinen wie „Liane“ oder dem Leipziger Fanzine „Messitsch“ änderte.
Die als Leseraum im Salon Similde (Simildenstraße 9) inszenierte Ausstellung wird zugleich Rahmen für eine Vielzahl von Präsentationen sein, bei denen zwar die Frage nach staatlicher Repression und des Kampfes um den illegalen Freiraum für Publikationen ohne Zensur eine zentrale Rolle spielt, die spezifischen ästhetischen Momente aber nicht in den Hintergrund verbannt werden.
„Samisdat und Subkultur“ fußt auf diversen Vorläuferprojekten von Zonic und naTo zur Geschichte von Subkulturen im Realsozialismus und greift auf ein etabliertes Netzwerk zurück, das sowohl Archive als auch private Sammlungen einbezieht und die akademische Aufarbeitung mit zeitgenössischen popkulturellen Präsentationsformen verbindet.
Zu sehen ist die Ausstellung „Samisdat und Subkultur“ im Salon Similde vom 20. November bis zum 6. Dezember jeweils Do. – So.: 16:00 – 20:00 Uhr
Ausstellungseröffnung ist am Donnerstag, 20. November, um 20:00 Uhr
Die Ausstellung bietet einerseits einen Leseraum zum Einstieg in die Vielfalt der untergründig subversiven Publikationslandschaften des realsozialistischen Ostens, dient aber andererseits auch zur atmosphärisch-informativen Rahmung der Veranstaltungen. Zur Eröffnung spricht der Kurator Alexander Pehlemann (Zonic) und legt anschließend als Zonic Zound Zystem relevante Sounds der 1980er auf, die in den ausgestellten Fanzines behandelt wurden.
Freitag, 28. November, 20:00 Uhr: Messitsch 4 U
Messitsch war das erste wirkliche Fanzine der DDR und entstand Ende der 1980er aus der vibrierenden Subkultur Leipzigs. Es widmete sich einem Personenkreis an Musikmachenden wie -liebenden, die nun in Selbstermächtigung jene für Fanzine typische Mixtur aus thematischer Darstellung und Selbstdarstellung auslebten.
Davon berichten u.a. die Mitbegründer Andre „Hodscha“ Friedrich und Raban Ruddigkeit. Wobei der Blick auch ein wenig in die späteren Messitsch-Inkarnationen gehen wird, vom Fanzine, das in den Spät-Monaten der DDR an den Kiosk geht, bis zur Fusion zur NMI/Messitsch, dem einzigartigen und bald scheiternden Versuch eines Pop-Magazins ostdeutscher Prägung.
Samstag, 29. November, 16:00 – 22:00 Uhr: Fanzine-Meeting mit internationalen Gästen
In einer offenen Mixtur aus Präsentationen und Talks treffen sich internationale Gäste aus dem östlichen Fanzine-Kosmos. Diskutiert werden Themen wie Feminismus & Fanzines damals wie heute, Alternativ-Publikationen und Repression, Archivierung und Austausch oder das Verhältnis von künstlerisch-originalgrafischen Magazinen zu popkulturell orientierteren Fanzines. Im Anschluss gibt es DJ-Sets der Beteiligten.
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