Das französische Kino besteht – auch wenn man es manchmal kaum glauben mag – nicht nur aus Familien-Drama-Komödien á la „Monsieur Claude und seine Töchter“ oder den Sch‘tis. Zum 28. Mal öffneten die Passage Kinos und die Schaubühne Lindenfels ihre Türen für die Französischen Filmtage. 3.400 Besucher*innen zählte das Festival in diesem Jahr, sowie 2.600 Schüler*innen und Lehrer*innen bei dem parallel stattfindenden Schulfilmfestival „Cinéfête“. Damit knüpfen beide Festivals an die Zahlen vor Corona an.

Auf Klassiker sollte in diesem Jahr nicht verzichtet werden: Anlässlich des 95. Geburtstags von Agnès Varda, die als Großmutter der Nouvelle Vague gilt, zeigten die Französischen Filmtage einige ihrer bekanntesten Filme, darunter „Cléo de 5 à 7“ und ihr filmisches Selbstporträt „Varda par Agnès“. Varda starb im Jahr 2019.

Neben Agnès Varda durfte auch Musiker und Filmemacher Quentin Dupieux‘ Film „Yannick“ die Filmtage am 22. November eröffnen – eine Deutschland-Premiere.

Vom Elysée-Vertrag bis zu Queerness

Die ganze Bandbreite des französischen Films abzubilden, ist das Motto der Französischen Filmtage. So wurde neben einer Filmreihe zur deutsch-französischen Freundschaft anlässlich des 60. Jubiläums des Élysée-Vertrags, der die Jahre von Krieg und Konflikt zwischen Deutschland und Frankreich beenden sollte, ein diverses Programm aktueller französischer Filme gezeigt.

Adèle Exarchopolous, bekannt unter anderem durch den Film „Le bleu est une couleur chaude“ (dt. „Blau ist eine warme Farbe“) spielte in gleich drei Filmen mit und wurde zum Gesicht des Festivals gekürt. In „Je verrai toujours vos visages“ (dt. Ich werde immer eure Gesichter sehen) spielt sie als Betroffene in einem Täter-Opfer-Austausch mit, in dem Betroffene von Gewaltverbrechen und Täter in Gespräche gehen.

Ebnso politisch wie gesellschaftlich relevant und beeindruckend gemacht, erzählt „Arrête avec tes mensonges“ (dt. „Hör auf zu lügen“) von Olivier Peyon die Geschichte eines erfolgreichen Autors, der nach 35 Jahren zum ersten Mal in seine Heimatstadt zurückkehrt. Dort werden Erinnerungen, schmerzhafte wie auch schöne, an seine erste Liebe geweckt und die Geschichte beginnt sich neu zu erzählen.

Auch deutschsprachige Schauspieler*innen vertreten

Die Schauspielerin Sandra Hüller, vertreten im diesjährigen Cannes-Gewinner „Anatomie d‘une chute“ (dt. „Anatomie eines Falls“) steht neben Franz Rogowski in „Disco Boy“ und Romy Schneider in „L‘important c‘est d‘aimer“ (dt. „Nachtblende“) für die deutschsprachigen Schauspieler*innen des Festivals.

Unterstützt wurde das Festival von der Stadt Leipzig und dem Institut Français.

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