Meckern können wirklich viele Menschen sehr gut. Wenn es aber ans Umsetzen von Vorschlägen geht - oder gar ums Ausformulieren von Lösungsansätzen - da wird es schon schwieriger. Teresa von Jan versucht nun Jugendliche in die Entscheidungstrukturen einzubinden und bietet dafür eine Kontaktsprechstunde an. Warum, wofür und weswegen sind Fragen, die Teresa von Jan Volly Tanner beantwortete, hier für die Leipziger Internetzeitung.

Hallo Teresa von Jan. Für den Stadtjugendring wirst Du ab Ende November eine Jugendsprechstunde im Stadtteilladen Leipziger Westen (Karl Heine Straße 54) einrichten. Was genau bezweckt Ihr damit und wie soll das funktionieren? Der allgemeine Vorurteilsberg tönt ja doch eher: Jugendliche und Engagement, das ist wie Feuer und Wasser!

Wir versprechen uns, dass wir mit unserer Sprechstunde Jugendliche zusammenbringen, die gemeinsam etwas verändern wollen. Dabei denken wir erst mal gar nicht an politische Einmischung, sondern an ganz praktische Sachen. Jugendliche sind doch viel bessere Experten in Jugendfragen. Ich freue mich darauf, sie genau dabei unterstützen zu dürfen.

Als Mitarbeiterin des Projektes Jugendbeteiligung ist es u.a. meine Aufgabe in den Planungsräumen West und Mitte/Süd Jugendbeteiligungsstrukturen aufzubauen. Das heißt konkret, dass ich wöchentlich für interessierte Jugendlichen ansprechbar bin, wenn sie in ihrem Umfeld Projekte oder Aktionen umsetzen wollen und Ideen haben ihren Stadtteil schöner, verkehrssicherer oder jugendgerechter werden zu lassen. Ich unterstütze die Jugendlichen, indem ich ihnen dabei behilflich bin, ihre Ideen in konkrete Pläne und Aktionen umzusetzen, notwendiges Geld zu organisieren oder als “Übersetzer” mit der Verwaltung fungiere bzw. Kontakte vermittle.

Wie bist Du, liebe Teresa, denn eigentlich zum Stadtjugendring gekommen? Und was sind Deine Aufgaben im Verein?

Auf der Suche nach einem Job bin ich auf die Stellenausschreibung für das Projekt Jugendbeteiligung gestoßen. Jetzt bin ich seit Mitte August Mitarbeiterin im Stadtjugendring. An meiner Stelle hat mich besonders die Vielfältigkeit gereizt: man arbeitet direkt mit Jugendlichen zusammen, ist für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig, ist Vermittlerin, spricht mit der zuständigen Verwaltungsmitarbeiterin, begleitet die Jugendlichen der Jugendparlamentsinitiative, sucht noch mehr Unterstützer die sich für Jugendbeteiligung einsetzen und vernetzt sich mit anderen Vereinen. Es ist eine tolle Mischung, eben kein reiner Bürojob. Ich bin viel unterwegs und kann neue Leute kennenlernen und kein Tag ist wie der andere!

Seid Ihr eigentlich frei – oder hängt Ihr am Bändel der Stadt?

Der Stadtjugendring ist ein freier Träger. Insofern sind wir grundsätzlich frei. Aber ohne Geld nützt einem auch die beste Idee nix. Das Projekt wird derzeit zu 100 % aus städtischen Mitteln bezahlt, die der Stadtrat bereitgestellt hat. Wir haben einen Vertrag mit dem Amt für Jugend, Familie und Bildung der bis Ende 2013 befristet ist und die Ziele und damit den Rahmen für das Projekt feststeckt.

Ihr betreibt Lobbyarbeit für Kinder und Jugendliche. Seid Ihr ausreichend finanziell ausgestattet? Ich meine, die politisch entscheidenden Kräfte nehmen das Wort Demokratie ja gern in den Mund – werdet Ihr, die Ihr Demokratieförderung in Bestformat macht, auch wirklich unterstützt?

Die gesamte Jugendhilfelandschaft Leipzigs braucht mehr Lobby und finanzielle Unterstützung und leidet unter der Unlogik, dass die Stadtverwaltung nichts gegen den Irrglauben tut, dass bei gleichbleibendem Etat und ständig steigenden Kürzungen, die Leistungen automatisch sinken müssen.
Der Stadtjugendring arbeitet seit Jahren mit 2 Mitarbeiter_innen, die sich 1 2/3 Stellen teilen. Mit zwei vollen Stellen könnte hier stabiler gearbeitet werden. Wenn der Jugendetat nicht erhöht wird, wird es 2013 mal wieder zu Stundenverringerung und damit auch zu weniger Leistung kommen.

Meine eigene Stelle ist leider derzeit nur mit 20 Stunden finanziert, das reicht vorn und hinten nicht aus für eine Großstadt vom Leipziger Format. Deshalb freut es mich, dass zwei Stadtratsfraktionen hier Anträge zur Erhöhung an den Stadtrat gestellt haben. Ich halte die Daumen, dass diese Anträge beschlossen werden. Damit verbunden wäre dann auch ein höherer Aktionsfond, der den Jugendlichen für die Umsetzung ihrer Projekte möglichst unbürokratisch zur Verfügung gestellt werden soll.

Was wünschst Du Dir ganz persönlich von den in Leipzig entscheidenden Personen und Kräften, ganz speziell?

Ich wünsche mir, dass das Wort Jugendbeteiligung nicht nur als leere Worthülse kursiert, sondern das Jugendbeteiligung auch tatsächlich umgesetzt wird und den Jugendlichen eine Möglichkeit gegeben wird, mitzureden und mitzuentscheiden.

Das setzt voraus, dass die Stimme der Jugendlichen ernst genommen wird und ein entsprechendes Gewicht bekommt. Dafür ist es unabdingbar die Kommunikation zwischen allen Entscheidungsträgern zu verbessern, um entsprechende Ansprechpartner zu kennen und somit Absprachen für die Jugendlichen zu erleichtern. Um Jugendliche zu motivieren ist es wichtig, dass Entscheidungsprozesse transparent, Entscheidungsrahmen klar und Zeiträume für die Umsetzung kurz gestaltet werden.

Jugendbeteiligung ist ein Recht für Jugendliche, aber eine Pflicht der Verwaltung und der Kommunen. Das sollte allen bewusst sein. Wir brauchen keine Alibiprojekte! Jugendliche merken ganz schnell, wer es ernst mit ihnen meint und wer nicht. Es wird sich bitter rächen, wenn wir das nicht beherzigen.

Für das Projekt Jugendbeteiligung, welches bis Dezember 2013 läuft, wünsche ich mir, dass es personell aufgestockt werden kann und auch nach 2013 fortgeführt wird.

Danke Teresa – und hier hast Du auch nochmal die Möglichkeit ganz persönlich zu Deiner Sprechstunde einzuladen:

Wenn ihr Ideen habt, aber noch nicht genau wisst, wie ihr diese umsetzen könnt, würde ich mich sehr freuen, wenn ihr in einer der Sprechstunden (jeden Mittwoch von 16 – 18 Uhr im Quartiersmanagement Leipziger Westen in der Karl-Heine-Str. 54 oder jeden Montag von 16 – 18 Uhr im Südpol in der Bornaischen Str. 49) vorbeischaut.

Ihr habt die Möglichkeit andere Jugendliche kennenzulernen und gemeinsam über Veränderungen in eurer Umgebung zu reden. Im Rahmen des Projektes steht auch ein Aktionsfonds zur Verfügung, so dass wir kleinere Projekte auch finanziell unterstützen können. Das Schöne ist: ihr könnt selbst entscheiden, woran gearbeitet werden soll!

Falls ihr Lust habt stadtweit mitzumischen oder euch in kommunalpolitische Debatten einzubringen, dann kommt zur Initiative Jugendparlament die sich regelmäßig im Stadtjugendring, Dresdner Str. 82 trifft. Die nächsten Treffen findet man auf der Facebook Seite der Initiativgruppe Jugendparlament (Jugendparlament Leipzig).

Wenn ihr noch Fragen habt, schreibt einfach eine Mail, oder meldet euch per Facebook (Teresa Jugendbeteiligung).

Kommt vorbei – ich freu mich auf euch!
http://qm.leipzigerwesten.de/aktuelle-nachrichten-aus-dem-leipziger-westen/Archiv/1044/Sprechstunde-des-Stadtjugendrings-im-Leipziger-Westen.htm

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