Das Leipziger Naturkundemuseum benötigt dringend zweiten zoologischen Präparator. Auch die Stelle des zukünftigen Museumsdirektors müsse unverzüglich ausgeschrieben werden, damit die Planungen für ein neues Naturkundemuseum nicht erneut ins Stocken geraten, fordert der Förderverein des Naturkundemuseums und will dem OBM zur Ratsversammlung die Wunschkarten der Leipziger überreichen.

Das Naturkundemuseum Leipzig ist nach Festlegung des Amtes für Umweltschutz offizielle Auffangstation bzw. Sammelstelle für Totfunde gesetzlich geschützter Arten im Gebiet der Stadt Leipzig. Vor allem für sehr stark gefährdete und vom Aussterben bedrohte Arten besteht zudem die moralische Verpflichtung, diese als Präparate für die Nachwelt zu erhalten.

Leider sind im bisherigen Museum die Lagerungsbedingungen für die meisten Präparate nicht gut. Im Jahresverlauf stark wechselnde Temperatur- und Luftfeuchteverhältnisse setzen den Häuten der Dermoplastiken erheblich zu. Zudem dringt durch undichte Schrank- und Vitrinentüren immer auch Feinstaub ein und setzt sich auf den Präparaten ab. So besteht vor einer Ausstellung bzw. einer Fernleihe dieser Präparate ein erhöhter Reinigungs- und Restaurierungsbedarf.

“Der Arbeitsbedarf für einen Präparator am Naturkundemuseum ist enorm”, erklärt der Vorsitzende des Fördervereins Dr. Michael Hardt. “Aber die Stadtverwaltung hat nach dem Ausscheiden des letzten Präparators, Horst Spikale, nicht nur fünf Jahre versucht, die Stelle des Präparators einzusparen, was an sich schon völlig verantwortungslos war, sondern dem neuen Präparator auch noch die Aufgaben des ebenfalls in Ruhestand gegangenen Wirbeltierzoologen mit aufgebürdet. So ist es doch kein Wunder, dass die auf Präparation in den Gefriertruhen wartenden Bestände immer weiter anwachsen”, äußert sich Dr. Hardt verärgert.
“Das Leipziger Naturkundemuseum benötigt dringend einen zweiten zoologischen Präparator”, pflichtet Frau Dr. Schütze-König bei. “Schauen Sie, selbst kleinere Museen, wie in Magdeburg, Erfurt oder Kamenz haben mindestens zwei Präparatoren. Und wir, die wir möglichst Weltstadt sein wollen, sind bisher nicht bereit, uns das dafür Notwendige zu leisten?”

“Gerade die vor kurzem zur Schau gestellte Präparation des Leipziger Wisentbullen Cvart hat eindrücklich gezeigt, dass einige Arbeiten gar nicht ohne zweiten Präparator ausführbar sind. Wir sind deshalb dem Staatlichen Museum für Naturkunde Stuttgart und seiner Direktorin, Frau Prof. Eder, sehr zu Dank verpflichtet, dass Sie uns hierzu für drei Wochen den Präparator, Jan Panniger, zum Praktikum ausgeliehen hat”, ergänzt Michael Hardt.

“Doch nun muss endlich Schluss sein, mit dem Sparen an der falschen Stelle”, so die Schatzmeisterin des Fördervereins. “Der Leipziger Stadtrat hat sich klar zum Naturkundemuseum bekannt und dazu gehört nun mal auch, dass man die notwendigen Personal- und Finanzmittel bereitstellt. Gerade auch im Hinblick auf die beabsichtigte Erneuerung des Naturkundemuseums wird die zweite Präparatorenstelle schnellstmöglich und für längere Zeit, mindestens für zehn Jahre gebraucht” betont Dr. Rosmarie Heyde.

“Die Zeit ist reif”, ergänzt Michael Hardt. “Nach 17 Jahren des Taktierens und Verschleppens lassen wir nicht mehr zu, dass der Prozess zur Modernisierung des Leipziger Naturkundemuseums erneut ausgebremst wird. Deshalb haben wir eine Einwohneranfrage gestellt und wollen auf der Stadtratssitzung am 17.10.2012 von der Stadtverwaltung eine eindeutige Antwort, wann sie die für diesen Prozess notwendigen Stellen des neuen Museumsdirektors, eines zweiten Präparators sowie die Wiederbesetzung der unbesetzten Abteilungen des Museums ausschreibt und die dazu notwendigen Geldmittel in den Haushalt einplant.”

Vor dieser Ratsversammlung will der Förderverein dem Oberbürgermeister die Karten mit den Wünschen der Leipziger für ein neues Naturkundemuseum übergeben. “Da der OBM für den Masterplan noch weitere Standorte prüfen lässt, werden wir ihn mit Nachdruck darauf hinweisen, dass sich viele Leipziger das ehemalige Landratsamt am Tröndlinring 3 als neues Naturkundemuseum wünschen”, so Hardt.

www.förderverein-naturkundemuseum-leipzig.de

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