Es sind nicht nur die jungen Menschen von Fridays for Future, die daran verzweifeln, wie langsam die alten Tanker von Politik und Wirtschaft umsteuern, um endlich all das zu tun, was in Reaktion auf den Klimawandel jetzt dringend getan werden muss. Natürlich muss sich dabei auch unser Leben verändern. Wer etwas anderes glaubt, hat die Lage nicht verstanden. Aber wie wollen wir 2048 leben? Darüber soll im August auf einem Kongress in Leipzig diskutiert werden. Der wird coronabedingt zum Teil ins Internet verlegt.

Auf dem Kongress „Zukunft Für Alle“ sollen konkrete Vorschläge für eine gerechte Zukunft entwickelt und diskutiert werden. Denn einfach nur eine Anpassung an die Bedingungen des Klimawandels nutzt nichts, wenn dabei nicht eine solidarische Gesellschaft entsteht, die die wirtschaftlichen Folgen auch gemeinsam bewältigt.

Die Veranstaltung vernetzt Aktive aus sozialen Bewegungen, Wissenschaft, Politik, Medien, Gewerkschaften, Nichtregierungsorganisationen und alternativ-ökonomischen Projekten. Aufgrund der Corona-Pandemie ist das Workshop-Programm überwiegend digital. Einzelne Veranstaltungen finden unter den nötigen Hygieneauflagen in Leipzig statt.

Veranstaltet wird der Kongress vom Konzeptwerk Neue Ökonomie, gemeinsam mit rund 100 Freiwilligen und 60 Partnerorganisationen. Die Veranstaltenden rechnen mit 1.500 Teilnehmenden an den digitalen und analogen Formaten.

In rund 150 Workshops und 20 Podiumsdiskussionen sollen konkrete Utopien für das Jahr 2048 entwickelt werden, beschreibt das Netzwerk Neue Ökonomie das Anliegen des Kongresses. Ziel ist es, eine Zukunft zu entwerfen, die die Bedürfnisse aller Menschen in den Mittelpunkt stellt und die Lebensgrundlagen erhält.

„Die Corona-Pandemie verschärft bestehende Ungerechtigkeiten und macht einmal mehr deutlich, dass die kapitalistische Wachstumsgesellschaft nicht zukunftsfähig ist“, erklärt Ronja Morgenthaler vom Konzeptwerk Neue Ökonomie.

„Wir müssen die Bedürfnisse der Menschen ins Zentrum unserer Gesellschaft stellen, statt Profit und Wachstum. Eine gerechte und ökologische Zukunft für alle kann es nur geben, wenn wir unsere Wirtschaft umbauen. Wie genau das aussehen kann und wie wir diese Zukunft verwirklichen können, diskutieren und planen wir auf dem Kongress.“

Der Kongress ist entlang 14 gesellschaftlicher Themenstränge wie Arbeit, Klima, Landwirtschaft, Gesellschaftsorganisation, Finanzsystem und Wohnen strukturiert. Referierende der jeweiligen Themenbereiche sind unter anderen Alassane Dicko von Afrique-Europe-Interact, die Autorin Bini Adamczak, Rouzbeh Taheri von Deutsche Wohnen Enteignen und Silke Helfrich vom Commons-Institut.

Die Konzepte und Ideen aus den verschiedenen Bereichen werden im Verlauf der Veranstaltung miteinander ins Gespräch gebracht und verknüpft. Eingerahmt wird der Kongress von einem Kunst- und Kulturprogramm, um neben dem inhaltlichen Austausch einen utopischen Raum zu schaffen, der eine andere Gesellschaft nicht nur denkbar, sondern auch spürbar macht.

„Die aktuellen gesellschaftlichen Krisen machen es möglich, dass wir über die Zukunft noch einmal neu nachdenken können. Sie zeigen uns, dass alles auch ganz anders sein könnte – und müsste“, sagt Mascha Schädlich von der Vorbereitungsgruppe des Kongresses. „Gerade jetzt brauchen wir Orte an denen wir zusammenkommen und ausloten, welche Möglichkeiten gesellschaftlicher Veränderung sich öffnen und wie wir diese für eine Transformation nutzen können.

Konkrete Utopien und positive Visionen über ein anderes Zusammenleben bieten Orientierung für politisches Handeln. Wir müssen wissen, wo wir hinwollen und wie wir dahin kommen, damit wir in der Zukunft in einer Gesellschaft leben können, die demokratischer, sozialer und umweltverträglicher ist als die jetzige.“

Das organisierende Konzeptwerk Neue Ökonomie setzt sich für eine soziale, ökologische und demokratische Wirtschaft und Gesellschaft ein. Es eröffnet Bildungs- und Austauschräume rund um Themen des sozialökologischen Wandels und will zeigen, dass alternative Wirtschaftsformen schon heute existieren und als Anknüpfungspunkte für diesen Wandel dienen. Durch die Kooperation mit wachstumskritischen Initiativen und sozialen Bewegungen für globale Gerechtigkeit will das Konzeptwerk Neue Ökonomie e.V. eine Veränderung von unten bestärken.

Kooperationspartner des Kongresses Zukunft Für Alle sind unter anderem: Afrique-Europe-Interact, Attac, Friedrich-Ebert-Stiftung, Glokal, Heinrich-Böll-Stiftung, IG Metall, ILA Werkstatt, Medico, Powershift, Robin Wood und die Rosa-Luxemburg-Stiftung. Aufgrund der Corona-Pandemie wird die Veranstaltung in unterschiedlichen Formaten stattfinden. Geplant sind Veranstaltungen mit ausreichend Abstand, digitale Workshop-Formate und Streamingangebote.

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