Der Schriftsteller und Publizist erhält den Werner-Schulz-Preis 2026. Mit ihrer Entscheidung würdigt die sechsköpfige Jury unter Leitung von Stephan Bickhardt, früherer Direktor der Evangelischen Akademie Sachsen und 1989 Mitgründer von Demokratie Jetzt, seine aufrechte demokratische Haltung und seinen langjährigen Einsatz für Freiheit und Menschenrechte.
Die Preisverleihung wird von der Bundesstiftung Aufarbeitung gefördert und findet im Rahmen einer Festveranstaltung im Mediencampus Leipzig in Kooperation mit der Stiftung Friedliche Revolution am 22. Januar 2026 statt. Es ist der Geburtstag von Werner Schulz (1950–2022). Das Preisgeld in Höhe von 7.500 Euro stiftet die Sparkasse Leipzig. 2026 wird der Preis zum zweiten Mal verliehen. Erste Preisträgerin war 2025 die Aktivistin und Menschenrechtlerin Ina Rumiantseva.
Wie der Namensgeber des Preises, der Bürgerrechtler und langjährige Bundestags- und Europaabgeordnete Werner Schulz, habe Marko Martin, so die Begründung der Initiative, vehement die Politik Putins und dessen Angriffskrieg auf die Ukraine angeprangert. M
artin setze sich unmissverständlich für Israel ein und gegen einen judenfeindlichen „Antizionismus, sei es von Nazis, Islamisten oder von sich selbst als links verstehenden Bewegungen“. Er warne aber auch vor der „inneren Gefahr, den Versuchen der Netanjahu-Regierung, das Land Richtung Orbán oder Trump zu verwandeln“.
„Vor dem Hintergrund dreier Landtagswahlen in Ostdeutschland im kommenden Jahr wollen wir besonders auch sein Engagement für die Aufarbeitung der DDR-Vergangenheit, der Würdigung der Dissidenten in ganz Osteuropa und seine Mahnungen hinsichtlich der Gefahren, die von AfD und BSW ausgehen, ehren“, so Thomas Vogel, Vorsitzender des Vorstandes der Werner-Schulz-Initiative.
„Der Werner-Schulz-Preis“, so Marko Martin, „erfüllt mich mit großer Freude, aber auch mit Demut – im Wissen darum, wie viel ich Anderen verdanke und deren widerständigem Denken und Tun. Man steht ja immer auf den Schultern anderer Menschen aus sehr unterschiedlichen Ländern und Generationen. Genau dieses Vermitteln und Ins-Gedächtnis-Zurückrufen sehe ich auch weiterhin als immense Herausforderung. Damit die wirklichen “Gesprächsfäden” – und zwar nicht diejenigen zwischen den Despoten, sondern zwischen denen, die Freiheit brauchen wie die Luft zum Atmen – nicht reißen.“
Der Preisträger
Marko Martin wurde 1970 im sächsischen Burgstädt geboren, nur 50 Kilometer von Zwickau entfernt, der Geburtsstadt von Werner Schulz. Im Mai 1989 verließ er als Kriegsdiensttotalverweigerer die DDR und lebt, sofern nicht auf Reisen, als Schriftsteller in Berlin.
Neben literarischen Tagebüchern zu Tel Aviv, Hongkong, Kuba und Südafrika erschienen in der Anderen Bibliothek zwei Erzählbände sowie der Porträtband „Dissidentisches Denken“, der vor allem an die Widerständigkeit ostmitteleuropäischer Autoren und Autorinnen erinnert.
Zuletzt erschienen: „Brauchen wir Ketzer? Stimmen gegen die Macht“, „Und es geschieht jetzt. Jüdisches Leben nach dem 7. Oktober“ sowie aktuell der Essayband „Freiheitsaufgaben“. 2016 war Marko Martin, Mitglied des PEN, Stadtschreiber in Wroclaw.
Die Werner-Schulz-Initiative
Die Werner-Schulz-Initiative e. V. wurde von einer Gruppe von Freund/-innen, ehemaligen Wegbegleiter/-innen aus Politik und Zivilgesellschaft ins Leben gerufen, um in diesem Sinne dauerhaft die Erinnerung an Leben und Wirken von Werner Schulz aufrechtzuerhalten. Dazu gehört die Förderung internationaler Gesinnung, des Gedankens der Völkerverständigung sowie des bürgerschaftlichen Engagements zur Stärkung der Demokratie und der Zivilgesellschaft auf allen Ebenen.
Zu diesem Zweck betreibt die Initiative Öffentlichkeits- und Bildungsarbeit. Sichtbares Zeichen dafür ist unter anderem die Schaffung und Auslobung des Werner-Schulz-Preises.
Zu den zahlreichen Initiator/-innen und Unterstützer/-innen gehören u.a. die Bündnisgrünen-Politikerin Katrin Göring-Eckardt, die russische Menschenrechtlerin Irina Scherbakowa, die Ehrenvorsitzende der Stiftung Friedliche Revolution Gesine Oltmanns, der deutsch-französische Publizist Daniel Cohn-Bendit, der ungarische Schriftsteller György Dalos, der polnische Diplomat Janusz Reiter uvam.
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