Jedes Jahr findet der Tag des Leipziger Auwaldes statt, den der NABU-Regionalverband Leipzig und das städtische Amt für Umweltschutz gemeinsam organisieren. Ziel ist es, über die Besonderheiten dieses Ökosystems, über Bedrohungen und Schutzbemühungen zu informieren. Jedes Jahr wird außerdem ein Auwaldtier oder eine Auwaldpflanze ausgewählt, um als "Botschafter" für das Anliegen des Naturschutzes zu fungieren.

Der Auwaldtag 2013 wird am Dienstag, 16. April, um 15.30 Uhr in der Auwaldstation Leipzig (Schlossweg 11) eröffnet. Im Rahmen der Veranstaltung wird das Leipziger “Auwaldtier des Jahres” vorgestellt; anschließend führt eine Exkursion in dessen Lebensraum.

Der Auwald ist Leipzigs wertvollstes Naturerbe. Er liegt mitten in einer europäischen Großstadt und ist damit ein in dieser Art und Größe fast einmaliges Ökosystem. Wertvoll ist der Auwald als Lebensraum für Tiere und Pflanzen, aber ebenso wichtig ist er für die Menschen in der Region. Die Leipziger lieben ihren Auwald, dennoch ist er vielen Bedrohungen ausgesetzt. Der Naturschutzbund NABU möchte darauf aufmerksam machen und über die interessanten Besonderheiten dieser Flusslandschaft informieren. Dazu organisiert der NABU Regionalverband Leipzig jedes Jahr – unterstützt vom Amt für Umweltschutz der Stadt – den Tag des Leipziger Auwaldes, der seit 1994 immer am 16. April stattfindet.

Experten informieren über die vielfältige Auwaldnatur und über die Arbeit des NABU für den Schutz der Leipziger Flusslandschaft. Jedes Jahr wird ein Auwaldtier oder eine Auwaldpflanze bestimmt, die als “Botschafter” symbolisch für das Anliegen der Naturschützer steht.In diesem Jahr kandidieren drei Weichtiere (Mollusken) als Auwaldtier des Jahres: eine Muschel sowie eine Land- und eine Süßwasserschnecke.

Die sehr seltene Gemeine Sumpfschnecke (Stagnicola palustris), die verwandt ist mit der bekannten Spitzhornschnecke, bewohnt bevorzugt pflanzenreiche Teiche, Seen und Gräben, zum Beispiel in der nordwestlichen Leipziger Auenlandschaft bei Schkeuditz. Sie atmet Luft und muss deshalb regelmäßig an die Wasseroberfläche kommen. Sie ernährt sich überwiegend von Algen, aber auch von Aas.Die Häubchenmuschel (Musculium lacustre) lebt hauptsächlich in Tümpeln und Teichen, die nicht zu stark mit Nährstoffen angereichert sind, sowie in zeitweilig austrocknenden Kleingewässern. Damit ist sie ein typisches Auwaldtier. Bemerkenswert ist, dass diese Muschel eine Art Brutpflege betreibt, denn die befruchteten Eier entwickeln sich in der Kiemenhöhle des Elterntieres, so dass nach einer gewissen Zeit fertige und schon recht große Jungmuscheln geboren werden.

Die Ufer-Laubschnecke (Pseudotrichia rubiginosa) lebt in Wäldern und Sümpfen sowie auf Wiesen im Überflutungsbereich größerer Flüsse und ist damit ebenfalls ein typischer Bewohner der Auenlandschaft und angewiesen auf regelmäßige Überflutungen. Eng verwandt ist die Ufer-Laubschnecke mit recht bekannten Landschnecken wie Weinbergschnecke und Bänderschnecke. Relativ ungewöhnlich für eine Schnecke ist, dass ihr Gehäuse mit unzähligen kurzen Haaren bedeckt ist, die bei älteren Tieren aber oft abgewetzt sind.

Mit ihren unterschiedlichen Bedürfnissen stehen diese drei Weichtiere stellvertretend für die schutzwürdige Lebensraumvielfalt des Auenökosystems. Die Naturschützer lenken damit den Blick auf eine Tiergruppe, die bei vielen Menschen keine große Sympathie findet. Schnecken sind in vielen Gärten nicht gerne gesehen, Muscheln kennt man eher als leere Hülle, als hübsches Urlaubsmitbringsel.

Doch die Weichtiere spielen im Ökosystem eine wichtige Rolle, gerade auch im Leipziger Auwald. Darüber hinaus können sie Hinweise geben auf den Zustand des Lebensraums. Nur eine intakte Auwaldnatur mit gesunden, naturnahen Gewässern und ausreichend Feuchtigkeit bietet ihnen ein Zuhause. Deshalb stehen Weichtiere und lebendige Gewässer in diesem Jahr im Mittelpunkt des Leipziger Auwaldtages.

Eröffnet wird die Veranstaltung am 16. April um 15.30 Uhr in der Auwaldstation Leipzig (Schlossweg 11) von Umweltbürgermeister Heiko Rosenthal, der dann auch das Leipziger “Auwaldtier des Jahres” bekannt geben wird. Eine Expertin wird es danach in einem Vortrag näher vorstellen. Außerdem wird der Naturschutzbund über das Renaturierungsprojekt “Lebendige Luppe” informieren, in dem der NABU unter anderem mit der Stadt Leipzig, der Universität Leipzig und dem Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) zusammenarbeitet. Dabei geht es um die Wiederbelebung ausgetrockneter, ehemaliger Flussläufe in der Leipziger Auenlandschaft. Der Wasserhaushalt soll damit verbessert werden, außerdem entstehen so auch weitere wertvolle Lebensräume für Tiere und Pflanzen, auch für Weichtiere. Im Anschluss ist eine Exkursion in das Naturschutzgebiet “Burgaue” geplant, den Lebensraum des diesjährigen Auwaldtieres.

www.nabu-leipzig.de

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