Landauf, landab sind nun seit Wochen die Warnungen zu hören, dass die fehlenden Haushalte sowohl in Leipzig als auch im Freistaat vielen Kultureinrichtungen gerade den Hals zuschnüren. Fördergelder, auf die sie dringend angewiesen sind, können vor einem beschlossenen Haushalt nicht ausgezahlt werden. Doch Gelder, die Zeit bis dahin irgendwie zu überbrücken, haben die Einrichtungen in der Regel nicht. Und so muss jetzt durch fehlende Fördermittel auch die Cinémathèque Leipzig ihren Betrieb einschränken.

Grund dafür sind ausbleibende, finale Förderbescheide durch die fehlenden Haushalte auf kommunaler- und Landesebene. Erster Lichtblick ist die jetzt erst die Leipziger Stadtratssitzung am heutigen 12. März.

Sowohl im sächsischen Landtag als auch im Leipziger Stadtrat wurden für das Jahr 2025 noch keine abschließenden Haushalte verabschiedet. Die Stadt plant einen Haushalt am 12. März zu verabschieden, der Landtag vor der parlamentarischen Sommerpause im Juni. Doch bis dahin haben die fehlenden Beschlüsse weitreichende Folgen: Unter anderem schränkt es den Kulturbetrieb ein und gefährdet den Fortbestand einiger Institutionen. Davon ist auch die Cinémathèque Leipzig betroffen.

Der Verein für Film und Filmkunst zeigt seit den 1990ern im Leipziger Süden ein kuratiertes Filmprogramm aus lokalen und internationalen Filmen in Originalsprache, präsentiert aktuelle Produktionen und Filmgeschichte, verortet durch Regie- und Expertengespräche und präsentiert seit 2023 auch regelmäßig Medienkunst-Ausstellungen. Für dieses Programm erhält die Cinémathèque eine institutionelle Förderung vom Kulturamt der Stadt Leipzig und dem sächsischen Staatsministerium für Wissenschaft, Kultur und Tourismus (SMWK).

Diese umfassende Arbeit muss der Verein seit Anfang des Jahres immer weiter einschränken.

Eingeschränktes Programm

„Aktuell rechnen wir mit einer drohenden Zahlungsunfähigkeit im Juni, weil durch die vorläufige Haushaltsführung bei Stadt und Land derzeit für das erste Halbjahr nur einen Teil der Abschläge in Höhe von 30 % vom Land und 40 % von der Stadt in Aussicht gestellt wurden. Dass man davon nicht durchs erste Halbjahr kommt, lässt sich einfach nachrechnen“, erklärt Sarah Peglow, Verwaltungsmitarbeiterin der Cinémathèque Leipzig. „Das geht nicht nur uns so. Daher wünschen wir uns zuverlässige Lösungen aus der Politik, wie Kulturbetriebe nachhaltig finanziert werden können.“

Um die fehlenden Gelder auszugleichen, schränkt die Cinémathèque Leipzig seit Beginn des Jahres ihr Programm ein: Weniger Filmgespräche, kaum Sonderreihen und Kooperationen, ab April muss auch die Produktion des Programmheftes ausbleiben. Auswirkungen auf das Programm werden bis zum Ende des Jahres spürbar bleiben, ist man sich im Verein sicher. Auch temporärer Verzicht auf Teile der Gehälter und Stundenreduzierungen bei Mitarbeitenden sind geplant, um das Haushaltsloch zu stopfen.

„Die Einschränkungen betreffen nicht nur unseren eigenen Betrieb, sondern auch unsere Partner/-innen. Wir können weniger Aufträge an lokale Unternehmen erteilen, weniger bis keine Honorare für Künstler/-innen und Expert/-innen zahlen und müssen Kooperationsveranstaltungen absagen“, so Peglow.

Aktuell sind von der Stadt und dem Land Förderungen in gleicher Höhe wie 2024 angesetzt. Auf Landesebene könnten noch weitere Kürzungen erfolgen, befürchtet man bei der Cinémathèque Leipzig. Das ignoriere steigende Betriebskosten, Inflation und Lohnanpassungen und mache eine nachhaltige Entwicklung der Institutionen unmöglich. Es bleibe zu hoffen, dass in den Haushaltsdebatten gangbare Lösungen für den Erhalt der Kulturszene gefunden werden – und das bevor Institutionen schließen müssen.

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Es gibt 2 Kommentare

Das wäre wirklich schade. Wie hoch sind denn die fehlenden Fördermittel? Vielleicht kann auch bürgerschaftliches Engagement weiterhelfen.

Das wäre sehr schade, da mit dem Cinémathèque Leipzig die Stadt eine wichtige Institution verliert. Hier müsste der Stadtrat eine schnelle Hilfe ermöglichen.

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