Es war ein durchaus couragierter Versuch, den ein Teil der Freibeuter-Fraktion am 16. November startete. Da standen die neuen Entgeltordnungen für das GRASSI Museum für Angewandte Kunst und das Museum der bildenden Künste auf der Tagesordnung. Und beide Entgeltordnungen haben eine Obergrenze. Mehr Geld darf für Eintritt nicht genommen werden. Aber was ist mit besonders attraktiven Ausstellungen, fragte Sascha Matzke (FDP) dezidiert zur Entgeltordnung im Bildermuseum nach.

Was ist mit Ausstellungen, die einen besonders hohen Preis rechtfertigen würden? In die die Leute unbedingt hineinwollen? In die auch mehr Arbeit gesteckt wurde?

„Die vorgesehene Entgeltordnung des Museums für bildende Künste legt die Höhe der Eintrittspreise für Vollzahler-Tagestickets für die Jahre 2024 bis 2027 innerhalb einer Spanne von 4 € bis 18 € für eigene Sonderausstellungen fest“, stellten die Freibeuter in ihrem Antrag fest. „Ihm soll nun ermöglicht werden, hiervon im Rahmen eines Pilotprojekts bei ausgewählten und darauf abgestimmten Ausstellungen abweichen zu dürfen. Innerhalb des Pilotprojektes sollen flexible und zeitgemäße Preismodelle erprobt werden. Dafür sollen im Grundpreis höhere Eintrittspreise angeboten und unter Einhaltung verschiedenster Kriterien reduziert oder kombiniert werden können.“

Aber das Streitbare sind ja die möglicherweise höheren Eintrittspreise für wirklich ausgefallene Ausstellungen. Flapsig nannte Sascha Matzke am 16. November eine Van-Gogh-Ausstellung.

Ein Punkt, an dem man schon aufmerkt: Ausstellungen solcher Kaliber sind in Leipzig kaum möglich. So große finanzielle Spielräume hat das Museum der bildenden Künste nicht.

Und da steht natürlich die Frage: Würde das interessierte Publikum dann auch von außerhalb kommen und bereit sein, deutlich mehr als 18 Euro für eine Eintrittskarte, also den aktuell möglichen Höchstpreis, zu bezahlen?

Und wäre das nicht auch ein Modell fürs neue Naturkundemuseum, fragte  Matzke.

Die Freibeuter beantragten deshalb, dem Museumsdirektor den Spielraum zu geben, flexibel auch Kartenpreise für besondere Ausstellungen bis zu 50 Euro aufzurufen.

Entgeltfrei in die Dauerausstellung

Eine Idee, die in der Ratsversammlung dennoch nicht auf fruchtbaren Boden fiel. Denn in den zurückliegenden Monaten war ja die Diskussion im Stadtrat von einem gegenteiligen Thema geprägt gewesen: Den Leipzigern den Museumsbesuch dadurch zu erleichtern, dass die Dauerausstellungen in den städtischen Museen künftig eintrittsfrei werden. Was ja nun auch am 1. Januar 2024 Wirklichkeit werden soll. Die neuen Entgeltordnungen gelten deshalb vor allem für die Sonderausstellungen. Was sowieso erst einmal beobachtet werden muss, ob die Sonderausstellungen dann auch weiter Publikum anziehen.

Der Änderungsantrag der Freibeuter bekam so am Ende nur vier Stimmen bei 42 „Nein“-Stimmen.

Schon die vorgesehenen Preise für Sonderausstellungen in der Spanne von 4 bis 18 Euro in der Vorlage des Kulturdezernats bedeuten eine leichte Erhöhung. Die das Dezernat in der Vorlage auch begründet: „Die geringfügige Erhöhung der Eintrittspreisspanne von 4,00 EUR -18,00 EUR soll dazu dienen, bei der Planung und Umsetzung von Sonderausstellungen, die Attraktivität für die Besucher zu erhöhen. Die Kriterien zu einer konkreten Ticketpreis-Festlegung innerhalb der Preisspanne sind vielfältig und in jedem Museum anders gestaltet. Die Einschätzung der Bedeutung einer Sonderausstellung für die Besucher/-innen erfolgt jeweils vor der Eröffnung einer Ausstellung unter Berücksichtigung verschiedener Aspekte, z. Bsp. Publikumsattraktion, Anziehungskraft eines Ausstellungsthemas, Zielgruppe, Kosten und zu erwartenden Besucherzahlen u.a.. Ziel ist es aber, möglichst durchgängig stabile Ticketpreise in den einzelnen Einrichtungen anbieten zu können, die sich an den aktuellen Preisen orientieren.“

In den Dauerausstellungen entfallen ab 1. Januar die Eintrittsgelder. Und auch das hat einen ganz wichtigen Grund, über den der Stadtrat auch schon mehrmals diskutiert hat: „Museen wandeln sich immer stärker zu sogenannten ‘Dritten Orten’. Das sind Orte der Interaktion, die in der Lebenswelt der Menschen die klassischen sozialen Räume, wie beispielsweise das Zuhause und der Arbeitsplatz, ergänzen. Ähnlich wie Cafés, Bibliotheken oder Parks sind Museen zunehmend Plätze des Zusammenkommens und des sozialen Austausches. Es müssen daher neue Wege bestritten und neue Formate für ein diverser gewordenes Publikum entwickelt und ein dialogisches und partizipatives Selbstverständnis begründet werden.
Ziel der Museen ist es, mit dem eintrittsfreien Zugang zu den städtischen Sammlungen und Dauerausstellungen ihre Angebote weiter attraktiv und interessant zu halten und vor allem den Zugang für alle zu ermöglichen.“

Und dieses Ziel unterstützt die Stadtratsmehrheit. Die Vorlage der Stadt zur Entgeltordnung des Museums der bildenden Künste bekam 45 Stimmen bei 2 „Nein“-Stimmen.

So ähnlich fiel auch das Abstimmungsergebnis für die Entgeltordnung für das GRASSI Museum für Angewandte Kunst mit 52 zu zwei Stimmen aus. Was den Museumsbesuch gerade für Leipzigerinnen und Leipziger, die jeden Euro dreimal umdrehen müssen, künftig wesentlich einfacher macht.

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